Zurückhaltung wächst: Warum Autokäufer aktuell zögern

VW Elektroautos am Parkplatz eines Fahrzeughandels
Finanzielle Unsicherheit, Sorgen um Elektromobilität und geopolitische Entwicklungen verändern den Automarkt.

Zusammenfassung

  • Finanzielle Unsicherheit und Sorgen um Elektromobilität führen dazu, dass viele Deutsche den Autokauf verschieben und Fahrzeuge länger behalten.
  • Chinesische Automarken gewinnen besonders bei jüngeren Käufern an Attraktivität, während Zölle und geopolitische Entwicklungen das Kaufverhalten beeinflussen.
  • Künstliche Intelligenz und vorausschauende Wartung werden positiv bewertet, wobei Kunden weiterhin Wert auf persönlichen Kontakt und planbare Serviceangebote legen.

Immer mehr Menschen in Deutschland verschieben den Autokauf trotz anhaltendem Interesse an neuen Technologien. Das zeigt eine aktuelle Studie der Strategieberatung Simon-Kucher, die im Juni 2025 1.007 Konsumenten in Deutschland zu Kaufentscheidungen, Markenwahrnehmung und technologischen Innovationen befragte. Demnach gaben 49 Prozent der Befragten an, den Kauf eines Neuwagens derzeit aus der Sorge, dass ihre finanzielle Situation sich verschlechtert, aufzuschieben. Gleichzeitig behalten Kunden ihre Fahrzeuge länger, wenn keine attraktiven Angebote verfügbar sind.

Akzeptanz bleibt, Skepsis wächst

Die Elektromobilität steht laut Studie an einem kritischen Punkt. Zwar sehen 56 Prozent der Konsumenten E-Autos als Technologie der Zukunft, doch die Vorbehalte wachsen. Besonders häufig genannt wurden Bedenken zur Lebensdauer der Batterie sowie zum Wiederverkaufswert gebrauchter Elektrofahrzeuge, weshalb Experten gezielte Garantien und mehr Transparenz beim Gebrauchtwagenverkauf fordern, heißt es in der Studie. Die generelle Bereitschaft, ein zweites Mal auf ein Elektroauto zu setzen, ist hingegen hoch: 98 Prozent der aktuellen E-Auto-Fahrer würden erneut elektrisch fahren.

China gewinnt an Zuspruch

Fast 40 Prozent der Befragten ziehen mittlerweile den Kauf eines chinesischen Autos in Betracht, eine Steigerung von fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Besonders ausgeprägt ist das Interesse bei der Generation Z und Millennials. Entscheidend sind laut Studie das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie technologische Innovationen. Für europäische Hersteller wachse damit der Druck, auf diesen Wettbewerb zu reagieren.

FILE PHOTO: Volkswagen vehicles, in Edgemere, on the day of US President Donald Trump's tariff announcements

Produziert, aber nicht verkauft: Autokonzerne spüren die Kaufzurückhaltung.

Auch die internationale Handelspolitik wirkt sich zunehmend auf das Kaufverhalten aus. So sehen 72 Prozent der Befragten Zölle auf Importfahrzeuge als direkten Preistreiber. Ebenso werden sie als Gefahr für die Markenvielfalt am europäischen Markt wahrgenommen.

Künstliche Intelligenz im Autokaufprozess positiv bewertet

Der Einsatz künstlicher Intelligenz im Autokauf wird zunehmend als hilfreich empfunden, insbesondere bei der Fahrzeugbewertung und Finanzierung. 45 Prozent der Deutschen begrüßen KI-gestützte Tools in diesem Bereich. Dennoch wollen 76 Prozent den Autokauf weiterhin beim Händler abschließen. Die Herausforderung liege laut Studie darin, digitale Hilfsmittel so zu integrieren, dass sie den persönlichen Kontakt nicht ersetzen, sondern um wertvolle Elemente ergänzen.

Auch nach dem Kauf steigen die Ansprüche: 60 Prozent der Verbraucher sehen Vorteile in „Predictive Maintenance“, also vorausschauender Wartung mittels Fahrzeugdaten. Über die Hälfte bevorzugt zudem gebündelte, planbare Servicepakete. Hersteller und Händler, die hier ansetzen, könnten sich laut der Studie in Zukunft Wettbewerbsvorteile sichern.

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