Medien als Terrorhelfer

Porträt eines Mannes mit Brille und blauem Sakko vor dem Schriftzug „Kurier Kommentar“.
Der Rushdie-Attentäter durfte ein Interview geben – ein Medienskandal der Sonderklasse.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Der Attentäter, der den britisch-indischen Autor Salman Rushdie auf offener Bühne  niedergestochen und fast umgebracht hat, hat der New York Post ein Video-Interview gegeben. Darin durfte er räsonieren, dass er den Autor der „Satanischen Verse“ nicht mag, dass er den verstorbenen iranischen Revolutionsführer Khomeini verehrt – und dass er sich wundert, dass Rushdie die Messerattacke überlebt hat.

Und alle, fast alle Medien dieser Welt, haben das Interview zumindest online übernommen; manche, auch der KURIER, haben es nach einer Schrecksekunde wieder offline gestellt. Gut so.

Denn die Video-Aufnahme ist ein Medienskandal der Sonderklasse. Möge 100-mal argumentiert werden, audiatur et altera pars, auch die andere Seite zu hören, sei eine hehre Aufgabe des Journalismus: Dem auf einem Heimatbesuch im Libanon radikalisierten 24-jährigen Amerikaner eine Plattform zu geben, seine krause Weltsicht zu präsentieren und dem schwer verletzten Rushdie ins Krankenzimmer nachzuspucken, hat nichts mit Journalismus zu tun. Sondern nur damit, dass sich Medien viel zu oft zum Werkzeug von Terroristen machen, ihre (Angst-)Botschaft transportieren.

Die New York Post hätte das Interview vermelden und die Seite weiß/den Bildschirm schwarz lassen können – Motto: Nicht mit uns. Aber die Sensationsgier war größer. Pfui Teufel.

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