Wie Audi zwei Kernprobleme des E-Fahrens entschärfen will

Wie Audi zwei Kernprobleme des E-Fahrens entschärfen will
Mit dem Elektro-SUV E-Tron bietet Audi viele Extras, die Laden schneller und einfacher machen – aber nicht billiger.

Noch hinken Ladeinfrastruktur und Kundeninteresse den hohen Erwartungen der Politik punkto E-Mobilität weit hinterher. Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland. Nils Kreth von der TU Clausthal schätzt etwa, dass für die bis 2030 in Deutschland geplanten 6 Mio. E-Autos an die 7100 Schnellladestationen mit 350 kWh nötig sein werden.

-Schnellladen Derzeit erfolgen laut Audi rund 85 % der Ladevorgänge zu Hause. Um E-Autos aber auch Langstrecken-kompatibel zu machen, haben mehrere Autokonzerne (VW-Konzern, BMW, Daimler, Ford) die Firma Ionity gegründet. Sie soll bis 2020 400 Standorte an Hauptverkehrsrouten mit im Schnitt je sechs Ladepunkten errichten. In Österreich sind laut Audi-Importeurssprecherin 14 Ionity-Standorte geplant, der erste ist an der Raststätte Mondsee ab Juli zu erwarten.

Geladen werden soll dort mit 50, 150 und später 350 kW. Das erste Serienmodell, das 150 kW (Gleichstrom) verträgt, ist laut Audi der Ende 2018 startende E-Tron. Die 150 kW erklären sich unter anderem durch die Bordspannung von knapp 400 Volt, die kein Laden mit 350 kW zuließen. Künftige Modelle sollen auch 350 kW kompatibel sein.

-Wärmepumpe Aber selbst das 150 kW-Laden (auch mehrmals hintereinander ist möglich) verlangt ein ausgeklügeltes Kühlen der Batterien sowie des Kabels der Ladesäule. Der E-Tron verfügt über vier Kühlkreisläufe, eine Wärmepumpe ist serienmäßig an Bord. Diese ist kein eigener Bauteil, sondern eine bedarfsgerechte Verschaltung des Kältemittelkreislaufs und des Niedertemperatur-Kühlkreislaufs. Sie nutzt die Abwärme der elektrischen Komponenten und kann bis zu 3 kW Wärmeleistung generieren.

-Laden Trotz Einführung des 150 kW-Ladens geht Audi davon aus, dass E-Autos auch künftig vor allem zu Hause geladen werden. Der E-Tron verfügt serienmäßig über Ladesysteme für Schukostecker (Haushaltssteckdose, 2,3 kW) und Drehstrom mit 11 kW (Wandbox). Ladezeit: 8,5 bzw. 4,5 h. Induktives Laden ist nicht vorgesehen.

 

Als Extra bietet Audi das Ladesystem „Connect“ (ab 2019). Damit ist Laden mit bis zu 22 kW möglich, dafür braucht aber auch das Auto einen zweiten Ladeanschluss. Der E-Tron lässt sich damit immer mit der maximal verfügbaren Leistung laden. Er berücksichtigt etwa den Strombedarf anderer eingeschalteter Geräte im Haus (Geschirrspüler etc.) und soll so ein Überlasten des Hausanschlusses vermeiden. Zudem lässt sich das Laden je nach Stromtarif variieren. Voraussetzung ist ein „kompatibles Heimenergie-Managementsystem“. Gesteuert wird via Auto oder Smartphone.

-Handwerker Audi vermittelt auch einen Elektriker, der vor Ort die Leitungen prüft und gegebenenfalls die Wandladestation installiert (auch bei uns).

-Universalkarte Einen weiteren deutlichen Komfortgewinn verspricht Audi dank einer Anbieter-übergreifenden Ladekarte. Sie gilt nicht für alle Anbieter, aber für insgesamt 65.000 öffentliche Ladestellen in Europa. Kunden müssen sich dafür registrieren und einen Ladevertrag („E-Tron Charging Service“) abschließen. Ab 2019 geht es auch ohne Karte: Das Auto autorisiert sich für die registrierten Kunden an der Ladesäule selbst und schaltet sie frei.

Nur eines wird auch künftig nicht möglich: Das Laden der E-Autos durch die Energie von Blitzen, wie bei dem Workshop im Schaltwerk Berlin von Siemens anschaulich gezeigt wurde.

Mehr über den Antrieb des E-Tron und die Pläne, bis 2025 ein Drittel der Audi mit E- oder Plug-in-Hybridantrieb zu verkaufen, demnächst im Motor-KURIER.

Wie Audi zwei Kernprobleme des E-Fahrens entschärfen will

E-Tron: Die Batterie

Schlüsselrolle Bei reinen E-Autos spielen die Stromspeicher eine Schlüsselrolle, nicht nur für Reichweite und Ladedauer, sondern auch bei Gewicht und Kosten. Laut Audi stellt die Lithium-Ionen-Batterie ein Drittel der Herstellkosten des gesamten Autos dar, das entspricht auch ungefähr dem Anteil ihres Gewichts, das beim E-Tron samt Gehäuse und Crashstrukturen 700 kg ausmacht. Die Zellen allein wiegen rund 360 kg. Beim Serienstart des E-Tron (Ende 2018) sind es Pouch-Zellen, später sind auch prismatische geplant.

Eckdaten Die E-Tron-Batterie speichert 95 kWh Strom, ist mit Wechsel-, Dreh- oder Gleichstrom zu laden und zwischen den Achsen positioniert ( L x B x H 2,28 x 1,63 x 0,34 m). Sie besteht aus 36 Zellmodulen mit je 12 Zellen. Die Lebensdauer soll einem Autoleben entsprechen. Der E-Tron ist laut Audi das erste Auto, das mit 150 kW zu laden ist (80 % in 30 min). Norm-Reichweite: rund 400 km.

Ionity Die Firma wurde 2017 von BMW, Daimler, Ford, VW gegründet. Ziel ist der Aufbau eines Schnelllade-Netzwerks (50, 150, später 350 kW) in Europa. Ionity verwendet den EU-Stecker CCS (Combined Charging System).

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