Das ist der Audi A4 2019: Mehr Facelift geht nicht
Ich erinnere mich noch recht gut daran, was passierte, als Audi Ende 2015 den aktuellen A4 (Baureihe B9) auf den Markt brachte. Die Reaktionen auf das neue Auto waren - sagen wir mal - ausbaufähig. "Zu nah am Vorgänger" oder "zu bieder" - das hörte man häufiger, wenn es um die fünfte A4-Generation ging. An den Verkaufszahlen rüttelte es wohl weit weniger als anfangs angenommen. Selbst im letzten Jahr mit den massiven WLTP-Problemen verkaufte man noch 345.000 Exemplare. Zum Vergleich: Die Mercedes C-Klasse wurde mit frischem Facelift 397.000-mal ausgeliefert. Dennoch scheint der Wunsch nach einem weitreichenderen A4-Neustart groß gewesen zu sein. Neu-Designer Mark Lichte hat bereits den Rest des Audi-Portfolios maßgeblich und sehr konsequent umgekrempelt. Beim A4 musste daher wohl ein besonders radikaler Schnitt her. Die optischen Neuerungen sind für eine Modellpflege ungewöhnlich umfangreich. Bis auf Dach und Heckklappe hat man jedes Karosserie-Teil verändert.
Design
Vorne erkennt man das A4-Faclift am breiteren, flacheren Singleframe-Grill und den neuen LED-Scheinwerfern, die optional auch als Matrix-LED-Versionen zu haben sind. Am Heck orientieren sich die neuen Rückleuchten-Grafiken (insgesamt wird es drei verschiedene Rückleuchten geben)und der neue Stoßfänger mit den integrierten Trapez-Endrohren stärker am großen Bruder A6. Am aufwendigsten war aber sicher die Neugestaltung der Seitenlinie. Türen, Kotflügel - alles anders. Die Schulterlinie ist nun tiefer, außerdem hat man die Kotflügel mit den sogenannten Quattro-Blistern versehen. Damit wirken die Radhäuser viel kantiger und muskulöser, obwohl der A4 in Wirklichkeit nur einen halben Zentimeter breiter ist als vorher. Klar, über Optik lässt sich immer trefflich streiten. Allerdings dürfte es wenig Zweifel geben, dass dieser A4 ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung ist.
Technik
Anders als beim Design fallen die technischen Neuerungen beim modellgepflegten A4 und A4 Avant wohl erst auf den zweiten Blick so richtig auf. Im Chassis- und Fahrwerksbereich bleibt alles beim alten. "Wir haben einen sehr guten Mix aus Sportlichkeit und Komfort. Hier sahen wir keinen Handlungsbedarf", sagt technischer Projektleiter Roland Hudler. Gleich vier verschiedene Fahrwerksvarianten gibt es für das Auto. Neben dem Serienfahrwerk und dem 23 mm tieferen Sportfahrwerk, kann man auch ein Komfortfahrwerk (minus 10 mm) sowie ein Sportfahrwerk (ebenfalls minus 23 mm) mit adaptiven Dämpfern ordern.
Ganz anders sieht es bei den Motoren aus. Die Leistungsdaten der insgesamt acht Turbo-Aggregate mögen Ihnen bekannt vorkommen, allerdings hat Audi alle bis auf zwei mit einem 12-Volt-Mildhybrid-System ausgestattet, das den Verbrauch im Realbetrieb um bis zu 0,3 Liter senken soll. Der neue S4 TDI erhält sogar ein 48-Volt-Mildhybrid-System inklusive elektrischem Zusatzverdichter. Hier ein kurzer Überblick, wie das Antriebsportfolio künftig aussieht:
- 30 TDI: 2,0-Liter-Diesel mit 136 PS/320 Nm und 12-Volt-Mildhybrid (kurz nach Marktstart)
- 35 TDI: 2,0-Liter-Diesel mit 163 PS/380 Nm und 12-Volt-Mildhybrid (kurz nach Marktstart)
- 40 TDI: 2,0-Liter-Diesel mit 190 PS/400 Nm
- 45 TDI: 3,0-Liter-V6-Diesel mit 231 PS/500 Nm
- S4 TDI: 3,0-Liter-V6-Diesel plus e-Lader mit 347 PS/700 Nm und 48-Volt-Mildhybrid
- 35 TFSI: 2,0-Liter-Benziner mit 150 PS/270 Nm und 12-Volt-Mildhybrid
- 40 TFSI: 2,0-Liter-Benziner mit 190 PS/320 Nm und 12-Volt-Mildhybrid
- 45 TFSI: 2,0-Liter-Benziner mit 245 PS/370 NM und 12-Volt-Mildhybrid
Bis auf den 35 TFSI (mit Sechsgang-Handschalter) sind alle Varianten serienmäßig mit einem Automatikgetriebe ausgestattet. Je nach Motorisierung handelt es sich dabei um eine Siebengang-Doppelkupplung oder (bei den V6-TDI) um einen Achtgang-Wandler. Der Fahrmodus-Schalter Audi Drive Select ist ab den Versionen mit 190 PS Serie. Für die meisten Varianten ist natürlich auch der Quattro-Allradantrieb verfügbar.
Innen
Und damit ab zum Innenraum, der sich in puncto Connectivity deutlich stärker entwickelt hat als in seiner Erscheinung. Will heißen, hier drin sieht es erst einmal nicht viel anders aus als vor dem Facelift. Wer gehofft hat, der neue A4 würde das Bediensystem mit zwei Displays aus A6, Q8 und Co. übernehmen, könnte also ein wenig enttäuscht sein.
Passiert ist trotzdem jede Menge. Auf dem Armaturenbrett hockt nun nämlich ein merklich größerer Bildschirm als zuvor. Er basiert auf dem modularen Infotainmentbaukasten der dritten Generation, misst 10,1 Zoll und ist ein Touchscreen. Den Dreh-Drück-Steller in der Mittelkonsole gibt es damit nicht mehr. Audi verspricht eine schnellere Treffersuche durch freie Texteingabe und eine natürlichere Sprachsteuerung, die wesentlich mehr versteht. Vor Ihrer Nase sorgen wie bisher zwei teil-analoge Instrumentendisplays oder das 12,3 Zoll große Virtual Cockpit für die Anzeige von Geschwindigkeit, Drehzahl, Navigation etc.
Und dann gibt es da noch einige neue Features, die den gelifteten A4 in der Future-Tabelle ein ganzes Eck nach oben hieven. Dass er jetzt mit Ampeln sprechen kann, zum Beispiel. Das Auto ist nun mit der Infrastruktur der Stadt vernetzt (anfangs Ingolstadt und Düsseldorf, aber keine Sorge, es werden ständig mehr) und kriegt über einen Server Infos vom Ampel-Zentralrechner. Sprich: Der neue A4 weiß, wann die Ampel vor Ihnen grün wird und sagt Ihnen dann, wie schnell Sie fahren müssen, damit Sie geschmeidig auf der grünen Welle surfen. Gut für den Verbrauch, gut für den Verkehrsfluss.
Neu ist auch, dass Sie jetzt quasi "Ausstattung on demand" kaufen können. Oft wurde schon darüber gesprochen, jetzt geht es langsam damit los. Beim A4 bedeutet das: Wenn Sie nach dem Kauf merken "Mist, ich hab das MMI plus, das Digitalradio und das Smartphone Interface vergessen", dann sind Sie erstens ein ganz schöner Schussel und haben zweitens Glück, denn Sie können die Funktionen jetzt einfach dazu buchen. Entweder testweise für einen Monat, ein Jahr oder für immer.
Preise und Marktstart
Laut Audi gibt es beim A4 Facelift keinen generellen Preisaufschlag. Die Audi A4-Modelle kommen ab Herbst 2019 in Österreich auf den Markt.
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