Grand Tour of Switzerland: Von der Belle Epoche zur weißen Spinne
1600 Kilometer lang ist die so genannte Grand Tour of Switzerland. Dabei bleibt praktisch kein Highlight der Schweiz undurchquert. Elf UNESCO-Welterbestätten, fünf Alpenpässe und 22 Seen liegen entlang der Tour, wenn man die ganz große Schweiz-Runde fährt.
Das tun wir nicht. Wir beginnen unsere Reise in Neuchatel (zu deutsch Neuenburg, das sagt aber hier keiner, weil hier sind wir in der französisch sprechenden Schweiz). Neuchatel ist tatsächlich ein kleines Juwel, gelegen am gleichnamigen See. Besonders stolz ist man hier auf die Bauwerke der Belle Epoche. Die meisten von ihnen liegen an der Seepromenade. An einem sommerlichen Samstagabend im Mai ist hier jede Menge los. Am Hafen befinden sich die coolen Bars mit entsprechender Musikbeschallung.
Einst haben hier ganz andere Leute live aufgespielt. In der mittlerweile nicht mehr existierenden Spot Bar traten Bands wie Pink Floyd, Procol Harum, Moody Blues oder die Bee Gees auf. Eine kleine Plakette an einer Hauswand erinnert an diese goldenen Zeiten.
Das wäre nichts für Hermann Hesse gewesen, der hier einst zur Erholung weilte. Friedrich Dürrenmatt zog es ebenfalls nach Neuchatel, er ist auch hier gestorben.
Wir folgen der Grand Tour, die übrigens sehr gut ausgeschildert ist und kommen so durch das mittelalterliche Städtchen Murten und durch Fribourg mit seiner beeindruckenden Kathedrale. Und die Schweizer nehmen es sehr genau, wenn es darum geht, Schönheiten auch abseits der Strecke zu präsentieren. Kurz vor La Roche wird der Autoreisende relativ unvermittelt auf ein kleine Schlaufe dirigiert – wenn man sich brav an den Routenvorschlag hält, wird man mit einem tollen Ausblick auf den Stausee Lac de la Gruyere belohnt.
An der Route liegt überaus malerisch auf einem Hügel das Schloss von Gruyere. Und an einem sonnigen Sonntag ist es entsprechend gut besucht, so, dass auf den eigentlich schon vollen Parkplätzen rundherum die Parkanweiser alle Hände voll zu tun haben.
Die Schweiz empfängt uns mit jenem Wetter, an dem die Bilder für Postkarten und Tourismusprospekte geknipst werden. Entsprechend einiges los ist auch auf den Strecken Richtung Gebirge – neue Autos, schnelle Autos, alte Autos, Motorräder, Fahrräder, alles, was rollen kann, ist scheinbar unterwegs.
Weitaus ruhiger ist es da in Gstaad. Das liegt nicht direkt an der Route, ist aber nur ein kurzer Abstecher. So turbulent es in der Hochsaison in diesem Wintersportort sein mag, so entspannt und fast schon verschlafen ist es hier im Frühsommer.
Wir folgen der Route weiter in Richtung Interlaken. Das ist das am wunderschönen Thunersee gelegene Tor zum Berner Oberland mit den mächtigen Berggipfeln von Eiger, Mönch und Jungfrau. Die legendäre Eiger-Nordwand wurde 1938 erstmals von den Deutschen Vörg und Heckmeier und den Österreichern Kasparek und Harrer bezwungen. Harrer verewigte seine Erfahrungen in dem Buch Die weiße Spinne. „An keinem anderen Ort der Welt hat man dieses Panorama: Eiger, Mönch, Jungfrau und Wetterhorn mit ihren weithin leuchtenden Gletschern, die bis in die grüne Talsohle vorstoßen“, schrieb Harrer über Grindelwald.
Das soll unser nächstes Ziel sein…
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