Antibiotika machten Malaria-Kur unnötig

"Die Malaria-Therapie war der erste Durchbruch zu einer wirksamen Behandlung", sagt der Psychiater und Neurologe Dr.
Eberhard Gabriel. Durch gezielte Infektion des Gehirns habe man die "progressive Paralyse" stoppen können. Nach dem
Zweiten Weltkrieg "waren auch bei uns Antibiotika verfügbar", erklärt Gabriel. Die Behandlung sei damit "viel wirksamer erfolgt". Die Malaria-Kur sei somit obsolet geworden.
Gabriel, der selbst ab 1967 an der Uni-Klinik Wien in der Frauenabteilung gearbeitet hat, erinnert sich jedoch an Versuche des damaligen Klinik-Vorstandes (und Wagner-Jauregg-Schülers) Hans Hoff: "Offenbar hat der damalige Klinikchef eine weitere Indikation für die Malaria-Therapie erkannt." Hoff sei davon ausgegangen, dass eine "psychopathische Störung des Menschen etwas mit der verzögerten Reife des Hirns zu tun hat", sagt Gabriel. Offenbar wollte Hoff mit der Injektion von geschwächten Malaria-Erregern die "Reife des Hirns" steigern. Wie aus zahlreichen psychologischen Gutachten der Zeit hervorgeht, ist vielen Heimkindern damals "Unreife" bis hin zur "Debilität" vorgehalten worden.
"Ich kann mir aber schlecht vorstellen, dass das bei uns in der Kinderabteilung durchgeführt worden ist", meint Gabriel. Er selbst sei erst ab 1967 in der Klinik tätig gewesen. Univ. Prof. Siegfried Kasper leitet derzeit die Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Wien. Er findet "solche Versuche schrecklich". Er könne sich nicht vorstellen, dass derartige Experimente unter Hans Hoff stattgefunden haben. Kasper gibt aber zu bedenken, dass "die wissenschaftlichen Standards damals noch nicht so hoch waren".
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