Gymnastin Ruprecht mit Prince und Lockerheit in ihr Debüt

Eine Zeit lang hinter Caroline Weber Österreichs zweitbeste Rhythmische Gymnastin, ist Nicol Ruprecht nach dem Rücktritt der Vorarlbergerin aus deren Schatten getreten. Am Freitag (ab 15.20 Uhr) hat die Tirolerin bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ihren bisher größten Karriere-Wettkampf. Es scheint möglich, dass sie die Olympia-Plätze 17 (2008) und 18 (2012) Webers leicht übertrifft.

Denn Ruprecht hat in den vergangenen beiden Jahren einen merkbaren Leistungssprung gemacht, vom Weltverband (FIG) gab es dafür sogar das offizielle Prädikat "Weltklasse". Nachdem sie die erste Qualifikationsstufe 2015 mit den WM-Top-15 nicht geschafft hatte, schlug sie bei der zweiten und letzten Chance souverän zu. Beim Qualifikationsevent im April in Rio schnappte sie sich das zweite von sechs da vergebenen Olympia-Tickets.

Im Laufe der nun zu Ende gehenden Saison hat die Tirolerin hohe Konstanz gezeigt, da war kaum ein Patzer. "Alle Übungen sitzen", meinte sie in Hinblick auf den Olympia-Wettkampf, an dem 26 Gymnastinnen teilnehmen. "Als Ziel will ich nur, dass ich einfach gute Übungen abliefere. Der Platz wird sich dann zeigen." Ruprecht weiß, dass für sie in dieser Sportart mit Wertungsrichtern der Aufzug nicht bis in die obersten Zeilen der Ergebnisliste fahren wird.

"Das sind Olympische Spiele, ich kämpfe um keine Medaillen", gab sie sich im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur locker. "Also ich brauche nicht nervös sein. Ich kann nur genießen und gewinnen." Ein Gewinn ist wohl auch ihre neue Band-Kür, geturnt zur Musik von "Kiss". Pop-Superstar Prince war am Tag ihrer Rio-Qualifikation gestorben, dem 21. April. Die Entscheidung Ruprechts war dann schnell getroffen.

Seither hat die 23-Jährige ihr Band nur beim Weltcup Anfang Juli in Berlin zu den Klängen des Hits wettkampfmäßig geworfen und Platz elf erreicht. Ebenfalls erst heuer hat Ruprecht ihre Reifen-Kür einstudiert. "Das ist für mich aber schon alt, da es im Jänner gemacht worden ist", stellte die Mehrkampf-Elfte und Keulen-Sechste der Europaspiele 2015 fest. Ihr Keulen-Programm hat hingegen bereits drei Jahre auf dem Buckel, das mit dem Ball ist zwei Jahre alt.

Mit dem Ball geht es für die Wahl-Wienerin auch in der ersten Rotation los, eineinhalb Stunden später folgt ihre Präsentation mit dem Reifen. Nach einer dreistündigen Pause wird Ruprecht die Chance haben, das Publikum mit dem Band zu beeindrucken. Schließlich geht es erneut 90 Minuten später in der Nacht auf Freitag (MESZ) mit den Keulen zur Sache. Österreichs klar beste Gymnastin ist in jeder Rotation als 20. des Feldes an der Reihe.

Der olympische Zeitplan wurde geändert, in London 2012 waren die vier Geräte noch auf zwei Tage verteilt. Für Coach Luchia Egermann keine gute Entwicklung. "Der Wettkampf dauert sieben Stunden, das gibt es sonst nie." Von den Trainer-Kollegen erhielt die nun dreifache Olympia-Betreuerin viel Lob für das Leistungsniveau ihres Schützlings. Am (heutigen) Donnerstag stand für Ruprecht noch das wichtige Podiumstraining auf dem Programm.

Ruprecht ist die fünfte österreichische Vertreterin ihrer Sportart bei Sommerspielen. In der seit 1984 mit Olympia-Status versehenen weiblichen Domäne hatten davor Elisabeth Bergmann-Salzer (1988), Birgit Schielin und Nina Taborsky (beide 1996) olympische Luft geatmet. Weber hat die bisher besten beiden rot-weiß-roten Platzierungen inne. Die Top Ten der Qualifikation bestreiten am Samstag (20.20 bis 22.30) das Mehrkampf-Finale.

Wenn der Teambewerb am Sonntag (ab 16.00) entschieden sein wird, wäre das fünfte russische Olympia-Double aus Einzel und Team in Folge keine Überraschung. 2008 und 2012 ging der Einzel-Titel an Jewgenija Kanajewa. Diesmal ist ein Duell zwischen der 18-jährigen Triple-Weltmeisterin Jana Kudrjawzewa und der 20-jährigen Margarita Mamun zu erwarten. Die hat zuletzt mit Siegen bei zwei Weltcups ihre Anwartschaft auf Gold unterstrichen.

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