Brasilien und Deutschland in speziellem Fußball-Finale

Neymar jubelt in seinem gelben brasilianischen Nationaltrikot.
Neymar schweigt. Wer von Brasiliens Fußball-Superstar erfahren wollte, wie er sich nach dem lockeren 6:0 im Halbfinale gegen Honduras fühlte, konnte das höchstens an seinem Gesicht ablesen. Grinsend, aber ohne Worte verließ er das legendäre Maracana-Stadion. Brasiliens Fußballer stehen auch dank einer deutlichen Leistungssteigerung ihres Kapitäns knapp vor der ersten olympischen Goldmedaille.

Und dicht vor der seit zwei Jahren so sehr ersehnten Revanche gegen Deutschland. Was Neymar darüber denkt? Er redet seit dem Ende der Vorrunde des olympischen Turniers nicht mehr öffentlich. Dabei dürfte Brasiliens Kapitän viel mit der erschütternden 1:7-Niederlage bei der Heim-WM vor zwei Jahren verbinden. Für Neymar hatte die "vexame", die Schande, noch einen besonderen Beigeschmack: er war nicht dabei. Wegen einer Verletzung war er 2014 für das Halbfinale ausgefallen und hatte sich die Pleite im Fernsehen ansehen müssen.

Was der Stürmer des FC Barcelona nun wirklich über die Deutschen denkt, sagt er derzeit nicht. Gegen Honduras erzielte Neymar nach 15 Sekunden das schnellste Tor der Olympia-Geschichte. Wie es denn Neymar nun gehe, musste Trainer Rogerio Micale anschließend beantworten. "Neymar ist glücklich, die Gruppe ist für ihn da. In der vergangenen Woche hat er eine Menge einstecken müssen", sagte der Coach.

Die Deutschen freuen sich jedenfalls auf das neuerliche Auswärts-Duell mit Brasilien. "Was kann es Besseres geben als im Maracana Fußball zu spielen? In einem Finale zu stehen, bei Olympia - und das gegen Brasilien - und die Goldmedaille zu gewinnen? Für die Jungs und für mich geht ein Traum in Erfüllung", sagte DFB-Trainer Horst Hrubesch nach dem 2:0-Halbfinalerfolg gegen Nigeria am Donnerstag in Sao Paulo.

"Ich finde, dass es ein sehr geiles, anspornendes Gefühl ist, wenn man von 80.000 ausgepfiffen wird, wenn die ganze Nation gegen einen ist. Brasilien steht unter enormem Druck, sie wollen etwas gutmachen. Wir können frei aufspielen", sagte Mittelfeldspieler Julian Brandt. Doch auch für die Deutschen geht es um viel. Zwei Jahre nach dem WM-Triumph der deutschen Nationalmannschaft kann Hrubeschs Mannschaft an gleicher Stelle wieder ganz oben stehen und nach der DDR 1976 in Montreal als zweites deutsches Fußball-Team Gold holen.

"Das ist unbeschreiblich, echt Wahnsinn. Aber noch mehr freue ich mich auf das Spiel unseres Lebens", sagte Stürmer Davie Selke. Für Weltmeister Matthias Ginter und Sportdirektor Hansi Flick, 2014 Assistent von Teamchef Joachim Löw, ist die Rückkehr ins Maracana mit unvergesslichen Momenten verbunden. "Ich erwarte ein Stadion, das gefüllt und gegen uns ist. Das ist für uns noch eine Extramotivation", sagte auch Flick.

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