Weil sonst nichts geht

Die Zahl der Frauen in Führungspositionen stagniert. Die Ursachenforschung kann man beenden – mit der Quote etwas verändern.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Seit fast zwanzig Jahren verfolge ich journalistisch die Frauenfrage in Universitäten, Politik, Wirtschaft, Unternehmen. Und während es in vielen Bereichen viele Fortschritte gibt: an den Firmenspitzen tut sich traurig wenig. Bei 7,3 Prozent liegt der Anteil der weiblichen Vorstände. Und diese Zahl ist zuletzt auch wieder gesunken. Eine typische Krisenerscheinung: wenn die Zeiten rauer werden, ist die Durchlässigkeit in die Chefetagen noch weniger gegeben. Da wird dichtgemacht, sogar rausgeboxt. Vorstandsposten sind rar, die Männer halten gut zusammen. Niemand gibt gerne Territorium her.

Nur: So ist die Welt nicht (mehr) gestrickt. Frauen haben überall aufgeholt, sich Bildung erkämpft. Sie sind oft besser als Männer – und spielen trotzdem in der Wirtschaftswelt (und Politik) nicht mit. In einer normalen Welt, die zu gleichen Teilen aus Mann und Frau besteht, ist 93:3 keine normale Verteilung. In einer männerdominierten Welt, wo es um Macht und Geld geht, schon.

Es gibt ein Mittel, um diese Schieflage zu ändern. Es heißt Quote und ist erwiesenermaßen sehr wirkungsvoll. Nicht unbedingt die feine Art, aber ist alles fein, in der Wirtschaftswelt? Viele erfolgreiche Frauen ändern im Laufe ihres Lebens diesbezüglich ihre Meinung. Tenor: „Als ich 20 war, dachte ich, mit Bildung kann ich alles erreichen. Mit 30 war ich überzeugt, mit Fleiß an die Spitze zu kommen. Mit 40 habe ich erkannt, dass es Mechanismen gibt, gegen die ich nicht ankomme. Mit 50 weiß ich: nur eine Quote schafft Veränderung.“

Die deutsche Kanzlerin ist vielleicht auch durch diese Gedankenwelt gegangen. „Absolut unzureichend“ findet sie die Zahl der Vorständinnen. Seit Jahresbeginn gibt es deshalb in Deutschland eine Quote – verpflichtend. Weil erwiesenermaßen nichts anderes hilft.

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