Dass der mächtigste Chinese seit Mao Tse-tung nun zwischen Russland und der Ukraine vermitteln will, nachdem er bereits eine bemerkenswerte Annäherung zwischen den Todfeinden Saudiarabien und Iran zustande gebracht hat, könnte man auch so sehen: Wiedergutmachung an der Welt nach dem Covid-Drama.
Nein, so ist das natürlich nicht. Schuldbewusstsein ist – in vielen Bereichen – keine chinesische Kategorie. Und was die Welt rundum von China hält, ist im Idealfall nett, aber für Peking zweitrangig – es pflegt nach wie vor das Bild von China und den Chinesen als höchster Kultur- und Gesellschaftsform, als Zentrum dieser Welt. Der selbst gegebene Name Reich der Mitte kommt nicht von ungefähr.
Und dem geht es, wenn es in der Welt unterwegs ist, nicht vorrangig, sondern ausschließlich um das eigene Wohl und Wehe. Wirtschaftlich, wo halbe Kontinente neokolonialisiert werden und man ganz nebenher auf dem Sprung zur Nummer eins der Welt ist. Und politisch-systemisch, wo man Allianzen mit gleichgesinnten Partnern sucht und findet.
Schon im Syrien-Krieg stand China an der Seite der Assad-Freunde Russland und Iran, gerade eben gab es gemeinsame See-Manöver. Vom im Westen geächteten Iran kauft China, oft über Dritthändler, Öl. Auch Saudiarabien ist einer der wichtigsten Öllieferanten für den größten Energieverbraucher der Welt. Das Verhältnis des Mohammed bin Salman zum Verbündeten USA ist gerade ein bisschen schwankend, das zu Xi Jinping dafür umso fester. Beide machen gerne Geschäfte mit allen und jedem, beide weigern sich, sich vom Klimaschutz knebeln zu lassen (siehe letzte Klimakonferenz). Und beide sind in Sachen Menschenrechte und Freiheit auf einer unerbittlichen Linie.
Das eint China auch mit dem Iran und mit Russland. Letzteres ist für Peking wirtschaftlich eine vernachlässigenswerte Größe, aber ein Partner im Geiste gegen den im Westen erhobenen Zeigefinger, die Bevormundung im Namen der Demokratie.
China hat kein Interesse daran, dass sich Russland an der Ukraine zerreibt und Putin stürzt. China hat Interesse daran, dass Europa und die USA potenter Handelspartner sind und bleiben. Das ist wohl der Hintergrund für das neuerliche Auftreten Xi Jinpings als Vermittler auf der Weltbühne – was immer für die Ukraine dabei herauskommt. Mitsamt seinen Allianzen sendet der mächtige Chinese aber vor allem auch ein Signal: China nur nicht in seine Interessen hineinzupfuschen.
Kommentare