Warum die Medienkrise eine Chance ist

Warum die Medienkrise eine Chance ist
Medien geraten politisch, wirtschaftlich und durch Künstliche Intelligenz unter Druck. Genau das ist ihre große Chance.
Richard Grasl

Richard Grasl

Eine der medial verstörendsten Aktionen am Ende des Jahres trug sich in Polen zu. Die neu gewählte linke Mehrheit unter Donald Tusk löste mit einem Federstrich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Nachrichtenagentur auf. Jetzt mag es stimmen, dass die bisher rechtskonservative PiS den Sender vereinnahmt und mit Vertrauenspersonen besetzt hat. Dennoch zeigt sich, wie schnell es gehen kann, dass die Politik in Medien durchgreift. Im übrigen mag man sich gar nicht vorstellen, welchen Aufschrei und welche Sanktionsdrohungen es (zu Recht) in der EU gegeben hätte, wäre dieser Schritt durch eine rechte Regierung erfolgt, aber das ist eine andere Sache.

Medien sind in den vergangenen Jahren unter Druck geraten. Nicht nur politisch, auch wirtschaftlich. Und nicht nur die Zeitungen, wo sich gestiegene Papierpreise, Probleme bei der Auslieferung und der Zug der Werbetreibenden zu Sozialen Medien der US-Internetgiganten besonders niedergeschlagen haben. Auch qualitätsvolle TV-Sender mit guten Nachrichtenangeboten erleiden Verluste, die digitalen Abo-Zahlen von Informationsangeboten stagnieren. Die Jungen (und damit sind nicht nur Teenager gemeint, sondern auch Leser bis zum 40. Geburtstag) zieht es zu Inhalten in Sozialen Medien. Politische Parteien (vornehmlich am rechten und am linken Rand) kommunizieren am liebsten nur noch über eigene Medien, da gibt es keine kritischen Nachfragen, da können ungehemmt Verschwörungstheorien bis hin zu Fake News verbreitet werden. Klassische Medien werden als „Systemmedien“ verunglimpft. Die traditionellen Medien sollten diese Entwicklung als Chance begreifen. Funktionieren die internen Qualitätsstandards, dann gibt es nur bei ihnen überprüfte Informationen, nur hier werden Meinungen von Fakten getrennt, wird ausgewiesen, ob es sich um von Künstlicher Intelligenz generierte Bilder oder Texte handelt. Gerade bei Fotos, aber auch bei Audio- oder Videoaufnahmen besteht die Gefahr, dass sie nicht echt sind.

Der KURIER feiert 2024 sein 70-jähriges Bestehen. Er war und ist seit 1954 einer der wichtigsten Bestandteile der Medienszene und wird das auch bleiben. Die Freizeit, unser erfolgreiches Samstagsmagazin, wird heuer 35. Wir werden dieses Jahr nicht nur mit Rückschau verbringen. Im Gegenteil: Der KURIER wird sich für die Aufgaben am Medienmarkt rüsten. Chefredakteurin Martina Salomon hat in Auftrag gegeben, die besten Ideen für das Land zu sammeln. Denn der KURIER steht nicht nur für kritischen Journalismus (auch abweichend vom medialen Mainstream), sondern auch für konstruktive Ansätze, wie etwa in der Klimakrise. Ich darf mich an dieser Stelle aus der Chefredaktion verabschieden, da ich ab Jänner die Geschäftsführung übernehme. Mit dem klaren Ziel, dass der KURIER Ihr verlässlicher Partner an jedem Morgen bleibt, der Sie informiert, Ihnen aber auch Spaß und Freude bereitet. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein spannendes Jahr 2024.

Richard Grasl

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