Jahresrückblick 2021: Unsere Besten auf vier Rädern

Jedes Mal, wenn wir ein neues Auto zum Test übernehmen, sind wir ein wenig aufgeregt. Sobald sie in unseren Diensten sind, weicht die Vorfreude dem Kenner-Blick und der Test auf Herz und Niere beginnt: Wie hoch ist der Verbrauch, wie sind die Fahreigenschaften, wie gut passt die Technik zum Auto, wie sinnvoll, angenehm und praktisch ist der Innenraum gestaltet, wie hilfreich sind die Assistenzsysteme, wie gut funktioniert bei E-Autos die Ladetechnik?
Nach den ersten Kilometern sprechen wir intern über das Auto, Meinungen werden ausgetauscht, Vergleiche angestellt. Oft sind die Ansichten divergierend. Und jede Redakteurin und jeder Redakteur hat Vorlieben: Sandra Baierl fährt gerne große Schlitten (und war damit zu breit für die Straßenbahn, ups); Horst Bauer die noblen Rennpferde, Michael Andrusio freut sich über schnelle Autos und Youngtimer, Andrea Hlinka wiederum hat große Freude mit viel Platz und Schiebedächern, die Kinder beim Fahren ablenkenkt.
Das sind unsere persönlichen Favoriten 2021.
Mercedes EQS

Wenn eine Automarke Maßstäbe setzt, dann ist das Mercedes mit seiner S-Klasse. Mercedes präsentierte 2021 den EQS, seine erste vollelektrische Luxuslimousine. Die Highlights sind das Cockpit, die Aerodynamik und die Reichweite. Im Inneren des Fahrzeugs dominiert der mächtige MBUX-Hyperscreen, der serienmäßig eingebaut ist. Die Bildschirmeinheit erstreckt sich über das gesamte Armaturenbrett, 1,40 Meter breit, sie ist gewölbt und beheimatet drei Bildschirmeinheiten, die hinter Glas optisch ineinander verschmelzen. Bei der Aerodynamik glänzt der EQS mit einem CW-Wert von 0,20. Damit ist der EQS das aerodynamischste Serienauto der Welt. Auch bei der Reichweite liegt man an der Spitze: Der EQS schafft 780 Kilometer nach WLTP. Ab 115.880 Euro.
Fiat 500e 3+1

Einmal 500er-Fan, immer 500er-Fan. Fiat hat seinen Kleinsten elektrifiziert und ihm die Version 3+1 verpasst. Wir nennen es „die Kindertür“, eine kleine, dritte Tür nur auf der Beifahrerseite. So wie bei den ersten 500 im Jahr 1957 ist sie hinten angeschlagen. Das verschafft eine neue Offenheit: Das Einsteigen auf die Hinterbank wird erleichtert. Sonst ist das Auto kompakt wie eh und je und mit seinen 118 elektrischen PS ziemlich agil. Die 42-kWh-Batterie schafft im Normal-Modus rund 300 Kilometer. Ab 32.490 Euro.
Sandra Baierl
Ferrari SF 90

Wenn sich Ferrari dem Thema Elektrifizierung widmet, dann kommt dabei wenig überraschend kein Müsli-Transporter mit Weltverbesserungsanspruch heraus. Sondern eben ein Sportwagen, dessen Technik auf die Erfahrungen der Roten aus Maranello in der Formel 1 zurückgreift. Als überraschend hat sich bei den Testfahrten mit dem SF 90 Stradale Assetto Fiorano auf der namensgebenden Rennstrecke gleich neben dem Werk nicht so sehr die nominelle Leistung von 1.000 PS des ersten Straßen-Ferrari mit Plug-in-Hybrid herausgestellt. Sondern vielmehr die Souveränität, mit der die Fahrwerkselektronik den enormen Schub zu managen im Stande ist. Und damit aus dem Piloten, ohne diesen die Eingriffe in seine da und dort nicht ganz adäquaten Fahrbefehle groß merken zu lassen, einen schnelleren Fahrer macht.
Kia EV6

Das traut sich nicht jeder Großserienhersteller. Beim Modell, mit dem man in die elektrische Zukunft startet, die Designer von der Leine zu lassen und nicht auf eine von Bedenkenträgern geprägte Optik zu setzen. Dass es Kia beim EV6 gelungen ist, diesen Design-Anspruch mit solider Technik und hoher Praktikabilität zu unterfüttern, macht diese E-Limousine so besonders.
Horst Bauer
Audi e-tron GT

Audi-Designer Marc Lichte sagt über den e-tron GT, dass dies das schönste Auto sei, dass es je gemacht habe. Recht hat er. Der e-tron GT ist einfach schön, aus jedem Blickwinkel. Und er fährt elektrisch. Technisch teilt sich der Audi seine Gene mit dem Porsche Taycan. Wenn man mag, kann man jederzeit die irrwitzige Elektroauto-Beschleunigung – generiert von zwei Elektromotoren mit 350 kW – abrufen und sich in den Sitz pressen lassen. Aber viel lieber nutzt man das entspannte, lautlose Dahingleiten, die Reichweitenangst wird von einem 84-kWh-Akku minimiert. 475 Kilometer gibt Audi an. Preis: ab 102.922 Euro.
Toyota Mirai

Mit dem Wasserstoff-Antrieb ist Toyota ziemlich allein auf weiter Flur und man begegnet dem Ganzen anfangs etwas skeptisch (schon allein wegen der geringen Dichte an Tankmöglichkeiten). Einmal unterwegs ist der Toyota aber eine rundum positive Überraschung. Der Mirai fährt sich sehr komfortabel und die Technik mit E-Antrieb und Brennstoffzelle lässt fallweise ein turbinenartiges (aber nicht störendes) Heulen von sich hören. Man kommt mit einer Wasserstoff-Füllung rund 500 Kilometer weit. Und Tanken? Funktioniert eigentlich problemlos (ohne betreutes Tanken). Preis: ab 59.900 Euro.
Michael Andrusio
VW Caddy

Wer drei Kinder in ein Auto packen will, sucht zweierlei: Platz und Sicherheit. Beides bietet der VW Caddy. Was ihn aus der Liga der Familienkutschen jedoch hervorhebt, ist sein Inneres. Der Caddy der 5. Generation ist die gelungene Mischung aus unkaputtbar und innovativen Assistenzsystemen, die halbautonomes und assistiertes Fahren erlauben. Schalter sucht man im Cockpit vergebens. Das Gros der Funktionen wird über Touchflächen und -screen bedient. Wenn man sich daran gewöhnt hat, muten Schalter fast antiquiert an. So wie Tasten bei einem Handy. Ab 23.333 Euro.
Hyundai Ioniq 5

Kein anderes Auto war 2021 optisch markanter als der Ioniq 5 von Hyundai. Es ist das erste Auto der Südkoreaner, das auf der neuen E-GMP Plattform steht und es wird mit seinen Ecken und Kanten bald als legendär gelten. Denn sogar Spiderman fährt in seinem neuen Kinofilm damit. Aber wir wollen ihn nicht auf sein Äußeres reduzieren, auch die Elektroarchitektur des CUV (Crossover Utility Vehicle) überzeugt: Die Topversion mit 72,6 kWh schafft 408 Kilometer Reichweite. Und: Er lässt eine Spannung von 800 Volt zu. Der Akku ist so schnell aufgefüllt, dass man fast Stress bekommt. Wir freuen uns auf den Ioniq 6, der 2022 kommen soll. Ab 45.990 Euro.
Andrea Hlinka
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