Das größte Display der Motorradwelt - BMW R 1250 RT
Captain Kirk – dessen Originalbesetzung William Shatner übrigens unlängst 90 wurde, Glückwunsch! – hätte seine Freude am Cockpit der neuen BMW R 1250 RT: Mit 10,25 Zoll Diagonale (26 Zentimeter!) ist es das größte der Motorradwelt. Im Cinemascope-Format spannt es sich vor dem Fahrer auf und versorgt diesen mit allerlei Wissenswertem. Dabei bleibt es aufgrund der schieren Größe stets übersichtlich und dank der brillanten Auflösung immer gut ablesbar – ein echter Technologiesprung.
Verknüpft mit dem neuen Display ist auch eine zusätzliche Fähigkeit des Connectivity-Systems. Schon bisher interagierten BMW-Motorräder mit TFT-Display über Bluetooth mit dem Smartphone: Auf der eigenen BMW-App geplante Routen konnten ans Bordsystem übertragen werden. Die Routenführung funktionierte bisher allerdings nur über eher schlichte Piktogramme, also Pfeildarstellungen.
Nun ist erstmals eine Routenführung mittels Kartendarstellung möglich, wozu das Smartphone über WLAN mit dem Bike verbunden werden muss; die Übertragung benötigt höhere Datenraten.
Die Kartendarstellung kann je nach Wunsch fast das gesamte Display überspannen oder nur das rechte Drittel einnehmen. Damit wird ein separates Navigationssystem obsolet, auch weil BMW derzeit als einziger Motorradhersteller ermöglicht, dass in die Connected-App Routen importiert werden. Man kann also geruhsam zuhause am Computer die Reisen austüfteln und sie dann via App ans Motorrad schicken.
Clevere Handy-Ablage
All das funktioniert erstaunlich friktionsfrei, sofern man mit solchen Spielereien ein wenig Routine hat. Voraussetzung für eine stabile Verbindung ist allerdings, dass sich das Smartphone nicht im Sperrzustand befindet und gut mit Strom versorgt wird.
Beides ist mit einem neuen Extra gewährleistet: der erweiterten Komforttelefonie, wie es bei BMW heißt. Dahinter verbirgt sich eine Induktions-Ladeschale, die im rechten Staufach untergebracht ist. Um Überhitzungen zu vermeiden, wird dieses Fach mit einem Ventilator belüftet; für ältere Smartphones ohne Induktion findet sich hier ein USB-Stecker.
Zukunft des Reisens
Warum wir so lange über diesen Randbereich des Motorradfahrens sprechen? Weil sich hier die technologische Zukunft für Reisebikes darstellt – und weil dieses Feature auch eine der spektakulärsten Neuerungen an der BMW R 1250 RT darstellt.
Das Motorrad selbst ist ja keine Neukonstruktion, sondern geht in seinen Grundzügen auf das schon 2014 eingeführte Modell zurück. Ende 2018 erfolgte die Umstellung auf den aktuellen 1250er-ShiftCam-Motor, der weiterhin 136 PS und ein bulliges Drehmoment von maximal 143 Newtonmeter leistet.
Bildschirm und Connectivity blieben aber freilich nicht die einzigen Änderungen, wie man schon an der Optik sieht: Die Frontverkleidung inklusive Kotflügel wurden neu gezeichnet und integrieren nun schmale Voll-LED-Scheinwerfer, die eine Absenkungen der „Karosserie“ erlauben. Dadurch fällt der Fahrerblick auf die Straße nochmals großzügiger aus.
Die Scheinwerfer lassen sich erstmals auch mit einer dynamischen Kurvenlicht-Funktion ausrüsten, die sehr aufwendig über Schwenkmotoren gesteuert wird.
Ebenfalls eine Premiere ist der optionale Frontradar, der einen Abstandstempomaten möglich macht. Beides war auf unserem Testbike verbaut und funktionierte perfekt. Genauso wie das neue Vollintegral-ABS, das auch mit der Bremsfunktion DBC ausgestattet ist: Notbremsungen werden erkannt und mit allen Kräften unterstützt.
Neuer Sparmodus
Neu ist ab 2021 auch ein zusätzlicher Serien-Fahrmodus: Eco. Er sorgt nicht nur für ein puddingweiches Ansprechverhalten des Boxers, sondern kappt auch Leistung und Drehmoment. Eine spezielle Anzeige am Display zeigt, ob man mit den verbrauchschonenden „Teillast“-Nocken des Motors unterwegs ist oder mit den auf Performance ausgelegten „Vollastnocken“. Zur Erinnerung: Der ShiftCam-Boxer kann auf der Einlassseite zwischen diesen Nockenprofilen umschalten.
Mehr Spaß machen freilich die anderen Fahrmodi, insbesondere Road oder – wenn man auf die Fahrmodi Pro aufgezahlt hat – Dynamic. Dann kann das mächtige Bike erstaunlich viel Fahrfreude vermitteln, lässt sich auch munter und überraschend handlich in die Kurven legen.
Highway-Star
Auf der Autobahn ist man ohnehin King, selbst in der Ausführung unseres Testmotorrads. Die blaue Lackierung ist an den „Style Sport“ geknüpft und kommt daher mit einem kürzer und schmäler geschnittenen Windschild. Dieses bedingt etwas mehr Fahrtwind an den Armen und einen kleinen Luftzug im Genick, wenn man die Plexischeibe elektrisch ganz nach oben gezoomt hat.
Wen das stört: Man kann aufpreisfrei auch die Originalscheibe montieren lassen und fürderhin bei Autobahntempo ein Tässchen Tee trinken – so ruhig bleiben danach die rauen Lüfte.
Motor/Antrieb
Zweizyl.Boxer, luft/flüssig gekühlt, DOHC, 4V pro Zyl., 1254 ccm, 100 kW (136 PS) bei 9000 U/min, max. Drehmoment 143 Nm bei 6250 U/min, 6-Gang, Kardan
Fahrwerk
Stahlrohr, 37-mm-Telelever, Mono-Stoßdämpfer, Reifen 120/70-17 und 180/55-17
Maße/Gewicht
Radstand: 1485 mm, Sitzhöhe: 805/825 mm, Gewicht fahrfertig: 279 kg, Tank: 25 l
Preis ab 22.200 Euro
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