Afghanistan: Nur jedes dritte Mädchen geht zur Schule

Oktober 2017: UNICEF stellt Schule Provinz Helmand Materialen bereit.
Bericht von "Human Rights Watch" am Dienstag veröffentlicht. Schlechte Sicherheitslage, Armut und Binnenflucht als Gründe. Und vor allem fehlen Lehrerinnen.

Die Zahl der afghanischen Mädchen mit Schulbildung geht zurück, warnen Experten der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). In einem am Dienstag veröffentlichten 132 Seiten langen Bericht über den Zugang von afghanischen Mädchen zu Bildung heißt es, die Bemühungen von Gebern und Regierung seien in den vergangenen Jahren erheblich eingebrochen.

"16 Jahre, nachdem die US-geführte militärische Intervention die Taliban vertrieben hat, gehen etwa zwei Drittel aller afghanischen Mädchen nicht zur Schule", hieß es weiter.

Taliban-Regime

Zur Zeit des Talibanregimes zwischen 1996 und 2001 durften nur wenige Mädchen zur Schule gehen. Die "Befreiung" der afghanischen Mädchen und Frauen war ab 2002 eine zentrale Begründung für den internationalen Einsatz in Afghanistan. Aber selbst optimistischen Statistiken zufolge sei der Prozentsatz der Mädchen, die zur Schule gingen, nie höher als 50 Prozent gewesen, heißt es in dem Bericht.

"Ein einziger Angriff kann Hunderte Eltern ängstigen und für Jahre davon abhalten, Töchter zur Schule zu schicken"

Nun trieben die schlechte Sicherheitslage, Armut und Binnenflucht wieder Mädchen aus den Schulen, sagt Frauenrechts-Direktorin Liesl Gerntholtz. "Ein einziger Angriff kann Hunderte Eltern ängstigen und für Jahre davon abhalten, Töchter zur Schule zu schicken", heißt es in dem Bericht. Die Taliban kontrollieren nach Militärangaben heute rund elf Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30 Prozent.

Lehrerinnen fehlen

Besonders problematisch sei, dass Lehrerinnen fehlten, weil viele Eltern nicht erlaubten, dass ihre Töchter von Männern unterrichtet werden, erklärt die Autorin des Berichts, Heather Barr. In sieben von 34 Provinzen seien weniger als zehn Prozent aller Lehrkräfte Frauen. In 17 Provinzen seien es weniger als 20 Prozent. Andere Barrieren seien die Ablehnung von Mädchenbildung in Gemeinden, die frühe Verheiratung von Mädchen, Kinderarbeit und ein Mangel an Schulen.

HRW kritisiert auch, dass Hilfsgelder weniger würden. Viele Kinder lernten wegen fehlender staatlicher Schulen in NGO-Initiativen, und hier mache sich der Geldmangel schon bemerkbar.

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