Probier’s mal mit Gemütlichkeit
Früher mussten die Mitarbeiter für die Firmen tanzen, jetzt ist es umgekehrt. Firmen müssen tanzen, um Mitarbeiter zu finden. So sagt es AMS-Chef Johannes Kopf sinngemäß und spielt auf die Situation auf dem Arbeitsmarkt an. Fachkräfte dringend gesucht: das Phänomen spitzt sich zu, weil die Babyboomer in Pension gehen und geburtenschwache Jahrgänge nachkommen. Und Mitarbeiter eben nicht nachkommen – weil sie schlichtweg fehlen.
Das führt zu einer Arbeitswelt unter neuen Vorzeichen: Mitarbeiter können ihre Erwartungen raufschrauben; Unternehmen müssen mehr bieten, um überhaupt für Arbeitnehmer attraktiv zu sein. Mehr Rücksicht auf Bedürfnisse, mehr Nachsicht einer ganzen Generation gegenüber – und ihren Wünschen.
Und die können groß sein: Home Office als Basis, Teilzeit-Modelle und lange Wochenenden, flexible, selbstständige Einteilung, selbstbestimmtes Arbeiten, Auszeiten, hohe Gehälter und Zusatz-Benefits. Die junge Generation legt Wert auf Vereinbarkeit, Flexibilität und Work-Life-Balance. Sie wollen das Leben genießen.
Ob damit die großen Herausforderungen der nächsten Dekaden gelöst werden können? Man darf sich – gerade als Generation-X-Denkende – schon fragen, was aus Karrieren wird, die man ohne den großen Extra-Aufwand verfolgt. Wird ein Halbtags-Job ausreichen, um die Ansprüche ans eigene Leben zu erfüllen? Um gesellschaftlich wichtige Agenden wie Klimawandel, Staatsverschuldung, Pandemie-Nachwirkungen zu bewältigen? Oder wie es eine Kollegin vom Spiegel jüngst trefflich formuliert hat: Funktioniert die Rückzahlung der schwindelerregenden Neuverschuldung auch in Teilzeit? Geht Zeitenwende auch ganz gemütlich? Wenn ja, ist alles gut. Vielleicht erleben wir aber auch das große Aufwachen einer ganzen Generation.
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