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Ametsreiter gab sich unwissend
Bei seiner Einvernahme gab der Telekom-Boss an, pikante eMails nicht gekannt zu haben.
Ehe er gefragt wurde, was er von den 200.000 internen, teils pikanten eMails hält, deren Inhalte am Mittwoch veröffentlicht wurden, sah sich Hannes Ametsreiter zu einem moralischen Geständnis genötigt. „Wir sind auf das, was passiert ist, nicht stolz“, sagte der Chef der Telekom Austria zu kolportierten Malversationen und Zahlungen seines Unternehmens an Politiker und Parteien. Angesichts des „Sittenbildes“ wolle man alles tun, um der Wahrheit ans Licht zu verhelfen.
Irritationen
Manch Mitglied im U-Ausschuss hegte gestern Zweifel, wie ernst Ametsreiter die Ankündigung nimmt. Denn ebenso irritierend wie der Inhalt der eMails (darin geht es um Gefälligkeiten wie einen Tour-Bus für den Sohn von Ex-Staatssekretär Morak, und wie die Telekom damit umgehen soll, Anm.) war für die Ausschuss-Mitglieder, dass zwar das Magazin News mehrere Gigabyte an aufklärungswürdigem Telekom-Schriftverkehr kennt, nicht aber die Parlamentarier. Ametsreiter gab sich unwissend: Er kenne die eMails nicht, habe davon erst am Mittwoch erfahren.
Und so ließ der mächtige Telekom-Boss gestern auch offen, ob der Ausschuss von seinem Unternehmen die spannenden Interna je bekommt. „Das hängt davon ab, zu welchem Schluss unsere Juristen kommen.“ Ametsreiters Begründung klang logisch – interne, allenfalls belastende eMails könnten den Kurs des börsenotierten Unternehmens drücken.
Doch für Ausschuss-Mitglieder wie den Freiheitlichen Fraktionsführer Walter Rosenkranz war die Ansage Grund genug, sofort eine Hausdurchsuchung bei der Telekom zu fordern. Es könne nicht sein, dass die Telekom entscheide, welche Akten Ausschuss bzw. Justiz zu Gesicht bekommen. Wie genau die 200.000 eMails an die Öffentlichkeit kamen, kann Ametsreiter nicht erklären – er glaubt, ein Mitarbeiter habe sie auf einen Datenstick kopiert.
Wirklich spannend wurde es, als Ametsreiter schon aus dem Ausschuss entlassen war. Denn die Grünen präsentierten fünf eMails, in denen es um eine „abgestimmte Vorgangsweise“ der Telekom Austria mit der Bundeswettbewerbsbehörde im Jahr 2009 geht. Laut Mails wurde die kartellgerichtliche Strafe für die Telekom von 7,2 auf 1,5 Millionen Euro gesenkt. „Die haben sich mit dem Leiter der Bundeswettbewerbsbehörde ausgemacht, wie hoch die Strafe ist“, befindet Peter Pilz. Und dieses eMail trägt als Adressat auch einen gewissen Hannes Ametsreiter.
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