Rekordaufträge für Steyr Motors: Was und wer steckt hinter dem Konzern?

Zusammenfassung
- Steyr Motors erhält einen millionenschweren Auftrag von Defenture für Hochleistungsmotoren, was zu einem erheblichen Kurssprung führt.
- Das Unternehmen entstand 2001 aus der Steyr-Daimler-Puch AG und fokussiert sich auf spezialisierte Dieselmotoren für militärische und industrielle Anwendungen.
- Steyr Motors verzeichnet ein Umsatzwachstum, plant strategische Akquisitionen und strebt an, sich als Systemanbieter in der sicherheitspolitisch getriebenen Industrie zu etablieren.
Der oberösterreichische Motorenbauer Steyr Motors hat einen Großauftrag vom niederländischen Fahrzeughersteller Defenture erhalten. Beliefert wird das taktische Militärfahrzeug „GRF“ („Groundforce“), das derzeit in mehreren NATO-Mitgliedsstaaten eingeführt wird. Der Auftrag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem europäische Staaten ihre Verteidigungsetats erhöhen und verstärkt in einsatzbereite Fahrzeugtechnologien investieren.
Was macht Steyr Motors?
Steyr Motors liefert Hochleistungsmotoren für militärische Land- und Wasserfahrzeuge, die nicht nur beim österreichischen Bundesheer, sondern auch in Ländern wie Deutschland, Polen, Kroatien und den Niederlanden zum Einsatz kommen. Der Auftrag sorgt für Rückenwind – sowohl im operativen Geschäft als auch an der Börse: Die Aktie des 2024 börsennotierten Unternehmens legte am Dienstag erneut zu. CEO Julian Cassutti sprach von einem „weiteren Meilenstein in der erfolgreichen Partnerschaft mit Defenture“.
Wurzeln in der Automobilindustrie
Das oberösterreichische Unternehmen ist bekannt, und blickt auf eine lange Industriegeschichte zurück. Steyr Motors entstand 2001 als Management-Buy-out aus der Steyr-Daimler-Puch AG, deren Wurzeln ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Heute ist das Unternehmen Teil einer industriellen Gruppe mit mehreren verbundenen Unternehmen. Eine davon ist die Steyr Automotive GmbH, vormals MAN Truck & Bus Österreich, die am selben Standort produziert und 2021 von Investor Siegfried Wolf übernommen wurde. Zwar sind Steyr Motors und Steyr Automotive rechtlich voneinander getrennt, es bestehen jedoch nach wie vor historische und technologische Schnittmengen.
Seither hat sich die Firma auf die Entwicklung und Produktion hochspezialisierter Dieselmotoren fokussiert – insbesondere für militärische, maritime und industrielle Anwendungen. Kernprodukt ist der sogenannte M16-Monoblock-Dieselmotor, der durch seine modulare Bauweise in verschiedensten Fahrzeugtypen verbaut werden kann: vom Einsatzboot über geländegängige Spezialfahrzeuge bis hin zu mobilen Stromaggregaten.

Der GRF des niederländischen Herstellers Defenture stellt den nächsten Großauftrag für Steyr Motors dar.
Expansion und Börsenwachstum
Steyr Motors hat in den vergangenen Jahren gezielt internationale Märkte erschlossen. Neben dem Stammwerk in Steyr betreibt das Unternehmen Tochtergesellschaften in Hongkong, Nordamerika, China sowie seit kurzem auch in Indonesien. 2024 erzielte das Unternehmen laut eigenen Angaben einen Umsatz von 41,7 Millionen Euro – ein Plus von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2025 erwartet man sogar ein Umsatzwachstum von knapp 40 Prozent. Das Orderbuch ist laut Unternehmensangaben mit rund 200 Millionen Euro gut gefüllt – allein der Defenture-Deal sichert einen Auftragszuwachs in Millionenhöhe bis 2027. Weitere Großaufträge, etwa für die geplante Beschaffung von 1.000 Leopard-Panzern und 2.500 weiteren gepanzerten Fahrzeugen der deutschen Bundeswehr, seien laut finanzen.at in Vorbereitung.
Laut einem Bericht des ORF Oberösterreich prüft Steyr Motors zudem aktuell Akquisitionen im europäischen Raum. Ziel sei es, das eigene Portfolio gezielt zu erweitern, etwa um Komponenten für E-Mobilität, Hybridantriebe oder zusätzliche Vertriebskanäle. Damit würde sich der Konzern breiter aufstellen und könnte sich in einer zunehmend sicherheitspolitisch getriebenen Industrie langfristig als Systemanbieter positionieren.
Kommentare