Verkehrsexperte: Das Auto als "Virus" - brauchen wir Sanktionen?

Knoflacher
Fahren Sie selbst (noch) Auto? Wenn ja, wann und warum?
„Keine technische Innovation hat das Handel des Einzelnen und der Gesellschaft so grundlegend beeinflusst, wie das Auto“ - schreiben Sie in ihrem aktuellen Buch. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?
Was ist das größte Verkehrsproblem unserer Zeit? "Dummheit".

Wie viel Platz und Macht geben wir dem Auto im öffentlichen Raum?
„Es ist wirklich ein Wunderding, das Auto“, schreiben Sie: Gibt es also auch positive Dinge, die Sie über das Auto sagen können?
Sie möchten gegen das „Virus Auto“ vorgehen- dazu fordern Sie „permanentes Monitoring“ und „wirksame Sanktionen“ - bei vielen werden diese Forderungen nach den Corona-Jahren sehr negative Assoziationen wecken. Wie stellen Sie sich das Monitoring und die Sanktionen konkret vor?
Hermann Knoflacher (*1940 in Villach) studierte Bauingenieurwesen, Mathematik und Geodäsie. Der emeritierte Professor und ehemalige Vorstand des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien realisierte zahlreiche Verkehrskonzepte, u. a. in Wien, Graz und Hamburg. Er ist Mitglied des Club of Rome, Präsident des Club of Vienna und war globaler Fußgehervertreter bei den Vereinten Nationen in Wien.
In Wien seit 1959, auch wenn ich einige Jahrzehnte das Gefühl hatte, ziemlich allein so unterwegs zu sein. Heute bin ich in der Masse unauffälliger.
Wie stehen Sie E-Bikes gegenüber?
Es sind nach dem Kraftfahrgesetz (KFG) Kraftfahrzeuge und sollen auch so behandelt werden. Man darf sie aber nicht mit dem Auto verwechseln.
Wie sieht es mit E-Autos aus?
In Sachen autonomes Fahren entwickelt sich derzeit viel: Zuletzt saß ich in einem autonom fahrenden E-Mobil, bei dem man sich wieder - wie einst in der Kutsche - gegenübersitzt. Wie könnte technologischen Erneuerungen und KI in Sachen autonomes Fahren Ihrer Meinung nach Verkehrswesen und Verkehrspolitik beeinflussen? Sehen Sie hier auch positive Entwicklungen?
Das Buch des österreichischen Verkehrsexperten Hermann Knoflacher analysiert und beschreibt die Fehlentwicklungen unserer vom »Virus Auto« befallenen Gesellschaft und zeigt auf, wie die autogerechte Planung zur Zerstörung sozialer, urbaner und ländlicher Strukturen geführt hat. Trotz der enormen Umweltschäden und hohen Unfallzahlen wachsen Jahr für Jahr die Autobahnlandschaften, steigen die Belastungen durch Abgase und Lärm, sodass sich die Frage stellt, warum der Mensch sein Verhalten nicht ändert. Knoflacher, der sich seit mehr als 50 Jahren theoretisch und praktisch mit Stadt- und Verkehrsplanung beschäftigt, legt mit VIRUS AUTO 4.0 die aktualisierte Neuausgabe seines Buchs VIRUS AUTO von 2009 vor.
"Entgegen dem weitläufigen Begriff des ›weißen alten Mannes‹ ist Hermann Knoflacher ein weiser alter Mann, der trotz aller Gegenwehr mit unfassbar viel Charme, Kompetenz und Hingabe daran arbeitet, die öffentlichen Räume den Menschen zurückzugeben. Sein Durchhaltevermögen beeindruckt mich sehr. Ich habe alle seine Bücher gelesen und immer wieder gerne Interviews und Podcasts mit ihm gehört. Es könnte traurig sein, dass seine Werke noch so aktuell sind, aber ich sehe die Neuausgabe von »Virus Auto« als Chance, die Menschen wachzurütteln und das Richtige zu tun: Mobilitätswende jetzt – das Auto raus aus den Köpfen!« schreibt Verkehrswende-Aktivistin Katja Diehl auf der Verlagshomepage.
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