Milliarden-Investment: Warum Volkswagen immer noch auf Rivian setzt

Rivian R1T und R1S
Volkswagen vertieft seine Partnerschaft mit dem US-Elektroautobauer Rivian und investiert eine weitere Milliarde US-Dollar.

Der Volkswagen-Konzern investiert erneut eine Milliarde US-Dollar in den US-amerikanischen Elektroautohersteller Rivian und bekräftigt damit seine Strategie, technologisch in der E-Mobilität aufzuholen. Das frische Kapital ist Teil einer bis zu 5,8 Milliarden Dollar schweren Kooperation, die auf eine engere Zusammenarbeit bei Software, Fahrzeugarchitektur und Elektroniksystemen abzielt.

Im Zentrum der Allianz steht ein gemeinsames Technologiezentrum, in dem Ingenieurteams beider Unternehmen künftig an einer neuen Generation digital vernetzter Fahrzeugsysteme arbeiten sollen. Volkswagen erhofft sich dadurch vor allem Fortschritte bei seiner Softwareentwicklung – ein Bereich, in dem der Konzern durch wiederholte Verzögerungen und Probleme mit der eigenen Softwaretochter Cariad unter Druck geraten war.

Erster Rivian E-Pick-up rollt vom Band

Erster Rivian E-Pick-up rollt vom Band

Rivian-Investoren: VW versus Amazon

Die Vereinbarung sieht eine stufenweise Finanzierung vor. Neben den Aktienbeteiligungen, die bereits realisiert wurden, sind weitere Milliardenzahlungen in den kommenden Jahren möglich – vorausgesetzt, die Entwicklungspartnerschaft erreicht festgelegte technische und operative Ziele. Langfristig könnte Volkswagen sogar eine führende Rolle unter den Anteilseignern Rivians einnehmen und den bisherigen Großinvestor Amazon überholen.

Milliarden-Investment: Warum Volkswagen immer noch auf Rivian setzt

Rivian stattet Amazon bereits mit elektrischen Lieferwagen aus.

Was steckt hinter Rivian?

Rivian zählt zu den vielversprechenden Unternehmen in der Elektromobilität. Der in Kalifornien ansässige Hersteller hat sich mit seinen vollelektrischen Pick-ups und SUVs – darunter der R1T und der R1S – einen Namen gemacht. Außerdem produziert Rivian elektrische Lieferwagen für Geschäftskunden, etwa für Amazon, die früh in das Unternehmen investiert hatten. 

Bedingt durch Lieferengpässe und einen schwierigen Produktionshochlauf hatte Rivian in den vergangenen Jahren mit anhaltenden Verlusten zu kämpfen. Allein 2023 belief sich der Nettoverlust auf rund 5,4 Milliarden US-Dollar, zudem musste das Unternehmen mehrere Entlassungsrunden vornehmen – zuletzt wurden im Frühjahr 2024 etwa zehn Prozent der Belegschaft abgebaut. Inzwischen zeigt sich ein leicht positiver Trend: Im Jahr 2024 konnte Rivian die Produktion auf rund 57.000 Fahrzeuge steigern, und im ersten Quartal 2025 erzielte der Hersteller erstmals eine positive Bruttomarge von knapp einem Prozent. Diese Fortschritte haben auch in Europa das Interesse der Investoren geweckt. 

Besonders wertvoll für Volkswagen ist Rivians Ansatz bei der Fahrzeugarchitektur: Statt unzähliger einzelner Steuergeräte setzt Rivian auf ein vereinfachtes, zonenbasiertes Elektroniksystem, das zentral gesteuert wird. Diese technische Struktur erlaubt effizientere Fahrzeugsoftware, erleichtert drahtlose Updates und reduziert die Systemkomplexität – ein Bereich, in dem VW bislang mit erheblichen Herausforderungen kämpfte. 

Die Integration dieser Technik in künftige VW-Modelle gilt als eines der Hauptziele der Kooperation. Bereits 2027 soll ein erstes Fahrzeug mit Rivian-Technologie auf den Markt kommen. Später könnten auch andere Marken aus dem VW-Konzern, darunter Audi oder Porsche, von den gemeinsamen Entwicklungen profitieren.

Kommentare