Ägypten blockiert Marsch nach Gaza: 1.700 Aktivisten müssen umdrehen

Pro-Palestinian protesters call on Brazilian government to break relations with Israel
1.700 pro-palästinensische Aktivisten wollten von Tunesien aus in den Gazastreifen laufen, doch Ägypten ließ sie nicht durch. Jetzt drehen sie um.

Etwa 1.700 pro-palästinensische Aktivisten, die ursprünglich von tunesischem Territorium aus in den Gazastreifen marschieren wollten, sehen sich nun gezwungen, umzukehren. Die Gruppe hatte geplant, auf dem Landweg über Libyen und Ägypten in das Kriegsgebiet zu gelangen. Doch wie auf ihrer Facebook-Seite mitgeteilt wurde, verweigerten die ägyptischen Behörden ihnen die Einreise.

Zuvor hatten die Teilnehmer mehrere Tage in Libyen festgesessen. Jetzt bereiten sie ihre Rückkehr nach Tunesien vor. Gleichzeitig setzen sie sich dafür ein, dass jene Mitglieder ihrer Gruppe freigelassen werden, die weiterhin in Libyen festgehalten werden.

Was steckt hinter dem "Global March To Gaza"?

Rund 50 Kilometer wollten sie laufen: Startpunkt war die Stadt Al-Arisch im Norden des Sinais, Ziel wäre Rafah und somit die Grenze zum Gazastreifen gewesen. Die Herausforderungen waren schon im Vorhinein klar: der lange Weg durch die Wüste - und die Grenzkontrollen in Libyen und Ägypten. Aktivisten des Global March To Gaza mobilisierten dazu seit einigen Wochen weltweit. Erwartet wurden mehrere Tausend Menschen. Mit dieser Aktion wollten sie auf die humanitäre Krise im Gazastreifen aufmerksam machen, und ein Zeichen gegen die israelische Blockade setzen.

Zu diesem Zweck versuchten Aktivisten aus diversen Ländern nach Ägypten zu kommen; darunter Menschen aus den Niederlanden und Deutschland. Immer wieder kam es zu Festnahmen. Ägyptische Behörden hielten bereits Ende letzter Woche rund 400 Aktivisten in der Stadt Ismailia, nahe dem Suezkanal, auf. Laut Angaben aus Sicherheitskreisen beschlagnahmten sie ihre Reisepässe und planten eine Abschiebung über den Flughafen in Kairo, in ihre Heimatländer.

Der Global March To Gaza ist nicht die erste propalästinensische Protestaktion von aktivistischer Seite: Erst Anfang Juni versuchte Aktivistin Greta Thunberg mit der "Madleen", einem Segelschiff des Bündnisses "Freedom Flotilla Coalition", auf dem Seeweg nach Gaza zu kommen. Israelische Behörden hielten das Schiff illegal auf. Die Begründung: Man dürfe keinen Präzedenzfall schaffen.

Greta Thunberg arrives in Catania with the Freedom Flotilla Coalition headed to Gaza

Thunbergs "Madleen" auf dem Weg nach Gaza

Gefährliche Reise

Der Global March To Gaza sah sich mit zahlreichen Hürden und Gefahren konfrontiert, wobei der Sicherheitsaspekt besonders herausstach. Die Küstenregion rund um Al-Arisch im nördlichen Sinai ist, aufgrund von politischer Instabilität und Präsenz militanter Gruppen (IS), äußerst gefährlich. Hinzu kommen militärische Auseinandersetzungen und Grenzkonflikte. Aktivisten mussten eine Strecke von 50 Kilometern durch ungesichertes Gebiet überwinden, während sie sich der Bedrohung durch Landminen und ständige Sicherheitsrisiken ausgesetzt sahen. 

Niemand wusste, was passieren würde, wenn man an der libyschen oder ägyptischen Grenze festgehalten würde. Selbst bei Erreichen des Gazastreifens hätte viel Unklarheit geherrscht. Wie hätte die israelische Armee reagiert? Wie lange wären die Aktivisten in Rafah geblieben? Fragen, auf die keiner eine Antwort hatte. 

Auch organisatorisch war der Marsch eine Herausforderung: Um teilnehmen zu wollen, musste man den Telegram-Kanal der Delegation des eigenen Landes finden, und diesem beitreten. Hatte das jeweilige Land keinen eigenen Kanal, konnte man für Informationen auch dem internationalen Telegram-Kanal beitreten. Dann folgte eine Registrierung, Beantragung und Genehmigung eines E-Visums. Zuletzt musste jeder Teilnehmer seine Flüge buchen, und dementsprechend zahlen.

Der Marsch war eine reine Bürgerbewegung. Das heißt; jeder war für sich selbst verantwortlich - es gab keine finanzielle Unterstützung. Auch das Thema Versorgung war problematisch. Alleine für die Flüge mussten Teilnehmer teilweise mehrere Hundert Euro hinstrecken. 

Die Rolle Ägyptens

Israels Verteidigungsminister Israel Katz forderte Ägypten bereits zu Beginn des Marsches dazu auf, den Konvoi zu blockieren. Man müsse die Ankunft "jihadistischer Protestierender" an der Grenze verhindern. Ägyptens Behörden forderten Aktivisten daraufhin auf, sich an Sicherheitsbestimmungen zu halten und die Grenzen des Gazastreifens zu respektieren. Ohne Erlaubnis sei das Betreten des Grenzgebiets nicht gestattet.

Gleichzeitig betonte Ägypten, die Inhalte des Marsches zu unterstützen. Das Land werde sich weiterhin für ein Ende aller "Aggressionsstufen gegen den Gazastreifen" und der "humanitären Katastrophe" einsetzen. Ägyptens Regierung bezeichnete die Bevölkerung Gazas als "palästinensische Geschwister", denen man helfen müsse.

Dem gegenüber stehen seit Beginn des Global March To Gaza Berichte über anreisende Aktivisten, die in Ägypten abgefangen, festgenommen und ausgewiesen werden.

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