Skoda Enyaq: Voll erleuchtet in die elektrische Zukunft

skoda_enyaq_covered_drive_17.jpg
Schon gefahren – das erste Elektro-SUV von Skoda, das mit überraschenden Details aufwartet

Der Ort war mit Bedacht gewählt. Als Skoda im vergangenen Februar einer handverlesenen Schar von internationalen Fach-Journalisten erstmals die Möglichkeit gab, mit Prototypen des kommenden Elektro-SUV des Hauses zu fahren, traf man sich in einer eher beschaulichen Ecke von Irland.

Das hatte einerseits den Grund, dass man mit den noch stark getarnten Erprobungsfahrzeugen so lange vor der offiziellen Vorstellung nicht allzu viel Aufsehen erregen wollte. Anderseits wollte man damit auch die Namensfindung für den elektrischen Hoffnungsträger etwas nachvollziehbarer machen. Enyaq ist nämlich eine Kombination aus dem irischen Wort für „Quell des Lebens“ und dem die Skoda-SUV-Palette markierenden Q.

skoda_enyaq_covered_drive_31.jpg

skoda_enyaq_covered_drive_5.jpg

skoda_enyaq_covered_drive_7.jpg

skoda_enyaq_covered_drive_41.jpg

skoda_enyaq_covered_drive_42.jpg

skoda_enyaq_covered_drive_22.jpg

Mindestens ebenso überraschend, wie der Name ist auf den ersten Blick aber auch ein anderes Detail, das die Serienversion des Enyaq von den letzten Designstudien des Hauses übernommen hat. Die zwischen den Scheinwerfern aufgespannte, durchgehend beleuchtete, transparente Frontmaske. Diese veranstaltet nicht nur Lichtspiele bei der Begrüßung (sprich, wenn sich jemand mit dem Fahrzeugschlüssel nähert), sondern bleibt bei aktivierten Frontscheinwerfern in der Nacht auch im Fahrbetrieb beleuchtet (nur im Tagesbetrieb darf sie nicht verwendet werden).

Wem das gefällt, der wird es sich bei allen Versionen als Extra dazu nehmen können, bei den Topversionen ist die erleuchtete Frontmaske serienmäßig.

Lade-Programm

Soviel zur Kür. Aber auch beim Pflichtprogramm eines modernen, batterie-elektrischen SUV hat der Skoda Enyaq einiges zu bieten.
Namentlich drei unterschiedliche Batteriegrößen (55, 62 bzw. 82 kWh), fünf verschiedene Leistungsstufen (109, 132, 150, 195 bzw. 225 kW) und entweder Heck- oder Allradantrieb, sowie Reichweiten (je nach Batteriegröße) zwischen 350 und 500 km (nach WLTP).

Auch für das Laden der Batterie gibt es drei Optionen. Mit Wechselstrom entweder an der Haushaltssteckdose (mit 2,3 kW) oder einer Wallbox (11 kW) dauert es je nach Batteriegröße zwischen 6 und 8 Stunden. Dritte Option ist das Schnelladen mit Gleichstrom mit bis zu 125 kW. Dabei geht es von 10 auf 80 % in rund 40 Minuten.

skoda_enyaq_covered_drive_1.jpg

Mit seinen Dimensionen (4.648 mm lang, 1.877 mm breit, 1.618 mm hoch, Radstand 2.765 mm) setzt er sich zwischen Karoq und Kodiak und bietet im Innenraum Skoda-typisch viel Platz (Kofferraumvolumen ab 585 l).

Außerdem eignet sich der Enyaq (was nicht alle E-Autos können) auch als veritables Zugfahrzeug (Anhängelast gebremst bis zu 1,2 Tonnen).

Voll in Fahrt

Was die Fahrpraxis mit dem Enyaq zu bieten hat, konnte anhand von drei Erprobungsfahrzeugen (150 kW mit Heckantrieb) überprüft werden, deren Entwicklungsstand zu dem Zeitpunkt bei rund 70 % lag. In den Worten des begleitenden Ingenieurs: „Wir haben noch rund 5 Monate Zeit für Verbesserungen.“ Und da wären sie schon daran interessiert, was denn neutralen Testern wie uns dabei so auffallen würde.

An der Abstimmung des Antriebs gab es jedenfalls nichts mehr auszusetzen. Die Übertragung der bei E-Antrieben ja unmittelbar voll zur Verfügung stehenden Kraft auf die Straße gelingt hier äußerst harmonisch. Das liegt auch daran, dass man sich bewusst für den Heckantrieb als Basisvariante entschieden hat.

Skoda Enyaq

Durch die beim Losfahren entstehenden Kräfte wandert der Schwerpunkt bekanntlich nach hinten, was den dortigen Rädern automatisch mehr Anpressdruck auf die Straße verleiht. Breitere Räder an der Hinterachse gegenüber denen vorne tun ein Übriges, um mit all dem Antriebsdrehmoment zurechtzukommen, ohne dafür ständig die Regelelektronik bemühen zu müssen.
Keine Rede also von Katapultstart oder nervös flackernden Lichtern der Antriebsschlupfregelung.

Man war bedacht darauf, den Kunden, die zum Großteil ja von Benzinern oder Diesel-Autos kommen werden, ein gewohntes Fahrverhalten zu bieten. Was druckvolles Beschleunigen aber nicht ausschließt (0 auf Tempo 100 geht bei der stärksten Version in rund 6 Sekunden)

Ähnlich wenig verstörend für Umsteiger wollte man in die andere Richtung sein. So hat der Pilot drei unterschiedlich starke Rekuperationsstufen zur Verfügung, zwischen denen er via Schaltwippen am Lenkrad wechseln kann. Im Normal-Modus (der bei jedem Neustart automatisch anliegt) rollt der Enyaq frei dahin und kann mit der herkömmlichen Bremse gut dosierbar verzögert werden. Und selbst bei der stärksten Rekuperationsstufe (die auch via Fahrtrichtungsschalter auf der Mittelkonsole direkt angewählt werden kann) wird weitgehend ruckfrei gebremst, sobald der Pilot vom Fahrpedal geht.

Bewusst kein Ein-Pedal-Fahren

Das bei anderen E-Autos gebotene (bei manchen auch verordnete) strikte Ein-Pedal-Fahren, bei dem die herkömmliche Bremse kaum mehr zum Einsatz kommt, war bewusst kein Entwicklungsziel.

Sehr gut gelungen (bis auf eine Ausnahme) ist offensichtlich auch das Geräusch-Management an Bord. Von dem im Heck untergebrachten E-Motor ist im Fahrbetrieb nichts zu hören. Auch die bei anderen E-Autos mit der Zeit störenden Hochfrequenz-Töne (Stichwort: Straßenbahn-Geräusch) sind komplett weggefiltert. Das klassische Folgeproblem, dass nämlich die sonst übertönten, von den Seitenspiegeln ausgehenden Windgeräusche deutlich hörbar werden, hat man mit einer extra nachgebesserten Doppelverglasung der kleinen Eckscheibe ganz vorne an der A-Säule entschärft.

Verbesserungspotenzial

Als eindeutig verbesserungswürdig hat sich bei der Testfahrt hingegen das vom Blinker verbreitete Geräusch erwiesen. Zu laut, zu hektisch und vollkommen unpassend in diesem beruhigten Umfeld. Da gibt es eindeutiges Verbesserungspotenzial bis zur Serienversion, die zu Beginn des nächsten Jahres dann auch bei uns auf den Markt kommen soll.

Bis dahin sollte auch geklärt sein, wie die geplante Ladekarte von Skoda für Enyaq-Fahrer genau funktioniert. Deren Nutzung wird drei Jahre kostenlos sein und zur direkten Verrechnung an öffentlichen Ladesäulen verschiedenster Anbieter quer durch Europa dienen. Und das soll zu fixen Tarifen pro Kilowattstunde der Fall sein (also keine intransparente Abrechnung nach Ladezeit statt geladener kWh und keine Roamingkosten).

Über die Funktionalität des Cockpits, das von einem 13-Zoll-Monitor dominiert wird, werden erst die Testfahrten mit den ungetarnten Serien-Modellen Auskunft geben können.

Der Skoda Enyaq wird Anfang nächsten Jahres bei uns erwartet. Für Frühbucher wird es eine auf 1.895 Stück limitierte, voll ausgestattete „Founders Edition“ geben.

Kommentare