Umstellungsschmerzen

Renault-Chef Luca de Meo bei der Vorstellung des kommenden Twingo
Was Europa braucht, ist mehr Selbstbewusstsein in und für unsere Unternehmen und mehr Patriotismus unter den Kunden

Im großen Nachbarland liegen die Nerven blank. Es wird vom „Crashtest für Deutschland“ berichtet und vom „Kurzschluss“ für die dort heimische Autoindustrie, gar vom drohenden Ende der Autonation. Man hätte den Sprung in die Elektro-Technologie verschlafen, würde von der asiatischen Konkurrenz und ihren viel günstigeren Elektroautos überrollt. Das Lamento ist groß – aber fürs Aufgeben ist es zu früh. Der Markt kommt erst richtig ins Rollen, die Umstellung, die Infrastruktur, das Umdenken – wir stehen am Anfang eines Weges, der bis 2035 und weit darüber hinaus geht.

Die europäische Autoindustrie blickt auf mehr als Hundert Jahre Entwicklung zurück, da ist enorm großes Ingenieurswissen, viel Autokunst, da sind bestens ausgebildete Fachkräfte und damit insgesamt eine sehr gute Basis für die größte Transformation seit der Erfindung des KFZ. Zugegeben, die Europäer sind zu langsam gestartet, haben die Dynamiken, die aus Asien kommen, unterschätzt. Haben es vor allem noch nicht geschafft, richtig günstige E-Autos auf den Markt und unter die Leute zu bringen.

Aber selbst Marktbeherrscher Tesla hat noch kein supergünstiges E-Auto auf dem Markt, Vorreiter wie Rivian wanken, Fisker ist bankrott, Apple hat sein Autoprojekt und damit Milliarden versenkt. Was Europa braucht, ist mehr Selbstbewusstsein in und für unsere Unternehmen und mehr Patriotismus unter den Kunden. Eine Besinnung auf das, was wir können, nämlich Qualität und Klasse zu produzieren. Renault-Chef Luca de Meo schlug in einem offenen Brief eine europäische Autoallianz vor. Man wäre zusammen stärker – Stellantis, VW und Renault könnten gemeinsam der Konkurrenz trotzen. Synergien als Starthilfe also – warum nicht? Verloren ist das Rennen noch lange nicht. Und entschieden wird bekanntlich auf den letzten Metern.

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