Auer übernimmt Bauernbund

Das Jahr 2011 ist das Jahr der schwarzen Rücktritte. Der Bundesparteichef, ein ehemaliger Bundeskanzler, eine Landeschefin, der Delegationsleiter im EU-Parlament und mehrere Abgeordnete: Alle legten sie in den letzten Monaten mehr oder minder freiwillig ihre Ämter nieder. Jetzt hat sich auch Bauernbund-Chef
Fritz Grillitsch selbst abgeschafft. Er war nach der Einladung des umstrittenen Autors Thilo Sarrazin ("Deutschland schafft sich ab") und seinen eigenartigen Aussagen zur Zuwanderung parteiintern in die Kritik geraten.
In den vergangenen Tagen hatten sich die Gerüchte verdichtet, dass Grillitsch abgelöst wird. Nach dem der KURIER dies Mittwochabend als erste Zeitung gemeldet hatte, überschlugen sich die Ereignisse. Mehrere Funktionäre bestätigten den baldigen Abgang, andere waren überrascht. Vor allem die Nachfolgefrage war nicht unumstritten. Doch nach hektischen Telefonaten wurde am Freitag Jakob Auer zum neuen Bauernbund-Chef gekürt.
"Neue Aufgaben"

Grillitsch trat Donnerstag früh die Flucht nach vorne an und kündigte per Aussendung seinen Rückzug aus der Spitzenpolitik an. Er legt seine Funktionen als Bauernbund-Präsident sowie als Vizeklubchef der ÖVP im Parlament zurück. Sein Nationalratsmandat wird Grillitsch bis zum Auslaufen der Legislaturperiode 2013 behalten. "Nach über zehn Jahren in der Spitzenpolitik ist auch für mich die Zeit gekommen, in ein normales Leben zurückzukehren und mich neuen Aufgaben zu stellen", erklärte er. Der Beschluss sei über den Sommer gereift. Der 53-jährige Steirer war seit 2001 Chef des ÖVP-Bauernbundes, hinter dem 300.000 Mitglieder stehen.
Lob zum Abschied
Die Partei begleitete seinen Rückzug mit vielen lobenden Worten. Grillitsch übergebe "einen starken
Bauernbund. Seine persönliche Entscheidung, sich zurückzuziehen, ist zu respektieren", so VP-Chef Spindelegger. Klubobmann Kopf pries "Erfahrung, Kompetenz und Einsatzbereitschaft" seines bisherigen Vizes im Parlamentsklub.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter sieht in der Grillitsch-Ablöse "eine Chance für eine neue Agrarpolitik". Und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der bei der Grillitsch-Veranstaltung mit Sarrazin aufgetreten war, bietet "gemobbten und enttäuschten ÖVP-Funktionären" Zusammenarbeit an.
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