Elektro-Mopeds: Nachhaltigkeit auf zwei Rädern
Sie surren mit bis zu 45 km/h durch die Straßen im Stadtgebiet. Bisher kam hinter den rund 272.500 Mopeds in Österreich mitunter das Bedürfnis auf, sich Nase und Ohren zuzuhalten. Doch diese urbane Geräusch- und Geruchskulisse könnte künftig gedämpft werden. Die zweirädrige Mobilität wird leiser und abgasfrei – sie wird elektrisch.
Ab 2021 gilt für Kraftfahrzeuge die Euro-5-Norm. Nach dieser Abgasrichtlinie werden nur noch Fahrzeuge zugelassen, die einen bestimmten Grenzwert nicht überschreiten. Mit dieser Neuerung werden die Abgaswerte der 2017 eingeführten Euro-4-Norm um ein Drittel reduziert. Das ist eine Chance für die Elektromobilität auf dem Zweiradsektor. „Vor allem im urbanen Raum sind Mopeds ein beliebtes Verkehrsmittel. E-Mopeds sind eine nachhaltige Alternative, die immer gefragter wird“, sagt Hanno Voglsam, Geschäftsführer von Vertical, dem führenden Händler von E-Mopeds in Österreich. Derzeit gibt es rund 13.000 E-Mopeds auf Österreichs Straßen. 2019 wurden laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) 1.902 neu zugelassen, das entspricht 14,7 Prozent aller neuen Mopedzulassungen und einer Steigerung von 4,7 Prozent zum Vorjahr.
Interessengruppen wie die Arge2rad und Händler erwarten weiter steigende Verkaufszahlen: einerseits aufgrund der kommenden Euro-5-Norm, andererseits durch die Förderung von Umweltministerium und Importeuren. Bereits das vierte Jahr in Folge gibt es beim Kauf eines E-Mopeds 350 Euro Förderung.
„Diese Förderung ist definitiv attraktiv“, sagt Hanno Voglsam. „Dadurch wird der Kaufpreis im Schnitt um zehn Prozent reduziert“. Für E-Mopeds interessierten sich vor allem urbane Männer zwischen 20 und 50 Jahren, erklärt der Händler. „Käufer bestellen die neuesten Modelle vor, wie bei Tesla-Autos. Die Kunden wollen Early Adopter sein. E-Mobilität und vor allem E-Mopeds sind die Symbole der neuen Städter.“
Bis zu 60 Kilometer weit
E-Mopeds seien bei Städtern aber auch deshalb so beliebt, weil sie praktisch und nachhaltig sind: Sie sind abgas- und geräuscharm, der Akku unter dem Sitz, der zirka zehn Kilo wiegt, lässt sich bei den meisten Modellen herausnehmen und in der Wohnung laden.
Im Schnitt dauere eine Vollladung zwischen zwei und sieben Stunden. Mit dieser Vollladung könne man, so Voglsam, zwischen 50 und 60 Kilometer fahren. „In den Verkaufsprospekten steht zwar eine höhere Reichweite. Aber erstens muss man immer Vollgas geben, damit man mit dem städtischen Verkehr mithalten kann. Und zweitens ist die Akkukapazität bei kalten Temperaturen reduziert.“
Durchschnittlich lege der mobile Wiener an Werktagen rund zehn Kilometer zurück, heißt es vom VCÖ. Das Potenzial für E-Mopeds ist also gerade wegen dieser geringen Distanzen gegeben. Trotzdem entscheidet sich nicht jeder für einen Kauf. Eine Alternative ist auch bei E-Mopeds das Sharing, die Systeme hierfür werden kontinuierlich ausgebaut. Seit Herbst 2019 bietet etwa das deutsche Unternehmen Emmy Miet-E-Mopeds in Wien an. Hier zahlt man 0,23 Euro pro Minute. Ein ganzer Tag kommt damit auf 29 Euro. Das Geschäftsgebiet erstreckt sich bisher vom ersten bis zum neunten Bezirk.
Doch auch bei E-Mopeds gibt es nicht nur ungetrübte Fahrfreude: Die aus der Welt der Elektroautos bekannte Kritik um die in der Batterie verwendeten Rohstoffe Lithium und Kobalt trifft auch hier zu. Es gebe mittlerweile aber zumindest gute Lösungen für die Verwertung der Batterien, erklärt Christian Peter vom Elektro Mobilitäts Club. Laut seinen Angaben können bis zu 91 Prozent der in den Batterien verwendeten Rohstoffe recycelt werden. Zusätzlich würde der Einsatz von Kobalt in der Akku-Chemie zunehmend geringer. Und es werde heute bereits an Akkus geforscht, die komplett ohne Kobalt auskommen, so Peter.
Dann könnte man nicht nur leise und ökologisch, sondern auch frei von schlechtem Gewissen durch die Gassen düsen.
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