Coast to coast in Florida
Inselhüpfen mit dem Auto. Ganz ohne Warterei in Häfen und schaukelnden Überfahrten auf öligen Fährschiffen. Wo geht das schon?
Natürlich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten – und damit auch auf einer der berühmtesten Straßen der Welt von Miami hinunter in den Süden bis nach Key West. Zahllose kleine Inseln (Keys) im Meer verbunden durch ebenso zahllose Brücken, die sich zwischen den Punkten, an denen sie wieder auf Land treffen, hoch aufschwingen, um den Schiffen Platz zu machen und dementsprechend weite Ausblicke auf den Atlantik auf der einen und den Golf von Mexiko auf der anderen Seite bieten.
Soweit die Theorie. In der Praxis sollte man sich nicht zu viel erwarten, was den Meerblick angeht. Meistens verläuft der Highway 1 nämlich genau in der Mitte der jeweiligen Keys und ist entweder von Häusern, Gewerbebetrieben oder Büschen gesäumt. Von Miami kommend merkt man erst bei Key Largo langsam, dass es jetzt tatsächlich auf diesem schmalen Streifen hinaus aufs Meer geht. Von den hochgezogenen Brücken hat man zwar immer wieder guten Fernblick, aber rechts ranfahren und für ein paar Fotos aussteigen spielt es nicht. Unübersehbare Verkehrszeichen („Do not stop at the bridge“) lassen da keinen Spielraum für Interpretationen. Und bewusstes Langsamfahren ist auch ausgeschlossen („Maximum Speed 55, Minimum Speed 40“ – aber eben Meilen pro Stunde, nicht km/h).
Außerdem ist recht viel Verkehr auf dem Highway 1, der hier dann meistens nur mehr eine Spur pro Richtung hat – Idylle auf einer der berühmtesten Straßen der Welt sieht also anders aus.
Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Auch wenn in der Praxis hier doch nicht der Weg selbst so ganz das Ziel sein mag, er sollte dennoch auf keiner Florida-Runde mit dem Auto fehlen. Und auf der ersten schon gar nicht. Hat man nämlich die zu Hause aufgebauten Bilder vor dem geistigen Auge einmal mit der Realität in Einklang gebracht, kommt die Lockerheit zurück, die spätestens unten in den Bars von Key West entspannt gepflegt werden kann. Aber dazu später.
Zunächst steht natürlich Miami als Startpunkt der Florida-Runde auf dem Programm. Nicht zuletzt, weil es ja inzwischen eine bequeme Direktverbindung mit Austrian von Wien aus gibt. Auch weil sich die Stadt am Meer gerade wieder einmal neu erfindet. Und das vor allem abseits des überlaufenen South Beach mit seinem Art-Deco-Viertel. Dessen Haupt-Flanier- und Lokalmeile, den Ocean Drive, sollte man trotzdem nicht auslassen. Dort herrscht am Abend das übliche Gewimmel, aber Stop-and-go-Verkehr stört hier niemanden, weil eigentlich geht es ja darum, gut zu sehen und gesehen zu werden. Vor allem, wenn man sich etwa eines der allgegenwärtigen Ford Mustang Cabrios als Leihwagen geleistet hat. So ein Abendbummel mit dem Auto wie früher einmal (in welcher europäischen Innenstadt geht das noch?) passt ganz gut zum Eingewöhnen in die neue Umgebung nach der Ankunft am Nachmittag. Zu lange wird man ohnehin nicht aushalten, weil das Schlafdefizit aus dem überlangen Tag im Flieger Tribut fordert.
Als Unterkunft für die Zeit der Eingewöhnung in der neuen Umgebung (und Zeit) bieten sich aus dem überbordenden Hotel-Angebot von Miami und Miami Beach zwei vom Österreicher Harald Bindeus gemanagte Strandhotels an, die keiner der weltweit operierenden Ketten angehören. Das Grand Beach Hotel an der Collins Avenue am North Beach sei all jenen empfohlen, die in der Nähe der Party-Zone von South Beach bleiben wollen, ohne sich dem dortigen Wirbel auszusetzen. Wen ein paar Kilometer mehr entlang der Strandstraße in Richtung Norden nicht stören, wird im Grand Beach Surfside mit einem breiteren Strand, Meerblick schon aus der großzügigen Lobby und einer Umgebung belohnt, deren Geschäften und Lokalen man erfreulicherweise anmerkt, dass sie hauptsächlich mit Stammkunden aus dem Viertel zu tun haben – und nicht vom internationalen Touristen-Mix leben, der weiter unten in South Beach das Tempo vorgibt.
Als Schnupperrunde vor dem Start zur großen Rundfahrt bietet sich für den ersten vollen Tag nach der Ankunft eine Tour hinunter nach Key Biscane an. Die Straße hinaus aus der Stadt nach Biscane ist gebührenpflichtig, bezahlt wird via Nummerntafelerkennung (mehr dazu im Info-Kasten zum Thema Autofahren in Florida). Weiter unten zahlt man dann für die Einfahrt in den Park selbst noch einmal (8 $, ganz konventionell mit Bargeld am Schalter). Aber wenn man etwas Ruhe vom Chaos in Miami sucht, sind sie gut investiert. Hier im Beach-Park läuft das Gegenprogramm. Beschaulichkeit und jede Menge Tiere verschiedenster Arten am Wegesrand – von Pelikanen und Vögeln aller Art über Waschbären bis zu den Leguanen, die hier die Uferfelsen beleben.
Auf dem Rückweg kann man dann noch im Miami Seaquarium einen Stopp einplanen, um neben den im Halbstundentakt laufenden Shows mit diversem Meeresgetier auch jenen Ort einmal live gesehen zu haben, wo seinerzeit die TV-Serie Flipper gedreht wurde. Da alleine der Parkplatz vor dem Seaquarium 10 Dollar kostet, zahlt es sich aus, für den Besuch etwas mehr Zeit einzuplanen und die diversen Shows mit Delfin, Killerwal & Co. auch zu besuchen.
Zurück in Miami, zeigt ein abendlicher Ausflug ins gerade aufstrebende Hipster-Viertel Wynwood mit seinen bunten Graffiti-Wänden, angesagten Lokalen und Boutiquen, dass auch abseits des Ocean Drive in South Beach etwas los ist in der Stadt. Und wer etwa in der Wynwood Kitchen einfällt, um den tagsüber aufgebauten Hunger mit Tapas der spezielleren Art zu stillen, läuft ohnehin nicht Gefahr, dem aufkeimenden Schlaf zu erliegen – davor schützt die Beschallung durch den lokalen DJ zuverlässig.
Am nächsten Tag geht es dann aber los mit der Tour und nachdem man die erste Ernüchterung über den zunächst überschaubaren Fahrgenuss auf dem Highway 1 hinunter in die Keys verdaut hat, wird die Route doch noch zum Erlebnis. Spätestens, wenn man den „Bahia Honda State Park“ erreicht hat. Der liegt 12 Meilen südlich von Marathon und bietet die längsten Sandstrände in den Keys. Flaches Wasser auf beiden Seiten der schmalen Insel mit karibischem Flair, feine Sandstrände und gute Infrastruktur – vom Hafen als Ausgangspunkt für Schnorcheltouren über ausreichend Parkplätze bis zu Bar und Shop ist alles da. Und ein Zugang zu einem Teil der alten Eisenbahnbrücke obendrein, die parallel zu der heutigen Straßenbrücke verlaufen ist und jetzt malerisch verfällt.
Eine halbe Autostunde weiter ist dann das Ende der langen Sackgasse ins Meer erreicht. Als absolut stimmige Bleibe in Key West sei das Ibis Bay Hotel empfohlen. Errichtet in den 50er-Jahren als erstes Hotel in Key West (damals hieß es Beach Hotel) und erbaut mit dem Aushub des Korallenbruchs, der beim Bau der Brücken zu den Keys angefallen ist, erweckt es heute eher den Eindruck eines Motels (die Autos parken im Hof direkt vor der jeweiligen Zimmertür). Vor einiger Zeit von einem australischen Fotografen und Künstler und seinem kubanisch-stämmigen Freund gekauft und wieder hergerichtet, ist heute kein Zimmer gleich wie das andere. In allen werden Fundstücke als Objekte inszeniert und die ganze Anlage lebt von der Individualität als Gegenentwurf zu den genormten Hotels der großen Ketten.
Zusätzliches Argument für Genießer ist das angeschlossene Restaurant. „The Stoned Crab“ profitiert von einer Initiative der Besitzer, die angrenzend einen lokalen Fisch-Markt eröffnet haben, der ausschließlich den Fang lokaler Fischer anbietet und diesen auch an andere Lokale und Private weiterverkauft – aber die erste Wahl hat natürlich der eigene Koch. Die Fischerboote können direkt vor dem Lokal anlegen und abladen, die Mitglieder der Initiative werden dann via eMail oder Posting verständigt, dass frische Ware eingetroffen ist. Der Markt wurde initiiert, um den immer stärker zunehmenden Importen von Meeresfrüchten und Fischen aus Asien ein lokales Gegengewicht entgegensetzen zu können und die Fischer im Ort im Geschäft zu halten.
Spezialität des Hauses sind natürlich die Stone Crabs, die als die „einzigen nachhaltigen Meeresfrüchte“ angeboten werden, weil den Tieren beim Fang nur die Scheren abgenommen werden und sie dann wieder zurück ins Meer kommen, wo die Scheren mit der Zeit („ab dem nächsten Vollmond“, so die Legende) wieder nachzuwachsen beginnen. Serviert werden sie kalt oder warm, in verschiedenen Kombinationen (außerhalb der Schonzeit auch mit lokalem Lobster) und bereits vorgeknackt. Pragmatischerweise (wir sind in den USA) bekommt man als Gast blaue Einweghandschuhe mit den Krabbenscheren mitserviert, mit denen man sich beruhigt ans Werk machen kann, ohne danach größere Säuberungsaktionen starten zu müssen.
Weiterer Pluspunkt des Ibis Bay ist der Gratis-Shuttlebus, mit dem man in die nahe Altstadt von Key West fahren kann. Was nicht nur Parkplatz-technisch ein Vorteil ist, sondern auch keine Probleme bringt, wenn man an den unzähligen Bars im Zentrum nicht nur vorbeigehen will. Schließlich kommt man um Herrn Hemingway hier nicht herum und der hat seine Spuren ja auch in diversen Bars hinterlassen. Beim Besuch seiner zum Museum mutierten Villa zahlt es sich übrigens aus, eine der alle halben Stunden startenden geführten Touren abzuwarten, weil man so am kompaktesten die wichtigsten Fakten mitbekommt – und bei den im ersten Stock ausgestellten Fotos des Meisters am Skihang mit der Weisheit glänzen kann, dass die in Schruns in den „Austrian Mountains“ entstanden sind.
Nächster Fixpunkt des erstmaligen Besuchers von Key West ist eine Tour mit dem Hop-on-Hop-off-Trolley-Bus samt launiger Führung durch den Fahrer. Wer nicht aussteigt, sondern die ganze Tour durchfährt, hat in 90 Minuten die wichtigsten Fakten zu Key West einmal gehört, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen und weiß auch, wo Hemingway gewohnt hat, als er die Villa noch nicht hatte und wo seine bevorzugte Tränke Sloppy Joe damals wirklich war (nämlich nicht am heutigen Standort). Danach kann man immer noch entscheiden, wo man dann selbst länger auf Erkundungstour gehen will – oder auch nur, wo die erste Margarita fällig wird.
Ist Key West einmal erkundet (und hat das erste übermächtige Kreuzfahrtschiff seine Touristen-Ladung vorübergehend gelöscht), geht es beruhigt wieder zurück hinauf in Richtung Miami, um dort noch einmal zu übernachten, oder gleich knapp davor auf den Tamiami Trail in Richtung Westen einzuschwenken. Der führt quer durch die Sumpflandschaft der Everglades und spätestens wenn statt des gewohnten Warnschildes vor Alligatoren das erste mit dem Text „Panthers Crossing“ auftaucht, weiß man, dass hier die Natur regiert. Erkundet werden kann sie mit einem der am Straßenrand angebotenen und sehr populären „Airboat Rides“ (die rasantere, aber wesentlich lautere Variante auf Katamaranen mit Propeller-Antrieb), oder in der beschaulicheren, und Flora wie Fauna des Sumpfes buchstäblich zum Greifen nahe bringenden Version mit dem Stocher-Kahn.
Wer zunächst durchfährt und sich die Sumpf-Erkundung für später aufhebt, rollt nach rund drei Stunden auf dem Tamiami-Trail in Naples am Golf von Mexiko ein. Man merkt sofort, dass es sich um eine Gegend mit wohlhabenden Bewohnern handelt. Alles ist sehr weitläufig angelegt und gut gepflegt, mit viel Grün zwischen den bebauten Flächen, und Golfplätze wechseln sich mit breiten Kanälen mit Marinas ab. Am besten merkt man, wo man hier gelandet ist, wenn man gleich einmal bei einer Sunset-Cruise eincheckt. Die startet (je nach Jahreszeit und Sonnenstand) gegen 18.45 und führt den Gordon River hinaus vorbei an einer ungemeinen Dichte an entlang des Ufers aufgefädelten Millionärs-Villen hinaus bis aufs Meer. Dort wird der Sonnenuntergang zelebriert, bevor es zurück geht. Immer wieder begleiten dabei Rudel von Delfinen das Schiff und haben offensichtlich sehr viel Spaß mit den Wellen des Ausflugsbootes.
Die Dinner-Cruise-Variante der Bootstour kann man sich übrigens sparen, legt man doch am Ende direkt bei „Pinchers Crab-Shack“ in der Tin-City an, einer rustikalen, aber gut ausgelasteten Hütte, in der unkompliziertes, aber herzhaftes Essen zelebriert wird (und wo man für den hier halb gefroren servierten Key Lime Pie Platz lassen sollte).
Die gediegenere Alternative ist es, sich einen Tisch im „1500 West“, dem neu eröffneten Restaurant von Promi-Koch Art Smith (hat 10 Jahre für die US-Talkshow-Queen Oprah Winfrey gekocht) im Naples Bay Resort reservieren zu lassen. Die Karte bietet internationale Küche mit lokalen Produkten und leicht italienischem Einschlag in einer für lokale Verhältnisse eher mittleren Preislage (Vorspeisen um 11, Hauptgang von unter bis gut über 30 Dollar, alles natürlich ohne Steuern und Trinkgeld) und eine recht ausführliche Weinkarte (je rund 4 bis 5 Weine auch glasweise). Spezieller Tipp: Es gibt Plätze im Freien und drinnen im cool eingerichteten Lokal – wobei es selbst an windigen Abenden drinnen (Achtung: Klimaanlage) mehr zieht als draußen.
Hat man im ebenfalls ganz neu eröffneten Hyatt-House direkt gegenüber am Gordon River eingecheckt, muss man dessen Gratis-Shuttleservice gar nicht benutzen, sondern geht einfach zu Fuß nach Hause. Dort – noch ein Spezial-Tipp – sollte man versuchen, das Zimmer 345 im 3. Stock zu vermeiden, das genau unter einem der am Dach angebrachten Kompressoren der Hausklimaanlagen liegt und einen dementsprechenden Brumm-Faktor aufweist.
Naples selbst hat neben Millionärsvillen am Fluss, gediegenen Geschäften an der Fifth Avenue und rund um die Third Street South ein Juwel für Auto-Interessierte zu bieten: das private Collier-Auto-Museum, das in einem imposanten Gebäude die Sammlung der Collier-Familie zeigt, die Naples einst durch den Bau des Tamiami-Trails erst richtig auf die Landkarte gesetzt hat. Die auch für europäische Verhältnisse beeindruckende Ausstellung reicht von Autos aus den Anfängen der Motorisierung (Simplex etc.) bis herauf zum McLaren M1 und hat außerdem einen speziellen Österreichbezug zu bieten. Gleich beim Eingang hängt ein Bild von Jochen Rindt (mit Masten Gregory in Le Mans) und weiter hinten steht das originale LeMans-Siegerauto von Marko/van Lennep mit einer ausführlichen Würdigung der Porsche-Salzburg-Geschichte des damaligen LeMans-Einsatzes neben den Werksteams. Es zahlt sich jedenfalls aus, durch Voranmeldung die Möglichkeit zu bekommen, die nicht durchgehend für Publikum geöffnete Sammlung sehen zu können.
Wer über den Tamiami Trail gekommen ist, kann für die Rückfahrt hinüber an die Atlantikküste getrost die Autobahn (sprich Interstate I-75) nehmen. Das geht dann in der halben Zeit und die endlose Ebene der Everglades-Sümpfe sieht von hier auch nicht wesentlich anders aus. Die gewonnene Zeit ist für Genießer wesentlich besser investiert, wenn sie, an der Küste bei Miami angekommen, kurz in Richtung Norden schwenken und den letzten Stopp der Route in Fort Lauderdale einlegen. Hier gibt es das „Millionärsvillen-am-Wasser“-Spektakel von Naples noch einmal in der atlantischen Variante. Und bei Bedarf auch etwas mehr Partyleben als im eher verschlafenen Naples. In dem von unzähligen Wasserkanälen durchzogenen Zentrum rund um die Las Olas Street wechseln sich gepflegte Geschäfte mit ebensolchen Restaurants und Bars ab (neben den unvermeidlichen Immobilien-Maklern). Vorne an der Küstenstraße beim Strand geht’s eher lauter und lustiger zu, wozu neben mehreren Live-Bands in verschiedenen Lokalen wohl auch die Cocktail-Becher im Format von Kinderbadewannen ihren Beitrag leisten.
Genuss-Reisenden mit Interesse an lokalen Spezialitäten sei jedoch empfohlen, ein paar Meilen entlang des parallel zur Küste verlaufenden und schiffbaren Inland-Kanals weiter nach Norden zu rollen, um in Pompano-Beach die „Local-Food-Tours“ mitzumachen. Der Treffpunkt mit Christine (merkbar italienischer Abstammung, wenn auch schon in der zweiten Generation Amerikanerin), die solche Lokal-Führungen aus privatem Interesse vor Kurzem erfunden und dafür ihren eigentlichen Job aufgegeben hat, ist in einem der wenigen Hotels in der Gegend (sonst wird die Skyline von Hochhaus-Blöcken mit Timeshare-Apartments geprägt).
Hier, auf der Terrasse des Bay Sands Hotels, beginnt die Tour nach einer kurzen Einführung gleich einmal mit einem Cocktail (nennt sich „Pain in the Ass“, ist eine Kreuzung von Pina Colada und einem Rum-Cocktail und bei der Mittagstour eine gewisse Herausforderung), noch bevor die ersten Conch-Fritters (frittierte Muschelfleisch-Bällchen) mit zweierlei Dips für etwas Unterlage sorgen können. Dann geht’s weiter zu den nächsten Lokalen, die alle in der Atlantic Avenue liegen und sich dadurch auszeichnen, dass sie zu keinen Franchise-Ketten gehören, von Ortsansässigen betrieben werden, nur lokale Produkte verwenden – und in die man sonst nie hineingegangen wäre. Was man angesichts der Qualität des Gebotenen – vom Spezial-Sandwich über eine krachende New-York-Style-Pizza bis zum hausgemachten Eis – als Fehler verbuchen hätte müssen. Die Kostproben reichen nicht nur für einen soliden Sättigungseffekt, sie geben auch eine gute Entscheidungsgrundlage dafür, welches der Lokale man dann selbst einmal mit einem eigenständigen Besuch beehren will.
Und wer am Ende der Genussroute durch den Süden Floridas doch schon vom kulinarischen Heimweh gepackt sein sollte, weiß wenigstens, dass es im Checker’s Old Munchen (gegründet von einem ausgewanderten deutschen Koch und jetzt von seinem Enkel mit den Originalrezepten ambitioniert weitergeführt) nicht nur die Wahl zwischen Pils und Weizenbier gibt, sondern – nach all den Krabben, Muscheln und Lobster-Schwänzen der letzten Tage – auch eine originale Rindsroulade wie von Muttern.
Hotels gibt es in Miami wie Sand am Meer. In South Beach etwa drängen sich die Türme der internationalen Luxus-Ketten (und beschatten den Strand ab dem späten Nachmittag nachhaltig). Weil Miami gerade wieder einmal boomt und alle hinwollen, dehnt sich die Hotellerie weiter nach Norden entlang der Collins Avenue aus.
Dort, in North Beach, liegt auch das Grand Beach Hotel , das den Spagat zwischen Leistbarkeit und Luxus versucht, wie der aus Linz stammende Sales&Marketing-Direktor Harald Bindeus erklärt. Übergroße Zimmer mit Küchenblock, in der weitläufigen (und gut gekühlten) Lobby ein Restaurant, Espresso/Gelato-Stand und Bar, sowie neben dem Pool im Garten ein eigener Bereich mit Schirmen und Liegen am (hier eher schmalen) Strand sind zu – für Miami Beach – knapp kalkulierten Preisen (ab rund 200 Dollar pro Zimmer) im Angebot.
4835 Collins Avenue, Miami Beach,
www.miamihotelgrandbeach.com
Noch weiter oben am Strand in einem gerade neu auflebenden, etwas familiäreren Viertel liegt das neue Schwesterhotel Grand Beach Hotel Surfside, das den schöneren Strand und eine Lobby sowie den Garten-Pool mit Blick aufs Meer zu bieten hat.
9449 Collins Av., Surfside,
www.grandbeachhotelsurfside.com
Wie bei den Hotels, spannt sich im Restaurant-Bereich das Angebot von den bekannten Fast-Food-Ketten bis zum Super-Luxus-Gourmet-Tempel. Einen empfehlenswerten Mittelweg bietet da das Market at Edition , die leistbarere und weniger formelle Alternative zum Gourmet-Tempel Matador-Room von Promi-Koch Jean-Georges Vongerichten. Gelegen im noblen Edition Hotel der Ritz-Carlton-Gruppe bietet es qualitativ hervorragendes Essen, das in thematisch getrennten, offenen Kochstationen direkt im Restaurant zubereitet wird und sehr aufmerksames Service. Und wer unbedingt will, bekommt sogar einen Grünen Veltliner vom Nikolaihof in der Wachau (allerdings um 75 Dollar die Flasche, ohne Steuern).
2901 Collins Avenue, Miami Beach
www.editionhotels.com
Eine trendigere Alternative stellt die Wynwood Kitchen im gleichnamigen, gerade vom Armen- zum Künstlerviertel mutierenden Stadtteil Wynwood dar. Mit direktem Blick auf die Wynwood Walls (großflächige Graffiti-Kunstwerke) gibt es Tapas, viel hippe Atmosphäre und Musik vom DJ.
2550 NW 2nd Avenue, Miami,
www.wynwoodkitchenandbar.com
Hotel der Wahl für Nostalgiker mit Hang zum Shabby Chic in Key West ist das Ibis Bay Beach Resort. Nicht zuletzt, weil es neben einem Gratis-Shuttle in die Altstadt (mit einem alten Schulbus) und nächtlichen Erkundungstouren mit Glasboden-Paddelbooten samt LED-Leuchten auch das empfehlenswerte Restaurant „The Stoned Crab“ zu bieten hat (ausschließlich lokale Meeresfrüchte und Fisch in lockerer Atmosphäre direkt am Wasser).
3101 N. Roosevelt Blvd., Key West,
www.ibisbayresort.com
Als Frühstücks-Empfehlung in der Altstadt steht das Blue Heaven hoch im Kurs, was dazu führen kann, dass man sich die Wartezeit auf einen Tisch an der Garten-Bar vertreiben muss (wo nebenan bereits die ersten Bloody Mary als lokale Variante des „Korrektur-Seidls“ in Arbeit sind). Einmal am Tisch angelangt, gibt es die US-Frühstücksklassiker auf der Karte, alles in den erwartbar erwachsenen Dimensionen. Und dem Espresso merkt man erfreulicherweise an, das Kuba von hier nicht mehr weit ist.
Ecke Petrona und Thomas Street,
www.blueheavenkw.com
Erst Ende März neu eröffnet, ist das Hotel Hyatt House eine strategisch günstig gelegene Bleibe mit unverbrauchten und sehr geräumigen Zimmern. Wem es gelingt, das brummige Zimmer 345 zu vermeiden und eines mit Blick auf den Seitenarm des Gordon River zu bekommen, der darf sich auf Besuch von Delfinen direkt vor dem Fenster bzw. Balkon freuen. Ungewöhnlich für US-Verhältnisse: Das Frühstücks-Buffet ist inklusive und niemand nervt am Eingang mit Registrierungs- und Platzzuweisungs-Prozeduren. Allerdings ist ein Espresso auch gegen gutes Geld nicht zu bekommen.
(1345 5th Avenue, Naples, www.HyattHouseNaples.com)
Rustikaler Einstieg in das Dinner-Angebot von Naples ist Pinchers Crab Shack , wo man in der Krabben-Saison von Mitte Oktober bis Mitte Mai den direkten Vergleich mit den Stone Crabs von Key West anstellen, aber auch einen herzhaften Burger bekommen kann. Geprüfte Spezialität des Hauses: Key Lime Pie als Dessert.
Tin City, 1200 5th-Avenue S., Naples, www.pinchersusa.com
Etwas gediegener geht es in dem im Frühjahr neu eröffneten 1500 South von Art Smith zu. Man sitzt mit Blick auf die Marina des Naples Bay Resort und probiert die lokale Version jener Küche, die der namensgebende Meister 10 Jahre lang US-Talkshow-Queen Oprah Winfrey kredenzt hat.
1500 5th Avenue, South Naples, www.1500southnaples.com
Wer sich Zeit für einen Spaziergang durch den sehenswerten Botanischen Garten von Naples nimmt, kann dort im Fogg Café auf frisch zubereitete Stärkungen aus biologischem Anbau zurückgreifen.
4820 Bayshore Drive, Naples,
www.naplesgarden.org
Soll es das große Steak-Dinner sein und will man erleben, wo all die Leute so zwischendurch einmal essen gehen, die hier ihre Traumvillen haben, ist das Continental ein – im wahrsten Sinne des Wortes – wertvoller Tipp. Von Steaks vom US-Black-Angus bis zum japanischen Wagyu-Rind wird alles geboten, was Steak-Esser lieben – denen bei Preisen bis 60 Dollar (netto) pro Gericht nicht der Appetit vergeht.
(1205 3rd Street South, Naples, www.damicoscontinental.com)
Auf dem Las Olas Boulevard im Zentrum von Fort Lauderdale findet der Genussmensch ein breites Angebot verschiedenster Lokale, vom Asiaten über den Fisch- und Meeresfrüchte-Spezialisten bis zum unvermeidlichen Italiener. Wer im Louie Bossi’s einfällt, kann angesichts des ständig brummenden Ladens wenig falsch machen.
1032 East Las Olas Blvd. Fort Lauderdale, www.louiebossi.com
Etwas bodenständiger als in Fort Lauderdale geht es weiter nördlich in Pompano Beach zu. Für Genussmenschen unverzichtbar ist die Pompano Beach Food Tour von Christine Ferris, die beim Marina Bay Sands Hotel startet, zweieinhalb Stunden dauert und während der man nicht nur ausführliche Kostproben bekommt, sondern auch Lokale kennen lernt, an denen man selbst achtlos vorbeigehen würde. www.pompanobeachfoodtours.com
Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann sich auf der offiziellen Webseite des Tourismus-Büros für Florida ausführliche Informationen holen:
www.visitflorida.com
Info zu Key West: www.fla-keys.de
Info zu Naples: www.paradisecoast.de
Info zu Fort Lauderdale: www.suny.org
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