Air-France-Absturz: Piloten überfordert

Laut Unfallermittlern wurde das Flugzeugunglück über dem Atlantik 2009 durch Pilotenfehler verursacht. Damals starben 228 Menschen.

Auf der Suche nach der Ursache für den Absturz einer Air-France-Maschine vor drei Jahren haben Unfallermittler jetzt ein abschließendes Expertengutachten vorgelegt: Demnach wurde die Flugzeugkatastrophe am Pfingstmontag 2009 maßgeblich durch Pilotenfehler verursacht. Die Ermittler teilten am Donnerstag mit, dass die Crew nach einer Vereisung der Sonden zur Geschwindigkeitsmessung mit der grundsätzlich beherrschbaren Situation überfordert gewesen wäre. Sie habe im Cockpit der Airbus-Maschine komplett die Kontrolle verloren, heißt es im Gutachten. Die Maschine vom Typ Airbus A330-200 stürzte daraufhin ins Meer. Alle 228 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen war auch eine Tirolerin. Die Maschine war auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris.

In dem Bericht geben die Ermittler auch Empfehlungen. Sie schlagen eine bessere Pilotenschulung un Verbesserungen bei den Anzeigen im Cockpit vor. Die vereisungsanfälligen Sonden des Herstellers Thales waren bereits kurz nach dem Absturz in einer Unwetterzone aus dem Verkehr gezogen worden.

Justizermittlungen laufen

BEA-Chef Jean-Paul Troadec betonte bei der Vorstellung des Gutachtens, dass seine Behörde nicht die Aufgabe gehabt habe, die Verantwortlichen zu benennen. Dies sei Sache der Justiz. Eine französische Untersuchungsrichterin ermittelt bereits seit langem in dem Fall, sie hat allerdings noch kein Anklageverfahren eingeleitet.

In ihrem Bericht wollten sich die Ermittler nicht konkret dazu äußern, ob die Fehler der Piloten auf unzureichende Schulung oder Fahrlässigkeit zurückzuführen waren. Air France wies jegliche Schuldzuweisung in Richtung des Unternehmens oder der Piloten zurück. Die Crew habe in einer außergewöhnliches Situation ihre Aufgaben bis zum Schluss erfüllt, hieß es in einer ersten Stellungnahme. Die äußeren Umstände wie das Alarmverhalten der Instrumente hätten eine bessere Reaktion verhindert.

Ermittler stützen sich auf Flugdatenschreiber

Bei den Ermittlungen zur Absturzursache stützten sich die Experten der Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) vor allem auf die Auswertung der Flugdatenschreiber. Sie waren im Frühjahr des vergangenen Jahres nach mehreren vergeblichen Suchaktionen aus rund 4000 Metern Tiefe geborgen worden. Der Flugdatenschreiber registrierte zahlreiche Parameter wie Höhe und Neigungswinkel der Maschine sowie Triebwerkseinstellungen. Der Stimmenrekorder nahm während des Flugs die Gespräche und Geräusche im Cockpit auf.

Bis zum Fund der Flugdatenschreiber war lediglich klar gewesen, dass sich wegen einer Vereisung der Sonde zur Geschwindigkeitsmessung der Autopilot abgeschaltet hatte. Das hatte die Auswertung der vom Flugzeug automatisch versendeten Wartungsmeldungen ergeben. Der kurzfristige Ausfall einer sogenannten Pitot-Sonde konnte allerdings nicht eine solche Katastrophe verursachen, betonten die Experten schon in der Vergangenheit. Die Daten der Flugschreiber ergaben, dass die Piloten vor allem auf anschließende Warnungen über einen Strömungsabriss an den Tragflächen - im englischen Fliegerjargon "stall" genannt - falsch reagiert hatten. Dies ließ den Jet schnell an Höhe verlieren und schließlich abstürzen.

Hinterbliebene skeptisch

Der Flugzeughersteller Airbus kündigte in einer ersten Stellungnahme eine ausführliche Analyse des Gutachtens an. Das Unternehmen werde jede Möglichkeit ergreifen, die Flugsicherheit weiter zu verbessern, hieß es. Die deutsche Hinterbliebenenvereinigung Hiop AF 447 äußerte dagegen Zweifel an der Unabhängigkeit der Experten. Seiner Meinung nach sei es der BEA darum gegangen, die Luftfahrtindustrie nicht allzu sehr zu belasten, sagte der Hiop-Vorsitzende Bernd Gans. Er und viele andere hofften nun auf die Ermittlungen der französischen Justiz.

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