Das Missverständnis
Es ist wieder so weit. Die Ferien sind vorbei und die Schule hat unsere Kinder wieder. Heuer steht auch digitale Grundbildung auf dem Programm.
Doch was ist es überhaupt noch wert, gelernt zu werden, fragten sich vorige Woche der künftige Daimler-Chef
Ola Källenius und der schwedische Erfolgsautor Per Schlingmann anlässlich der „Me Convention“ in Stockholm, wo es vorrangig um Chancen und Risiken der Digitalisierung ging. Die Halbwertszeit unseres Wissens wird immer kürzer. Im handgroßen Smartphone steckt mehr Wissen als in einer Nationalbibliothek. Um dieses Wissen abzufragen, müssen die Benützer dank der immer besseren Sprachbedienung nicht einmal lesen oder schreiben können.
Was bisher Unternehmen stark und erfolgreich machte, die Erfahrung ihrer Mitarbeiter, scheint plötzlich veraltet, auch bei Daimler.
Und dennoch: Am Lernen und Wissen führt kein Weg vorbei, waren sich beide einig. „Um Dinge zu verstehen, muss man viel wissen“, so
Schlingmann. Der größte Vorteil des Menschen gegenüber der Maschine ist seine Intuition. Diese sei umso besser, je größer die traditionelle Erfahrung. Es gebe viele Dinge, die auch künftig der Mensch besser könne als die künstliche Intelligenz. Als Beispiel nannte Källenius das Design eines neuen Autos, das über Erfolg oder Misserfolg entscheide: „Die Designer müssen fünf Jahre im Voraus wissen, was Kunden wollen. Dafür gibt es keinen Algorithmus.“ Künstliche Intelligenz ersetzt nicht das eigenständige Wissen und Denken des Menschen. Und das beginnt mit lernen. Alles andere ist ein Missverständnis.
Die Schule ist also auch eine Chance.
Kommentare