Ferraris Virenschutz für den Vollblüter
Die Aufregung in den Fanzirkeln über die Frage, ob sich jetzt auch Ferrari mit dem SUV-Virus infiziert hat, überstrahlt ein wesentlich wichtigeres Detail des neuen Topmodells Purosangue (italienisch für Vollblüter).
Dass der erste Ferrari in der 75jährigen Geschichte des Hauses, der vier Türen und ebensoviele menschenwürdige Sitze bietet, nichts mit hoch aufragenden Geländewagen-Darstellern anderer Sportwagenmarken von Lamborghini über Bentley bis jüngst auch Lotus zu tun hat, erschließt sich spätestens, wenn er im Praxiseinsatz auf der Straße erlebt werden kann (siehe Fahrbericht hier).
Spannender als die Frage nach dem SUV-Virus ist beim Vollblüter aus Maranello vielmehr die Tatsache, dass er sich Viren anderer Art vollkommen verschließt. Im radikalen Gegensatz zum aktuellen Trend, moderne Autos voll zu vernetzen um deren Fahrdaten zentral abrufen und Softwareupdates direkt ins Bordsystem schicken zu können, schottet Ferrari sein Topmodell ganz bewusst von der virtuellen Welt vollkommen ab. Lediglich der gesetzlich vorgeschrieben Notruf via eigener Mobiltelefon-Karte verbindet den Purosangue mit der digitalen Außenwelt.
Den Verzicht auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die sich durch die Anbindung ans Netz und die Nutzung der Daten von Fahrzeug und Benutzer ergeben, muss man sich als Hersteller nämlich erst einmal leisten können. Womit sich eine High-End-Marke wie Ferrari natürlich leichter tut als Massenhersteller, die das Schürfen und Verwerten von Daten als eines ihrer wesentlichsten künftigen Geschäftsfelder sehen.
Im Gespräch mit den Entscheidern in Maranello über die Gründe für diesen Schritt, kommt immer wieder das Argument, man wolle diese Tür ins Netz nicht öffnen, weil man Ferrari-Kunden nicht der Gefahr aussetzen wolle, dass ihre Daten gehackt werden. Und der Glaube in die technischen Möglichkeiten, dies durch Firewalls definitiv ausschließen zu können, halte sich für sie noch in zu engen Grenzen.
Bewusster Verzicht auf die Segnungen der allumfassenden Vernetzung könnte sich so durch den Schritt der Italiener beim Purosangue als eine neue Definition von Luxus etablieren.
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