Wie wäre es, mit der Bahn zu fahren

Norbert Hofer sieht Öffi-Nutzer weniger emotionsgeladen als Autofahrer. Er könnte sich täuschen.
Michael Jäger

Michael Jäger

Vor 20 Jahren brachten die Schweizer Bundesbahnen das Buch „Der Kluge reist im Zuge“ heraus. Heute dürfen sich die Schweizer je nach Ranking als Europa- (Anzahl der Fahrten pro Kopf) oder Weltmeister (zurückgelegte Kilometer pro Kopf) im Zugfahren titulieren. Das dichteste Bahnnetz Europas und attraktive Kurz-Intervalle haben die Schweizer in Scharen auf die Schiene gebracht.

Nicht nur die Schweizer fahren also Bahn. Die Österreicher auch, aber schon deutlich weniger, besonders abseits der Hauptachsen von West- und Südbahn. Entweder fehlen attraktive Zubringer, oder es gibt zu wenige Park-and-Ride-Anlagen, oder es fehlt beides.

Von Verkehrsminister Norbert Hofer ist dazu wenig zu hören. Denn der konzentriert sich gerade darauf, die FPÖ zur Autofahrerpartei Nummer eins hochzustilisieren. Nach Tempo 140 und der Freigabe von Autobahn-Pannenstreifen wetterte er am Sonntag im KURIER gegen den Luft-Hunderter auf der Autobahn.

Es stimmt schon, Hofer hat einigen Städten Geld für neue Straßenbahnen versprochen. Auch ein Österreich-Ticket hat er lautstark angekündigt. Die Diktion ist nicht überraschend, sie passt ja gut zur Regierungslinie.

Aber sonst bemüht sich Hofer nicht besonders um den öffentlichen Verkehr. Ein Blick auf die letzten 30 Studien seines Ministeriums zeigt: Es gibt Untersuchungen zum Rad- und Fußgängerverkehr, aber nicht zur Zukunft der Öffis in Österreich. Damit ist klar, Hofer will primär die Autofahrer, die er als emotionsgeladene Interessensgruppe sieht, bedienen. Die Öffi-Nutzer schätzt er offenbar anders ein. Hofer könnte sich täuschen. Vielleicht verhilft dem Minister die eine oder andere Dienstfahrt mit dem Zug zu einer neuen Einsicht.michael.jaeger

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