Gebrauchte E-Autos: Günstig kaufen, teuer riskieren?

VW ID.3 Elektroauto hinter einer Ladestelle
Gebrauchte E-Autos sind derzeit so günstig wie nie. Doch wer ein Schnäppchen machen will, sollte auf besondere Risiken achten.

Zusammenfassung

  • Gebrauchte E-Autos werden deutlich günstiger, vor allem durch viele Leasingrückläufer und hohe Rabatte bei Neuwagen.
  • Beim Kauf gebrauchter Stromer ist besondere Vorsicht geboten, insbesondere wegen möglicher Schwächen bei Batterie, Bremsen und Elektronik.
  • Ältere Modelle haben oft veraltete Software und geringere Ladeleistung; ein vollständiges Serviceheft und gründliche Prüfung sind unerlässlich.

Am österreichischen Gebrauchtwagenmarkt herrscht Bewegung, besonders bei Elektroautos. Laut einer aktuellen Auswertung der Plattform AutoScout24 lag der durchschnittliche Preis für ein gebrauchtes E-Auto im Juli bei 40.800 Euro, mehr als 1.600 Euro weniger als zu Jahresbeginn. Damit verzeichnen Stromer einen stärkeren Preisrückgang als vergleichbare Verbrenner.

Die Gründe für den Preisverfall sind vielfältig. „Die Preise für gebrauchte Autos fallen in vielen Fahrzeugklassen aktuell aufgrund der Saison“, erklärt Nikolaus Menches, Manager von AutoScout24 Österreich. Gleichzeitig finden besonders viele Leasingrückläufer ihren Weg auf den Markt, was das Angebot auf einen Schlag stark ansteigen lässt. Hinzu kommt: Rabatte im Neuwagenhandel befinden sich auf einem hohen Niveau, was auch die Preise gebrauchter Fahrzeuge unter Druck setzt. Dass viele Gebrauchtwagen über 140 Tage online gelistet sind, erhöht zusätzlich den Preisdruck. 

Günstigere Preise bedeuten allerdings nicht automatisch unkomplizierte Entscheidungen. Gerade bei gebrauchten Elektroautos sei besondere Vorsicht geboten, betont der ÖAMTC: Stromer haben spezifische Schwachstellen, die sich oft nicht sofort erkennen lassen, zumal sie für viele Käufer noch immer Neuland sind.

Das Herzstück

Im Zentrum der technischen Prüfung steht bei E-Autos vor allem die Batterie. „Sie ist das Teuerste an einem Elektrofahrzeug und leidet am meisten unter falscher Nutzung“, sagt ÖAMTC-Techniker Thomas Stix. Wurde sie über lange Zeit nicht geladen oder falsch behandelt, kann das die Lebensdauer erheblich verkürzen. Ein Austausch ist oft nur schwer finanzierbar und je nach Modell mit Kosten von mehreren tausend Euro verbunden. Um den Gesundheitszustand der Hochvoltbatterie zu kennen, lässt man die Restkapazität bei einer Werkstatt auslesen. Spezialisierte Markenbetriebe können mithilfe spezieller Diagnosegeräte den sogenannten „State of Health“ (SoH) der Batterie auslesen und zertifizieren: ein objektiver Wert, der über die Restkapazität und damit die Alltagstauglichkeit des Akkus Auskunft gibt. Ist das nicht möglich, empfiehlt sich eine ausgedehnte Probefahrt, idealerweise mit vollem Akku und einer Strecke von 50 Kilometern.

Auch der ARBÖ mahnt zur Sorgfalt: „Bremsen, Hochvolt-Komponenten, Karosserie und Servicehistorie müssen genau geprüft werden.“ Viele Schwächen eines Elektroautos zeigen sich erst bei wiederholter und langer Nutzung.

Versteckte Schwächen

Auch die Ladeleistung ist zu beachten, empfehlen die Automobilklubs. Vor allem ältere E-Autos sind technisch oft nicht auf dem neuesten Stand: Sie laden langsamer, sowohl an der heimischen Steckdose als auch an Schnellladern. Auch die verbaute Software hinkt bei früheren Modellen oft hinterher. Updates wurden nicht immer durchgeführt, manche Systeme sind veraltet oder fehleranfällig.

Ein Blick ins Serviceheft kann hier helfen: Es sollte vollständig geführt und regelmäßig aktualisiert worden sein – inklusive Software-Aktualisierungen und dokumentierten Rückrufen. Ein Fahrzeug, das bereits seit vielen Wochen online steht, sollte ebenfalls skeptisch geprüft werden, auch wenn die Fotos auf der Plattform überzeugend wirken.

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