1.205 Kilometer ohne Stopp: Lucid Air knackt E-Auto-Rekord

Lucid Air Grand Touring
Der Air Grand Touring des US-Herstellers Lucid ist ohne Zwischenladung 1.205 Kilometer gefahren – ein neuer Weltrekord, der die Reichweitendebatte um Elektroautos vorantreibt.

Zusammenfassung

  • Lucid Air Grand Touring stellte einen neuen Weltrekord auf, indem er 1.205 Kilometer ohne Nachladen zurücklegte.
  • Diese Leistung zeigt den schnelllebigen und wettbewerbsintensiven Markt für Premium-Elektrofahrzeuge und betont die Reichweite als zentrales Verkaufsargument.
  • Fortschritte in Batterie-, Antriebstechnologien und Ladeinfrastruktur verringern die sogenannte 'Reichweitenangst' bei Elektroautos weiter.

US-Produzent Lucid hat mit einem seriennahen Modell eine neue Bestmarke für Elektrofahrzeuge aufgestellt. Der Air Grand Touring legte 1.205 rein elektrische Kilometer ohne Zwischenladung zurück. Die Fahrt führte vom schweizerischen St. Moritz über Österreich nach München. Die Route verlief dabei teils bergab, was sich positiv auf den Verbrauch auswirkte. Dennoch wurde die Strecke ohne spezielle Rekordvorbereitungen und bei alltäglichen Bedingungen absolviert. Der bisherige Bestwert von 1.045 Kilometern, den ein Mercedes EQS 450+ nur kurz zuvor am 19. Juni 2025 in Japan aufgestellt hatte, wurde damit nochmals deutlich übertroffen.

Dass Lucid den Mercedes‑Rekord in wenigen Wochen übertroffen hat, unterstreicht die rasanten technologischen Fortschritte im Premium‑E-Auto-Segment. Bemerkenswert ist dabei der Wettlauf um die Reichweite, die inzwischen als zentrales Verkaufsargument für Oberklassemodelle gilt. Lucid-Chefingenieur Eric Bach bekräftigt dies und erklärt, das Unternehmen wolle mit dieser Leistung „technologisch ganz vorne mitspielen und bereit sein, etablierte Marken offensiv herauszufordern“.

Lucid Air Grand Touring stellt Weltrekord auf

Der Weltrekord von Lucid wurde abschließend offiziell von Guinness bestätigt.

Entwicklung der Reichweite: Von 300 auf über 1.200 Kilometer

Noch vor wenigen Jahren galt die begrenzte Reichweite als eines der Hauptargumente gegen die Elektromobilität. Hauptsächlich kleine E-Autos stellten den Durchschnitt dar und kamen im Alltag nur bedingt über die 300-Kilometer-Marke hinaus – ausreichend für den Stadtverkehr und Pendelstrecken, aber wenig überzeugend für Vielfahrer. In einer ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2024 nannten daher rund 40 Prozent der Befragten die sogenannte „Reichweitenangst“ als wichtiges Hindernis beim Wechsel auf ein E-Auto.

Technische Fortschritte der vergangenen Jahre haben dieses Bild allerdings verändert. Kompakte Elektromodelle wie der Tesla Model 3, Hyundai Ioniq 6 oder BMW i4 erreichen heute WLTP-Distanzen von bis zu 600 Kilometern. Fahrzeuge der Oberklasse – etwa Teslas Model S Long Range, der alte Rekordhalter Mercedes EQS oder eben der Lucid Air – kratzen sogar an der 1.000-Kilometer-Grenze. Selbst SUVs wie der BMW iX oder der Polestar 3 und 4 können inzwischen auf Strecken jenseits von 500 Kilometern bewegt werden.

Lucid Air Grand Touring Guinness World Record

Der neue Weltrekord für die weiteste Reichweite eines E-Autos übertrifft den alten nach nur wenigen Wochen.

Spürbarer Fortschritt - nicht nur in der Reichweite

Parallel zur Reichweitenentwicklung hat sich auch die Ladeinfrastruktur verbessert. Laut der Europäischen Kommission ist die Zahl der öffentlichen Schnellladepunkte in der EU seit 2020 um mehr als 250 Prozent gestiegen. Zudem ermöglichen moderne Fahrzeuge heute Schnellladevorgänge von 10 auf 80 Prozent in etwa 20 Minuten. Auch die Software hat nachgezogen: Navigationssysteme mit integrierter Laderoutenplanung sind mittlerweile Standard und berechnen Zwischenstopps automatisch – je nach aktueller Reichweite und Ladeleistung der verfügbaren Stationen.

Der ADAC-Vorstand für Verkehr und Technik, Prof. Dr. Peter König, hält den Mythos der begrenzten Reichweite daher für unbegründet – die Rahmenbedingungen hätten sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Auch Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research in Bochum, stimmt dem zu: „Reichweiten neuer Elektroautos sind heute nicht mehr weit entfernt von der eines Diesel‑Autos.“

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