Planai-Classic 2019: Oldtimer im Winter-Chaos
Früher stieg man von der Mercedes S-Klasse in den Oldtimer, weil es so schick war. Und sie scheiterten. Heute sind die Oldtimer-Piloten im Umgang mit dem Autofahren wie zu Großmutters Zeiten sehr vertraut und die Autos sind perfekt vorbereitet. Anders ist es nicht zu erklären, dass bei der heurigen Planai-Classic fast alle 49 Autos überlebten. Der Oldtimer-Event forderte die Teams wie noch nie. Drei Tage reine Schneefahrbahn, verbösert durch heftige Sturmböen mit Schneetreiben, hatte es in dieser Form noch nie gegeben. Aus Sicherheitsgründen setzten die Veranstalter den Schnitt in den geheimen SP`s, wo mit GPS gemessen wurde, von 40 auf 35 km/h herab.
"Ich war echt froh, über diese Schnitt-Reduzierung, denn auf manchen Streckenteilen konnte man nicht einmal 35 km/h Schnitte halten", sagte der Gesamtsieger Alexander Deopito.
Mit Schneeketten und teilweise im Blindflug stürmten 49 Teams am ersten Abend die Dachstein-Mautstraße. Es kam zu einem Duell um Hundertstel-Sekunden, das Harald Kilzer (Mercedes 200) vor dem Vater-Tochter Team Gerhard und Astrid Witzany (Ford-Mustang) für sich entschied. Erstaunlich: Kilzer, der Chef von Vredestein-Österreich, fuhr ohne Spikes und Schneeketten!
Nach den beiden Heats am Flugplatz Niederöblarn führten Ingrid Corsmann/Thomas Voglar auf VW-Käfer. Nach der SP auf der Gröbminger Trabrennbahn, lag wieder Dachstein-Sieger Harald Kilzer vorne.
Sibirisches Winterwetter
In den Seitentälern des Ennstal herrschte sibirisches Winterwetter, und genau dort liefen die geheimen Schnittprüfungen ab. Bei der Zwischenwertung nach Schladming führten schließlich die hohen Favoriten Alexander und Florian Deopito (Mercedes 350SLC, Baujahr 1972), jene Mannschaft, die zweimal hintereinander die Ennstal-Classic und letztes Jahr auch die Planai-Classic gewann. Auf Rang zwei lag die Volvo 121 Besatzung Hans Mlcoch/Martin Laaha.
Christian Clerici auf Volvo P1800 unterwegs, wollte sich bei Strietzel Stuck im VW-Käfer von der Wolfsburger Klassik-Abteilung anhängen, "bis ich draufkam, warum Stuck einst Formel-1-Pilot gewesen ist..."
Die Challenge im Planai-Stadion gewannen Hans Wilhelm und Ines Dercks im schwächsten Auto im Startfeld, einem Austin A 30. Prominentester Ausfall, Rudi Roubinek mit den Worten: "Ich habe nix mehr gesehen..."
Der Winter hielt das Startfeld auch am dritten Tag fest im Griff. Auf der tief verschneiten Göbminger Trabrennbahn feierten Heimo und Katharina Hofstätter auf Volvo PV544 den Sieg.
Ausrutscher und Abbruch
Weil das deutsche Team Martin Krisam/Uli Barnewitz mit ihrem Sunbeam-Tiger bei er Bergprüfung von der Straße rutschte, musste der dritte Lauf der Planai-Bergprüfung abgebrochen werden. Das Team blieb unverletzt, das Auto musste von der Feuerwehr geborgen werden.
Die Deopitos, seit dem zweiten Tag auf Siegeskurs, gingen als souveräne Sieger aus dem Winter-Chaos hervor, obwohl ihr Mercedes auf dem Papier nicht gerade als ideales Winter-Auto gilt. Der Sieger gab zu verstehen: "Diese Planai-Classic war die schwierigste Veranstaltung, die ich je gefahren bin. Wir waren alle am Limit was Konzentration und Ausdauer betraf. Der permanente Stress mit dem Winterwetter hat uns ausgehöhlt."
"Ich bin schon viel gefahren, aber sowas habe ich noch nie erlebt"
Strietzel Stuck meinte: "Ich bin schon viel gefahren, aber sowas habe ich noch nie erlebt, das war Autofahren im Grenzbereich der Vergangenheit..."
Platz zwei ging an das holländische Sohn-Vater Team Michael und Nico Koel auf Alfa Romeo Giulia Super, Baujahr 1969, vor Dr.Gert Pierer /Othmar Schlager auf Volvo 122S.
Über diese Planai-Classic 2019 werden die Enkelkinder der Chauffeure noch lange reden.
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