Machtkampf nach dubiosem Ergebnis bei Wahl

Ashraf Ghani bei einer Pressekonferenz in Afghanistan.
In Afghanistan werden Vorwürfe des Wahlbetrugs laut.

Sowjetische Besatzer, Taliban-Herrschaft, später NATO-Truppen – die Präsidentenwahlen sollten Afghanistan nach Jahrzehnten in eine neue, eigenständige Zukunft führen. Doch wie es aussieht, steht das Land neuerlich vor einem totalen Chaos: Der hohe Favorit, der frühere Außenminister Abdullah Abdullah, erkennt das vorläufige Ergebnis der Stichwahl von Mitte Juni nicht an, das Ex-Finanzminister Ashraf Ghani als klaren Sieger ausweist. Abdullah, im ersten Wahlgang klar voran, erklärte sich selbst zum Wahlsieger und sprach von Wahlbetrug, den er nicht akzeptieren werde, "nicht heute, nicht morgen, niemals".

Die Wahlkommission in Kabul gestand Unregelmäßigkeiten beim Urnengang ein und erklärte, nach Prüfung aller Beschwerden sei "eine Änderung des Ergebnisses möglich".

Abdullah kritisierte ein "Dreieck des Betruges" zwischen der Regierung des scheidenden Präsidenten Karzai, der Wahlkommission und dem Wahlkampfteam Ghanis. Er strebe aber keine Spaltung des Landes an: "Wir wollen keinen Bürgerkrieg, wir wollen keine Krise. Wir wollen Stabilität, nationale Einheit, keine Spaltung."

USA drohen

Abdullah kündigte an, US-Außenminister Kerry werde am Freitag in Kabul erwartet, um bei der Lösung der Wahlkrise zu helfen. Kerry sagte bei einem Besuch in Tokio, er habe Berichte über "Proteste in Afghanistan und Andeutungen über eine ,Parallelregierung‘ mit den größten Sorgen zur Kenntnis genommen". Die US-Regierung drohte mit einem Stopp internationaler Finanz- und Militärhilfen im Fall einer illegalen Machtübernahme.

Bei einem Selbstmordanschlag im Bezirk Bagram nördlich von Kabul wurden mindestens zehn Zivilisten, vier NATO-Soldaten und zwei Polizisten getötet.

Kommentare