Was die SPÖ von den Dänen lernen könnte

Nicht alles darf man kopieren. Aber Denkanstöße bieten die Wahlsieger im Norden allemal.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Die Regierungskrise? Sie wurde als Chance verpasst. Die EU-Wahl? Man hat sie einfach vergeigt. Und in die Nationalratswahl startet die SPÖ mit einem fast schon beängstigenden Rückstand von 17 Prozentpunkten auf die ÖVP.

Nein, es läuft nicht besonders für die Roten. Und so gesehen ist es nur verständlich, wenn Genossen von Wien bis Berlin neidvoll nach Dänemark blicken.

Auch dort führt eine Frau die Sozialdemokratie. Doch im Unterschied zu Pamela Rendi-Wagner hat Mette Frederiksen in der Nacht auf Donnerstag die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt und Platz 1 bei der Parlamentswahl erobert.

Kann die desperate SPÖ etwas lernen von den Genossen im Norden? Vermutlich schon.

Das Naheliegendste, nämlich den restriktiven Migrationskurs einfach zu kopieren, wäre zweifelsohne ein Fehler. Frederiksen pflegt eine abweisende Rechtsaußenrhetorik, sie fordert „mehr Härte bei Abschiebungen“, „Restriktionen beim Familiennachzug“ und „Obergrenzen für nicht-westliche Einwanderer“ – derlei stünde einer Pamela Rendi-Wagner auf einer Wahlkampfbühne wohl kaum zu Gesicht.

Nein, wenn die SPÖ über etwas nachdenken sollte, dann allenfalls über die Tatsache, dass die Dänen mittlerweile große Angst vor der steigenden sozialen Ungleichheit haben – und nachweislich deshalb wieder viel öfter den Sozialdemokraten vertrauen.

Sozialer Ausgleich als Thema? Geschenkt! Erst gestern forderte der frühere Parteimanager Max Lercher, die SPÖ müsse schleunigst wieder Inhalte forcieren. Die Frage ist nur: Wann will sie damit beginnen?

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