Teilzeit-Boom: Wer weniger arbeitet, bekommt verhältnismäßig mehr
Gründe dafür, weniger zu arbeiten, gibt es viele: Familienagenden und Kinderversorgung, der Wunsch nach mehr Freizeit, die viel zitierte Work-Life-Balance oder einfach eine generelle Unlust, zu arbeiten.
Aber auch der Brutto-Netto-Rechner wird für die Wahl des Arbeitszeitmodells gerne herangezogen. Das Steuersystem in Österreich ist progressiv und besteuert demnach Mehrverdiener viel stärker als Wenigverdiener – in Folge also auch Vollzeitbeschäftigte mehr als Teilzeitbeschäftigte. Es ist systemimmanent, dass doppelt so viel Arbeitende nicht doppelt so viel verdienen. Viele Arbeitnehmer stellen sich deshalb die Frage: Wie viel Netto bleibt vom Brutto bei welchem Arbeitszeitmodell; und welcher Arbeitseinsatz zahlt sich wirklich aus?
Ein Rechenbeispiel: Das durchschnittliche Vollzeit-Bruttoeinkommen liegt in Österreich bei zirka 3.500 Euro. Reduziert man die Arbeit um 25 Prozent, reduziert sich die Lohnsteuer um 47 Prozent (von 549 Euro auf 290 Euro). Arbeitet man gar nur noch 50 Prozent, reduziert sich die Lohnsteuer um satte 86 Prozent (auf nur noch 78 Euro). Klar, da bleibt dann insgesamt nur noch wenig im Börsel übrig und diese Teilzeit muss man sich leisten können. Gleichzeitig sollte aber auch gesehen werden, dass Mehreinsatz und Fleiß im heimischen Lohnsteuersystem eben nicht honoriert werden. Und auch das zu einer gewissen Attraktivierung der Teilzeitarbeit beiträgt.
30 Prozent aller Beschäftigten arbeitet nicht voll (siehe Bericht ab Seite 8), der Wunsch nach Teilzeitanstellungen wächst stark, trotz aller Nachteile, die das mit sich bringt. Es wäre wichtig, Mehrleistung wieder attraktiver zu machen. Der volle Arbeitseinsatz muss sich stärker lohnen, auch in Anbetracht des akuten Fachkräftemangels.
Kommentare