Albtraum für Rechtsradikalen: Oma ist Jüdin

Ein Mann mit Kopfhörern gestikuliert vor einem Mikrofon.
Einem ungarischen Politiker der antisemitischen Jobbik-Partei wird sein Stammbaum womöglich zum Verhängnis.

Für Csanad Szegedi hätte es wohl keine schlimmere Nachricht geben können: Der ungarische Politiker der rechtsextremen Jobbik-Partei hat dieser Tage erfahren, dass er jüdische Vorfahren hat. Seine Großmutter hatte das Konzentrationslager von Auschwitz überlebt. Das gestand er nun in einem Interview mit der Zeitung Barikad.

"Ich sage nicht, dass mich diese Nachricht überrascht hätte. Aber ich brauche wohl einige Zeit, um diese Ereignisse zu verarbeiten", sagt ein geknickter Szegedi, der für Jobbik als Parteiführer im Komitat Borsod und auch als Abgeordneter zum EU-Parlament agiert. Zu seiner Großmutter Magdolna Klein, die laut Medienberichten noch am Leben ist, hatte er offenbar noch nie Kontakt.

Jüdische Organisation höhnt

Der 29-Jährige Szegedi ist in der Vergangenheit wiederholt mit antisemitischen Kommentaren und Aktionen aufgefallen, berichtet der Tagesanzeiger. So soll er unter anderem in einem Lied mit einem Nazi-Rapper damit gedroht haben, dass Ungarns Jugend zu den Waffen greifen werde, falls dem Land die Vernichtung drohe. Die jüdische Weltverschwörung und die Roma betrachtet er - getreu dem Parteiprogramm - als größte Feinde Ungarns. Im EU-Parlament nahm er zudem in einer Uniform der in Ungarn verbotenen "Ungarischen Garde" Platz.

Der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich kommentiert die für Szegedi hochpeinliche Enthüllung mit Hohn: Die Organisation spricht dem rechtsextremen Politiker seine "tiefsten Sympathien angesichts dieser schrecklichen Entdeckung" aus. Er müsse sich nun philosophischen Fragen stellen, "die weit über seinem intellektuellen Vermögen liegen".

Die Jobbik-Partei stärkt Szegedi vorerst noch den Rücken. Parteichef Gabor Vona sieht in der Nachricht gar einen Beweis, dass die Jobbik auch Juden Platz biete. Mit Antisemitismus habe die Partei natürlich nichts am Hut.

Hintergrund: Die Jobbik-Partei

Die rechtsextreme Jobbik ("Die bessere Partei“ oder auch "Die rechtere Partei“) ist seit den Wahlen 2010 die drittstärkste Partei im ungarischen Parlament. Die Partei knüpft an die Tradition der nationalsozialistischen Pfeilkreuzler an, die in Ungarn während der NS-Besatzung zum Ende des zweiten Weltkrieges für Angst und Schrecken sorgten. Die Partei agiert gegen Roma, die jüdische Weltverschwörung und setzt sich für die Wiederherstellung von Großungarn ein. Der paramilitärische Arm der Jobbik ist die "Ungarische Garde".

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