Vom Vorreiter zum Sorgenkind: Tesla-Absatz bricht weltweit ein

Tesla schickt Mitarbeiter wegen geringer Nachfrage nach Hause
Tesla, ein Flaggschiff der Elektromobilität, verliert rasant an Tempo – technisch, politisch und vor allem wirtschaftlich.

Zusammenfassung

Teslas einst unangefochtene Position als Innovationsführer der Elektromobilität gerät zunehmend ins Wanken. Im ersten Halbjahr 2025 sind die globalen Auslieferungen um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken – ein klarer Hinweis darauf, dass der E-Auto-Pionier aktuell an mehreren Fronten zu kämpfen hat. Während die Konkurrenz technologisch und strategisch aufholt, belastet Tesla vor allem eines: der eigene Chef.

Lange Zeit galt Tesla als Symbol für den Aufbruch in eine neue automobile Ära. Das Unternehmen revolutionierte die Branche, bewies, dass E-Autos massentauglich und begehrenswert sein können, und zwang jahrzehntelang etablierte Hersteller zum Umdenken. Elon Musk wurde zum Gesicht dieser Transformation – gefeiert als visionärer Unternehmer, der mutiger dachte und schneller handelte, als die Konkurrenz.

700 Milliarden US-Dollar weniger

Im Jahr 2025 ist vom Glanz der Anfangsjahre wenig übrig. Während der weltweite Markt für Elektroautos weiter wächst, kämpft der einstige Innovationsführer mit massiven Einbußen – an der Börse wie auf dem Absatzmarkt. Seit Dezember 2024, kurz nach der US-Wahl, hat das Unternehmen laut Handelsblatt rund 700 Milliarden US-Dollar an Börsenwert verloren. Noch gravierender ist der Rückgang bei den Verkaufszahlen: Im ersten Quartal 2025 brachen die Auslieferungen um fast ein Drittel gegenüber dem Vorquartal ein. In der EU halbierten sich die Neuzulassungen von Tesla in den ersten beiden Monaten des Jahres – der Marktanteil sank von 2,1 auf nur noch 1,1 Prozent, schreibt der Spiegel. Besonders dramatisch war der Einbruch in Deutschland: Im Februar sanken die Verkäufe dort um ganze 76 Prozent im Vergleich zum Vormonat, sagt das Portal The Pioneer. Auch in den USA setzt sich der Abwärtstrend fort: Im Januar gingen die Neuzulassungen landesweit um 11 Prozent zurück, in Kalifornien – traditionell ein starker Tesla-Markt – waren es sogar 12 Prozent. Die schwächelnden Verkaufszahlen sind Ausdruck einer Reihe von Problemen, die sich in den vergangenen Monaten verdichtet haben.

Vom Vorreiter zum Sorgenkind: Tesla-Absatz bricht weltweit ein

Besonders in den liberalen Staaten der USA werden die Stimmen zum Boykott der Marke immer lauter.

Technologischer Stillstand beim Autopilot

Einer der zentralen Kritikpunkte betrifft Teslas lange Zeit als wegweisend gepriesenen Autopiloten, der mittlerweile technologisch überholt scheint. Trotz des irreführenden Namens „Full Self Driving“ bleibt das System technisch auf Level 2 – der Fahrer muss also jederzeit die Kontrolle behalten. Das Versprechen vom vollständig autonomen Fahren wurde mehrfach verschoben, der technologische Durchbruch blieb aus, und das optionale erweiterte Selbstfahr-Paket in den USA, das laut Hersteller einem Level‑3-System nahekommen soll, ist nur gegen Aufpreis erhältlich. 

Die Sicherheit bleibt ein maßgebliches Problem: Die mit Abstand meisten Unfälle (2.146) zwischen 2021 und 2024, bei denen der Autopilot versagte, sind in den Vereinigten Staaten laut Forbes Tesla zuzuschreiben. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA bemängelte, das System stelle „ein kritisches Sicherheitsproblem“ dar, da es Fahrer nicht ausreichend aktiviert halte. Diese wiederholten Mängel und die damit verbundenen Kollisionsberichte haben das Vertrauen der Kundschaft erheblich beschädigt.

Elon Musk außer Rand und Band  mit Donald Trump im Oktober 2024

Elon Musks öffentliche Präsenz wird zunehmend als Belastung für Teslas Markenimage gesehen.

Musk als Marktrisiko

Hinzu kommt eine immer größere Diskrepanz zwischen der Marke Tesla und dem öffentlichen Auftreten ihres CEOs. Elon Musk steht derzeit häufig wegen politischer Provokationen, Polarisierung und Nähe zu rechtskonservativen Kreisen in der Kritik. Seine Äußerungen zu Migration, Klimapolitik oder gesellschaftlichen Debatten führen gerade in liberalen Märkten wie Kalifornien oder Westeuropa zu Irritationen – und Kaufzurückhaltung. Auch im Produktangebot zeigt sich ein gefährlicher Stillstand. Abgesehen vom neuen Model Y dieses Jahr sind keine neuen Volumenmodelle erschienen. Der versprochene kompakte Tesla unter 25.000 Euro bleibt weiterhin in Entwicklung. Der Cybertruck adressiert vor allem den US-Markt und bleibt in Europa ein Nischenprodukt, das mit Straßentauglichkeit zu kämpfen hat. In wenigen Märkten hält Tesla bislang seine Position: In Norwegen etwa, wo E-Autos laut Statista bereits über 90 Prozent der Neuzulassungen ausmachen, bleibt das Model Y ein Bestseller. Doch selbst dort wächst die Konkurrenz.

Die Konkurrenz fährt davon

Gleichzeitig hat sich das Marktumfeld rasant verändert. Hersteller wie Hyundai, Volkswagen, Mercedes – und vor allem die chinesischen Marken BYD, XPeng, Nio oder Xiaomi – bringen technisch ausgereifte, vernetzte und oft deutlich günstigere Elektrofahrzeuge auf den Markt. Nach Einschätzung von Fachexperte Ferdinand Dudenhöffer bereitet vor allem China Tesla inzwischen erhebliche Probleme. Dort sei Tesla in Bezug auf Skalierung, Produktionskosten und Preisdruck kaum noch konkurrenzfähig – insbesondere gegenüber BYD, das 2025 voraussichtlich zweieinhalbmal so viele Fahrzeuge produzieren werde wie Tesla. 

Hinzu komme: Der neue Xiaomi SU7, ein preislich aggressiv positionierter E-SUV, habe bereits kurz nach Vorstellung über 200.000 Vorbestellungen erzielt. Xiaomi setze dabei sogar auf eine noch höhere Automatisierung als Tesla – mit entsprechend niedrigeren Preisen, denen viele Kunden kaum widerstehen könnten. Intern leidet Tesla zudem unter Überkapazitäten. Laut Dudenhöffer liegt die weltweite Produktionskapazität bei rund 2,35 Millionen Fahrzeugen – verkauft werden 2025 voraussichtlich jedoch nur etwa 1,5 Millionen. Die Werke sind hochautomatisiert, was bedeutet: Auch bei geringer Auslastung entstehen hohe Fixkosten und Abschreibungen. Ein laufendes Werk, das zu wenig ausliefert, bleibt ein strukturelles Problem – nicht nur für die Bilanz, sondern auch für die Flexibilität im Wettbewerb.

Ungewisse Zukunft

Die Ankündigungen neuer Fahrzeuge, einer günstigen Plattform für den Massenmarkt oder selbstfahrender Taxis bleiben bislang unverbindlich – häufig nicht mehr als Prototypen oder Ankündigungen ohne belastbaren Zeitplan. Dudenhöffer sieht etwa das RoboTaxi-Engagement von Tesla äußerst skeptisch: Während chinesische Anbieter wie Baidu Apollo, AutoX oder Pony.ai bereits Level-4-Systeme im Markt haben und in Volumen, Preis und Reichweite Jahre voraus sind, wirke Teslas Ansatz „nicht überzeugend“. Auch in den USA habe mit Waymo bislang kein Anbieter mit RoboTaxis profitabel gewirtschaftet – von Teslas Vision eines fahrerlosen Taxis sei man also noch weit entfernt.

Kommentare