Alarmierende Muslimen-Studie in Deutschland

Eine neue Studie über das Verhalten junger Muslime in Deutschland bereitet vielen Sorgen und manchen Ärger. Laut der vom Innenministerium in Auftrag gegebenen Untersuchung ist ein Viertel der Muslime zwischen 14 und 32 Jahren ohne deutschen Pass nicht bereit, sich den Regeln und der Kultur des Gastlandes anzupassen. Bei den Eingebürgerten liegt der Anteil der Integrationsunwilligen aber auch bei 15 Prozent. In Deutschland leben etwa vier Millionen Muslime, die Hälfte davon hat einen deutschen Pass.
Die 700-Seiten-Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ basiert auf rund 700 Telefon-Interviews, der Auswertung von etwa gleich vielen einschlägigen TV-Berichten und von Internet-Foren. Sie wurde von drei deutschen Universitäten zusammen mit der Johannes Kepler Universität Linz erstellt. Dennoch ist sie wegen der statistisch nicht repräsentativen Datenbasis umstritten.
Die Verfasser bezeichnen die Integrationsverweigerer als „streng religiös, mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz“. Insgesamt aber akzeptierten 78 Prozent der deutschen Muslime „Integration mehr oder weniger“, bei der Gruppe ohne deutschen Pass seien es nur 52 Prozent.
Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte dazu: „Deutschland achtet die Herkunft und kulturelle Identität seiner Zuwanderer. Aber wir akzeptieren nicht den Import autoritärer, antidemokratischer und religiös-fanatischer Ansichten. Wer Freiheit und Demokratie bekämpft, wird hier keine Zukunft haben.“
„Erschreckend“
Der Innenpolitik-Sprecher der Union, Hans-Peter Uhl ( CSU), nannte das Ergebnis „erschreckend: Die Integrationsverweigerung kann, muss aber nicht den Nährboden für religiöse Gewalt und Terrorismus darstellen.“
Wie immer ruft allein schon die Problematisierung von Migrationsfragen auch Kritik und Besorgnis hervor. Der Integrationssprecher der FDP, Serkan Tören, kritisierte „die Verwendung von Steuergeld für eine Studie ohne Erkenntnisse“. Das religiöse Bekenntnis junger Muslime sei oft nur eine „leere Hülle zur Provokation und kulturellen Abgrenzung“, relativierte der türkisch-stämmige Koalitionspolitiker „mit seiner Kenntnis aus anderen Studien und eigener Erfahrung“ die Ergebnisse.
„Nicht überrascht“
Der Jenaer Psychologe Wolfgang Frindte, der an der Studie führend mitgearbeitet hatte, sagte, er sei „vom Ergebnis nicht überrascht“. Würden auch die Eltern- und Großeltern-Generationen in die Studie einbezogen, zeigte sich, dass der Anteil von Muslimen mit radikalen Einstellungen sinke, und sie sich vom islamistischen Terrorismus deutlich distanzierten. Sie wollten zwar ihre Herkunftskultur bewahren, gleichzeitig aber auch die deutsche Mehrheitskultur übernehmen, so der Forscher. Die Bereitschaft zur Integration sei bei nicht-deutschen Muslimen aber weitaus geringer.
Die brisante Studie wurde nicht, wie sonst üblich, von Friedrich der Öffentlichkeit präsentiert, sondern nur auf die Homepage des Ministeriums gestellt. Er erklärte das damit, dass er in der Bundestagsdebatte über die Einrichtung einer Rechtsextremisten-Datei unabkömmlich gewesen sei. Die ist nach den vor vier Monaten aufgeflogenen zehn Neonazi-Morden an Migranten der erste Versuch, die Erkenntnisse der vielen Sicherheitsbehörden über Rechtsextreme besser zu koordinieren.
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