Probier’s mal mit Gemütlichkeit

Die Ansprüche der Jungen an den Arbeitgeber sind groß, an das eigene Leben auch. Aber was kann in Teilzeit dabei rauskommen?
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Früher mussten die Mitarbeiter für die Firmen tanzen, jetzt ist es umgekehrt. Firmen müssen tanzen, um Mitarbeiter zu finden. So sagt es AMS-Chef Johannes Kopf sinngemäß und spielt auf die Situation auf dem Arbeitsmarkt an.  Fachkräfte dringend gesucht: das Phänomen spitzt sich zu, weil die Babyboomer in Pension gehen und geburtenschwache Jahrgänge nachkommen. Und Mitarbeiter eben nicht nachkommen – weil sie schlichtweg fehlen.  

Das führt zu einer Arbeitswelt unter neuen Vorzeichen: Mitarbeiter können ihre Erwartungen raufschrauben; Unternehmen müssen mehr bieten, um überhaupt für Arbeitnehmer attraktiv zu sein. Mehr Rücksicht auf Bedürfnisse, mehr  Nachsicht einer ganzen Generation  gegenüber – und ihren  Wünschen.

Und die können  groß sein: Home Office als Basis,  Teilzeit-Modelle und lange Wochenenden, flexible, selbstständige Einteilung, selbstbestimmtes Arbeiten, Auszeiten, hohe Gehälter und Zusatz-Benefits. Die junge Generation legt Wert auf Vereinbarkeit, Flexibilität und Work-Life-Balance. Sie wollen das Leben genießen.

Ob damit die großen Herausforderungen der nächsten Dekaden gelöst werden können?  Man darf sich –  gerade als Generation-X-Denkende –   schon fragen, was aus Karrieren wird, die man  ohne den großen Extra-Aufwand verfolgt. Wird ein   Halbtags-Job ausreichen, um die Ansprüche ans eigene Leben zu erfüllen? Um gesellschaftlich wichtige Agenden wie Klimawandel, Staatsverschuldung, Pandemie-Nachwirkungen zu bewältigen? Oder wie es eine Kollegin vom Spiegel jüngst trefflich formuliert hat: Funktioniert die  Rückzahlung der schwindelerregenden Neuverschuldung auch in Teilzeit? Geht Zeitenwende  auch ganz gemütlich? Wenn ja, ist alles gut. Vielleicht erleben wir aber auch das große Aufwachen einer ganzen Generation.   

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