Ägypten: Wahl um einen Tag verlängert
Ägyptens Wahlkommission hat die Präsidentenwahl um einen Tag verlängert. Das berichtete das Staatsfernsehen am Dienstag. Damit dauert die Abstimmung insgesamt drei Tage und die Ägypter können noch an diesem Mittwoch ihre Stimme abgeben.
Bei der Wahl hat sich am Dienstag eine schwache Wahlbeteiligung abgezeichnet. Das Nachrichtenportal "Al-Shorouk" meldete, am Vortag seien lediglich rund zehn Millionen Ägypter zur Abstimmung gegangen. Wahlberechtigt waren etwa 53,9 Millionen. Lange Warteschlangen vor den Wahllokalen wie am Montag waren bei Temperaturen bis zu 38 Grad nicht zu beobachten. Das offizielle Resultat soll am 5. Juni bekanntgegeben werden.
Zur Abstimmung - der ersten Präsidentenwahl seit der Entmachtung des Islamisten Mohammed Mursi im Juli 2013 - waren nur zwei Kandidaten angetreten. Der ehemalige Militärchef Abdel Fattah al-Sisi, dem beste Chancen ausgerechnet werden, und der Linkspolitiker Hamdien Sabahi, der bei der letzten Präsidentenwahl 2012 Dritter geworden war - hinter Mursi und dem Kandidaten des alten Regimes, Ahmed Shafik. Bei Mursis Wahl soll die Beteiligung in der ersten Runde bei rund 45 Prozent gelegen haben.
Anhänger von Al-Sisi waren in der Nacht mit ihren Autos hupend und Fahnen schwenkend durch Kairo gefahren, um den erwarteten Sieg des Feldmarschalls zu feiern. Straßenhändler boten T-Shirts mit seinem Foto an. Die Unterstützer seines einzigen Herausforderers Sabahi blieben zurückhaltender. In den Wahllokalen wurden sie teilweise von Al-Sisi-Anhängern angefeindet. In einem leerstehenden Gebäude im Kairoer Stadtteil Heliopolis detonierte am Dienstag ein Sprengsatz. Nach Informationen des Nachrichtenportals "Al-Ahram" wurde ein Mensch verletzt. Am Vortag waren neben einigen Wahllokalen kleinere Sprengsätze detoniert, die Sachschaden verursachten.
Die Muslimbrüder, die zum Wahlboykott aufgerufen hatten, sahen sich durch die schwache Beteiligung bestätigt. Am Montag waren nach Angaben lokaler Wahlbeobachter etwa zehn Anhänger der Islamisten-Bewegung festgenommen worden, die versucht hätten, die Wahl zu stören. Am Dienstag kam es nicht zu größere Protestaktionen.
Sicherer Sieg
Einige Beobachter wiesen darauf hin, dass sich ein Teil der Wähler wohl deshalb nicht zum Urnengang habe aufraffen können, weil der Sieg von Al-Sisi ohnehin als sicher gegolten habe.
Die neue ägyptische Führung ringt seit dem Sturz von Präsident Mursi um Legitimität. Der Islamist Mursi war nach Massenprotesten gegen seine Regierung im Juli 2013 von der Armee abgesetzt und in Gewahrsam genommen worden. Seither wurden mehrere Gerichtsverfahren gegen ihn eröffnet. Menschenrechtsorganisationen und westliche Regierungen hatten die neue ägyptische Führung in den vergangenen Monaten mehrfach aufgefordert, ihre Verhaftungswelle gegen die Muslimbruderschaft zu beenden.
Kommentare