Dieses wird illegal nach Polen exportiert, was die Preise massiv drückt. So kostet eine Tonne Weizen in Polen umgerechnet 150 Euro, vor einem Jahr war es das Doppelte. Bereits im Juli hatte die oppositionelle Bauernpartei PSL im Sjem auf den Missstand hingewiesen, dass Getreide aus der Ukraine – eigentlich für Afrika bestimmt – nach Polen gelange.
Von der Regierung ignoriert
Die nationalkonservative Regierung ignorierte dies lang. Nach Angaben der Gewerkschaft "Solidarnosc" wurden bereits drei Millionen Tonnen illegal importiert. Erst vor einer Woche reagierte Premierminister Mateusz Morawiecki und erklärte, dass dieses Getreide von jetzt an wieder exportiert werden müsse. Die Bauern ließen sich davon nicht von ihren Traktorenblockaden abhalten. So rollten sie zu Wochenbeginn im westpolnischen Szczecin ein.
Minister tritt ab
Pünktlich zum Besuch des ukrainischen Staatsgasts musste am Mittwoch Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk seinen Hut nehmen. Die Regierung in Warschau versprach Millionen an Ausgleichszahlungen. Doch weder der Wechsel an der Spitze noch das Geld beeindruckte die Bauern, die mittlerweile auch in anderen polnischen Städten protestieren.
"Das Problem liegt nicht beim Landwirtschaftsminister, sondern beim gesamten Regierungs-Team", sagte Wieslaw Gryn von der Protestbewegung "Betrogene Landwirtschaft" gegenüber den polnischen Medien. Die aufgebrachten Bauern fordern, dass das Problem umgehend gelöst wird und auch die Verantwortlichen für die illegalen Importe öffentlich Stellung beziehen.
MiG-Kampfjets kommen
Polens Präsident Andrzej Duda erwähnte das Thema vor der Presse, ging aber nicht näher darauf ein.
Ansonsten war das Programm auf gegenseitige Wertschätzung ausgelegt. Selenskij wurde gleich zu Beginn des Besuches der "Weiße Adler" überreicht, Polens höchster Orden. Außerdem wurde dem 45-jährigen Ukrainer bei der gemeinsamen Pressekonferenz vom polnischen Staatspräsidenten ein weiteres "Verteidigungspaket" versprochen. Erst kürzlich sind die ersten MiG-29 Kampfflugzeuge aus Polen an die ukrainischen Streitkräfte geliefert worden. Duda versprach, dass es in Kürze 14 MiG-29 sein würden, die restlichen sechs könnten geliefert werden, wenn Polen seine neuen Flugzeuge aus den USA geliefert bekomme.
"Hätte früher kommen sollen"
Das NATO- und EU-Mitglied Polen mit knapp 40 Millionen Einwohnern beherbergt etwa 1,3 Millionen Ukrainer, die nach der Invasion geflohen waren und länger bleiben wollen. Insgesamt leben über 3,5 Millionen Ukrainer in Polen. Schon deshalb, so die Kritik, hätte Selenskij eigentlich viel früher nach Polen kommen sollen.
Kommentare