Neue Euro-NCAP-Crashtests: Wer fährt sicher, wer schwächelt?

Der Polestar 4 im Euro NCAP Crashtest.
Zusammenfassung
- Deutsche und chinesische Elektrofahrzeuge dominieren die Spitzenplätze der Euro-NCAP-Crashtests 2025 mit fünf Sternen.
- Chinesische Modelle sind im Budget-Segment seltener, während es bei europäischen Fahrzeugen oft an aktiver Sicherheit mangelt.
- Trotz Verbesserungen in der passiven Sicherheit bleibt der Unterschied bei aktiven Sicherheitsmerkmalen zwischen günstigen und Premium-Modellen deutlich.
Im ersten Halbjahr 2025 hat das europäische Verbraucherschutzprogramm Euro NCAP zahlreiche neue Fahrzeugmodelle getestet – mit teils bemerkenswerten Ergebnissen. Mehrere Neuerscheinungen erreichten die Höchstwertung von fünf Sternen, darunter zahlreiche Elektrofahrzeuge und SUVs aus Europa und China.
Neben dem aufgefrischten Tesla Model 3 zählen dazu unter anderem auch die Modelle 3 und 4 von Polestar, das Kompakt-SUV Zeekr X sowie der chinesische Familien-Kleinwagen Lynk & Co 02. Ohnehin gehören 10 der 17 bestbewerteten Modelle chinesischen Marken – darunter Voyah, Geely, OMODA, BYD, Hongqi oder Jaecoo. Damit dominieren Hersteller aus Nahost klar das obere Ende des Sicherheitsrankings – ein Signal für den steigenden Qualitätsanspruch und die technologische Reife dieser Anbieter auf dem europäischen Markt.
Doch auch deutsche Hersteller konnten sich mit neuen Modellen prominent platzieren: So überzeugten etwa der VW Tayron kurz nach seiner Markteinführung sowie Audis Q6 e-tron – beide mit umfassender serienmäßiger Sicherheitsausstattung. Beim Q6 e-tron wurde insbesondere der Schutz von Kindern und Fußgängern positiv hervorgehoben, der Tayron erzielte starke Ergebniswerte bei der Fahrerassistenz und im Seitenaufprallschutz.
Fast alle der besten 17 Fahrzeuge bieten serienmäßig Notbremsassistenten, Spurhaltesysteme, Verkehrszeichenerkennung und Fahrerüberwachung – Faktoren, die in der neuen Bewertung nach Euro NCAP 2023/24 stark gewichtet werden. Die Anforderungen wurden deutlich verschärft, etwa durch Tests bei Nacht, Kreuzungsszenarien und der Erkennung verletzlicher Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer.

Der Lync & Co 02 unterstreicht mit einer 5 Sterne-Bewertung die wachsende Sicherheit chinesischer Automobilbauer.
Budget-Segment: Aufholjagd mit Lücken
Während chinesische Hersteller das Spitzenfeld dominieren, zeigt sich im 4-Sterne-Segment ein umgekehrtes Bild: Hier finden sich überwiegend europäische Modelle wie der VW Caravelle, der Ford Tourneo Custom und Courier, der Opel Grandland sowie der Peugeot 3008 und 5008. Auch der südkoreanische Hyundai Inster und der neue Kia EV3 bewegen sich in dieser Kategorie. Viele dieser Fahrzeuge bieten zwar eine solide Grundstruktur, schwächeln aber bei der aktiven Sicherheit. Häufig fehlen serienmäßige Assistenzsysteme wie Spurhalteassistenten oder automatische Notbremsungen, was aufgrund der verschärften Kriterien zu Punktabzügen führt. Übrigens: Nur zwei chinesische Modelle – der Chery Tiggo 7 und 8 – tauchen im Vier-Sterne-Segment auf.
Dennoch ist die Tendenz positiv: Die passive Sicherheit – also der Schutz bei einem tatsächlichen Unfall – ist auch bei günstigen Autos mittlerweile auf einem akzeptablen Niveau. Unterschiede bestehen vor allem bei der Prävention: Notbremsfunktionen, Müdigkeitserkennung oder Spurzentrierung fehlen häufig oder sind nur optional erhältlich.

Der Hyundai Inster beim Euro NCAP-Crashtest.
Sicherheit wird demokratischer – bleibt aber ein Kostenfaktor
Die aktuelle Euro-NCAP-Runde zeigt: Sicherheit ist aktuell keine reine Frage des Preises mehr – doch High-End-Schutz kostet weiterhin einen Aufpreis. Besonders im Bereich der aktiven Sicherheitssysteme ist der Unterschied zwischen günstig und premium noch spürbar. Während Oberklasse-Modelle mit vernetzter Sensorik, Radar und Kamera-Überwachung fast autonom agieren, bieten Budget-Modelle oft nur das gesetzlich geforderte Minimum. Dennoch: Der Abstand wird kleiner, die Basis wird besser – ein Trend, der nicht nur Verbrauchern, sondern auch dem Straßenverkehr zugutekommt.
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