Testphase in Wien: Wie neue Asphaltmischungen städtische Hitze mindern

Testphase in Wien: Wie neue Asphaltmischungen städtische Hitze mindern
Neue Straßenbeläge sollen gegen die Hitzen in der Stadt helfen. Welche Asphaltlösungen laut Experten besonders vielversprechend sind.
  • Wien testet vier Asphaltvarianten auf dem Liesingbach-Radweg, um die Hitzeentwicklung zu reduzieren.
  • Die Asphaltlösungen umfassen wasserdurchlässigen, hellen und regulären Asphalt, um urbane Hitzeinseln zu bekämpfen.
  • Das Projekt wird von der Technischen Universität Wien begleitet und soll über drei Jahre hinweg Daten zur Temperaturentwicklung sammeln.

Der Sommer kommt - und es wird auch wieder heiß: Wien testet daher den Einfluss unterschiedlicher Straßenbeläge auf die Temperaturentwicklung in der Stadt. Drei Asphaltlösungen, die sich bei Sonneneinstrahlung nicht so stark aufheizen und eine, die zusätzlich wasserdurchlässig ist, werden nun in den nächsten drei Jahren entlang des Liesingbach-Radweges genau unter die Lupe genommen.

Denn besonders im dicht bebautem Gebiet mit einem hohen Anteil an versiegelter Fläche steigt die Gefahr der urbanen Hitzeinseln. Eine natürliche Vegetation mit durchlässigen Böden erlaubt es Niederschlagswasser zu versickern. Dieses Regenwasser wird von der Fläche aufgenommen, ein Teil davon verdunstet anschließend wieder – mit dem Ergebnis, dass die Umgebung gekühlt wird. 

Entlang von Radwegen wird entsiegelt und begrünt

Hinzu kommen natürliche Schattenspender wie Bäume, Büsche und andere Pflanzen, durch die sich die Flächen weniger stark aufheizen können. Wenn man eine dicht bebaute Stadt mit dem unbebauten Umland vergleicht, kann es Temperaturunterschiede von bis zu 12 Grad Celsius geben.

Im Rahmen eines vorangegangenen Projekts wurden deshalb Lösungen entwickelt und im Labor umfassend geprüft, wie Verkehrsbeläge für Gehsteige, Radwege und Fahrzeug-Stellplätze dazu beitragen können, Hitzeinseln zumindest zum Teil zu entschärfen. Die drei entwickelten Oberbausysteme – sogenannte Cool Pavements – haben bereits vielversprechende Ergebnisse geliefert.

„Sie werden nun entlang des Liesingbach-Radwegs auf Höhe des Drascheparks in einer Teststrecke unter realen Bedingungen erprobt und ihr Einfluss auf die lokale Temperaturentwicklung untersucht“, erläutert Wolfgang Ablinger von der MA 28-Straßenbau, er ist Spezialist für Straßenbeläge und befasst sich schon lange mit dieser Thematik.

Unter Begleitung der Technischen Universität Wien wurden vier Asphaltbelags-Varianten auf einer Gesamtlänge von rund 80 Meter (jeweils 20 Meter pro Asphaltmischung) hergestellt und mit Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren versehen. Diese werden im Lauf der nächsten drei Jahre Messdaten liefern, woraus sich Empfehlungen zur Vermeidung urbaner Hitzeinseln ableiten lassen.

Was sind Cool Pavements?

Variante 1: Hierbei handelt es sich um offenporigen Asphalt mit grobkörnigem Gestein. Dadurch ist er besonders wasserdurchlässig. Diese Variante wird deshalb nicht nur auf die Temperatur, sondern auch auf ihre Versickerungsfähigkeit getestet.

Variante 2: Der Asphalt ist mit klassischem Bindemittel gemischt und mit Aufhellungsgestein versetzt, wodurch er heller ist als gewöhnlicher Asphalt und sich deshalb bei Sonneneinstrahlung weniger aufheizt.

Variante 3: Für den direkten Vergleich wird Variante 3 eingebaut: regulärer Asphalt mit herkömmlichem Bindemittel und herkömmlichem Gestein.

Variante 4: Der Asphalt der Variante 4 ist nicht nur mit transparentem Bindemittel gemischt, sondern zusätzlich mit hellem Gestein versehen und gelb eingefärbt. Somit ist er deutlich heller als die anderen Varianten. Er zeichnet sich nach dem Einbau durch seine hellgelbe Sandfarbe aus. So soll die Oberflächentemperatur deutlich gesenkt werden.

Entlang des bereits renaturierten über 9 km langen Abschnittes hat sich der Liesingbach während der letzten 20 Jahre zu einem ökologisch intakten Gewässer entwickelt. Bis 2027 wird das Renaturierungsvorhaben komplett gemacht.

Für die durchgängige Radroute über den Altmannsdorfer Graben bis zum Inzersdorf-1-Steg wurde nun eine weitere Unterführung im Draschepark unter der Triester Straße errichtet. 

Das gesamte Liesingbach Projekt wird vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft gefördert.

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