Warum das Enyaq Coupé ein Glasdach hat und was nach den SUV kommt
Oliver Stefani ist seit 2002 beim VW-Konzern, wo er mehrere Stationen durchlaufen hat. VW-Modelle vom Kleinwagen Up über Polo und Jetta bis zum Tiguan tragen seine Handschrift. Im September 2017 wurde er zum Design-Chef von Skoda berufen.
Mit motor.at sprach Oliver Stefani am Rande der Präsentation des neuen Skoda Enyaq Coupé über . . .
. . . die Vorgaben für die Gestaltung des Coupés durch die Form des normalen Enyaq: Bis zur B-Säule ist das Coupé ident zum "Enyaq Raum", wie wir ihn zur Unterscheidung in der Entwicklung genannt haben. Beim Übergang zum neu gestalteten Heck muss man normalerweise immer ein paar Justierungen machen, damit die Dachlinie harmonisch weiterläuft. In diesem Fall war das aber kaum notwendig, um eine dynamische Form zu erreichen. Auch die Rückleuchten konnten wir eins zu eins vom "Raum-Modell" übernehmen und sie sehr gut in die geänderte Heckform einpassen, die ja durch die weit nach hinten gezogene und direkt auf den Spoiler-Punkt ausgerichtete Heckscheibe geprägt wird.
. . . die Entscheidung zu dem durchgehenden, fixen Glasdach: Da hat es im Entstehungsprozess natürlich unterschiedliche Meinungen dazu gegeben. Aber uns als Designern hat die Idee gefallen, weil wir dem Coupé damit eine sehr einfache grafische Form geben konnten. Außerdem konnten wir damit ein bisschen optische Höhe rausschneiden. Und auch der geringe Querschnitt eines Glasdachs von rund 10 Millimetern war ein wichtiges Argument. Denn ein Blechdach baut mit der Dämmung und der Verkleidung des Dachhimmels einen viel größeren Querschnitt auf. Das würde aber die gute Sitzposition hinten und die große Kopffreiheit beeinträchtigen, die wir auch beim Coupé erzielen wollten. Das Glasdach ist also eine Win-Win-Situation. Als Kunde habe ich nicht nur mehr Platz, sondern eben auch mehr Licht im Fond. Und uns als Designern hat man damit auch etwas Gutes getan.
. . . die künftigen Karosserieformen nach dem Ende des SUV-Booms: Es stimmt, dass wir alle in Hinkunft versuchen müssen, die Autos aerodynamischer zu machen, weil uns das Thema Verbrauch die nächste Zeit schon noch intensiv beschäftigen wird. Wir müssen also versuchen, die Autos vom Querschnitt her kleiner zu machen. Dennoch darf aber bei Skoda die Funktionalität darunter nicht leiden. Eine der Antworten darauf, wie wir das erreichen können in der Zukunft, sind meiner Ansicht nach flüssigere Grundkörper. Wir werden also erleben, dass Autos wieder flacher werden und wir vom SUV wieder ein bisschen weggehen. Flacher muss aber nicht unbedingt länger und breiter bedeuten. Die Verkehrsfläche, die wir etwa beim Enyaq haben, ist ja durchaus ausreichend.
. . . die Probleme bei der Gestaltung der Front von Elektroautos: Die große Frage bei der Gestaltung eines Elektroautos ist immer: Was mache ich mit der Front? Weil eigentlich brauche ich dort ja keine großen Lufteinlässe mehr. Wir haben uns daher beim Enyaq entschieden, alles zu schließen und das Thema Licht größer zu spielen, um dem Enyaq auf diese Weise eine markante Front zu geben.
Aber grundsätzlich glaube ich schon, dass sich die Front in Hinkunft noch stark verändern wird, wenn etwa weitere Sensoren und Assistenzsysteme dazukommen. Da kommt noch viel Bewegung rein in die Gestaltung. Und das wird eben zu neuen optischen Ausprägungen führen. Wichtig ist bei dieser Weiterentwicklung der Markenidentität aber, dass der Kunde dabei anknüpfen kann an das, was war. Dass es also eine gewisse Familienähnlichkeit gibt und man einen roten Faden erkennen kann. Aber es sollte nicht zu aggressiv sein.
Ich glaube, die Zeiten in denen wir Autos machen, die einen von hinten auffressen, wenn sie im Rückspiegel auftauchen, sind vorbei.
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