Alfa Romeo Quadrifoglio - 100 Jahre im Zeichen des Glücksklees

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Erste Ausfahrt mit den neuen Quadrifoglio-Versionen von Giulia und Stelvio. Und: Wie es mit den Sportversionen im Rahmen der Elektrifizierung weitergeht

Wenn man als Automarke auf eine so lange Geschichte zurückblickt wie Alfa Romeo, gibt es immer wieder einen Anlass zu feiern. Vor 13 Jahren feierte man den 100. Geburtstag und 2023 ist es wiederum 100 Jahre her, dass das berühmte vierblättrige Kleeblatt (das Quadrifoglio Verde) erstmals an einem Auto auftauchte. Schuld war ein abergläubischer Ugo Sivocci. Ausgerechnet bei der berühmten Targa Florio auf Sizilien sollte der italienische Rennfahrer im April 1923 mit der Startnummer 13 ins Rennen gehen. Um allen bösen Omen entgegenzuwirken, bekam er einen grünen Glücksklee auf weißem Grund vorne ans Auto gepinselt. Und das Glück war ihm tatsächlich hold. Er gewann das Rennen und das Team von Alfa Romeo verzierte fortan seine Rennautos mit dem Glücksklee. Auch ein Rennfahrer namens Enzo Ferrari fuhr Alfa-Wagen mit dem Quadrifoglio Verde, bis es bei seinem Rennteam von einem schwarzen Pferd auf gelben Hintergrund als Glücksbringer abgelöst wurde. Später hatte auch Jochen Rindt  den Glücksklee an seinem Alfa GTA.

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Das Quadrifoglio Verde wurde ab 1963 nicht nur auf Rennwagen, sondern auch auf besonderen Straßenfahrzeugen angebracht. Erstmals bei der nur in geringer Stückzahl gebauten und für Einsätze im Motorsport konzipierten Giulia TI Super. Die Alfa Romeo Giulia 1600 Sprint GT Veloce von 1965 zeigte das Quadrifoglio zum ersten Mal in Form einer markanten Emaille-Plakette auf der C-Säule.

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Giulia & Stelvio

Die Quadrifoglio-Modelle gibt es aktuell für den Stelvio und die Giulia. Alfa Romeo hat die sportlichen Autos nochmals aufgefrischt und upgedatet. Dass jetzt 10 PS mehr aus dem V6-Biturbo-Motor geholt werden, ist bei einer Leistung von über 500 PS nicht mehr so wesentlich. 520 PS sind es jetzt, die der V6 entwickelt – das sorgt nicht nur für atemberaubende Fahrleistungen, sondern auch für eine faszinierende Soundkulisse, vor allem wenn man die optionale Sportauspuffanlage von Akrapovic montiert hat. Weitaus wichtiger ist dem Chefentwickler Domenico Bagnasco die Weiterentwicklung am Fahrwerk und das nunmehr serienmäßige mechanische Sperrdifferenzial. Alles, um die Traktion der Hinterräder und die Agilität des Autos – vor allem in schnellen Kurven – weiter zu verbessern.

Wir fahren den Quadrifoglio auf historischem Boden, der Rennstrecke von Linas-Montlhery in Frankreich, rund 25 Kilometer von Paris entfernt. Die Straße ist schmal und holprig, erlaubt aber Höchstgeschwindigkeiten jenseits von 200 km/h.  Hier kann der Alfa zeigen, was er kann. Die Lenkung ist dabei wunderbar exakt, so wie man es von allen Giulias und Stelvios kennt, wirkt aber nicht nervös und der Klang bei steigender Drehzahl macht dem Quadrifoglio alle Ehre. Trotzdem: Unangenehm laut wird der Alfa nicht, man will ja auch auf öffentlichen Straßen fahren – das dann eher komfortabel – und auch das beherrschen die beiden Alfas.

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Was hat uns noch gefallen? Das Display verfügt über einen zusätzlichen Modus mit der treffenden Bezeichnung Race, hier wird der Drehzahlmesser zentral dargestellt. Und wirklich gut fühlen sich die Alcantara-Einlagen am Lenkrad an. Sonst gibt’s innen Elemente in Kohlefaser-Sichtoptik. Für die Aerodynamik sorgt ein aktiver Frontsplitter, der je nach Geschwindigkeit mehr oder weniger weit ausgefah­ren wird. Aber die aerodynamischen Maßnahmen im Rahmen der Quadrifoglio-Werdung sind sonst eher dezent. Hinweis Nummer eins ist und bleibt das Kleeblatt am Auto.

Preise

Billig sind die Quadrifoglio-Versionen freilich nicht. 115.800 Euro kostet die Giulia, 135.400 Euro der Stelvio.

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Perspektive

Wie geht es weiter mit den Sportlern, wenn Alfa Romeo elektrisch wird? Wir fragen nach beim Chef persönlich, Jean-Philippe Imparato. „Wir dürfen uns bei diesen Autos keine Kompromisse bei der Performance erlauben. Wenn ich Zweifel an der Performance habe, werde ich das Quadrifoglio-Logo nicht auf das Auto geben“, sagt der Alfa-Chef. Was den Sound der Autos betrifft, wenn sie rein elektrisch fahren, so arbeite man daran, sagt Imparato. „Aber wir haben noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen“. Wobei er selber weder ein Freund von einem elektrischen „zzzzzzzzz“, noch von künstlichen generierten Geräuschen ist. „Aber vielleicht haben wir keine Wahl, wenn der Markt das verlangt.“

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Epilog: Niki Lauda hatte das Kleeblatt zwar nicht an seinem Brabham-Alfa-Rennwagen, es gab aber 1978 eine limitierte Stückzahl von Alfa Spider als Niki Lauda Edition für den US-Markt samt Plakette und Kleeblatt. Der tapfere Ugo Sivozzi verunglückte im September 1923 bei Testfahrten mit einem neuen Rennwagen in Monza tödlich. Auf das Kleeblatt hatte man diesmal bei seinem Auto vergessen.

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