Soll der Lobautunnel trotzdem gebaut werden?

Lobautunnel
Ministerin Gewessler sagte den Großbau ab. Braucht es ihn dennoch?

Es war die verkehrspolitische Bombe mit koalitionären Folgeschäden: Verkehrsministerin Eleonore Gewessler (Grüne) hat den von Wien und Niederösterreich ersehnten Lobautunnel aus Klimaschutzgründen abgesagt. Die Bundesländer zeigten sich verschnupft, der Koalitionspartner ÖVP wurde kalt erwischt. Stellt sich die Frage: Brauchen wir den Bau wirklich?

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Vor 20 Jahren hatten sich die Landeshauptleute von Wien und Niederösterreich zusammengesetzt, um den Ring um Wien zu planen. Der Hauptgrund war, die Bundeshauptstadt und dort vor allem die berüchtigte Südosttangente vom Durchzugverkehr zu entlasten. Und damit die Lebensqualität für die Menschen in Wien zu heben.

Bis auf 20 Kilometer, bis auf den Lobautunnel und ein Stück der Schnellstraße S1 ist alles fertig. Dass der damalige Bürgermeister Michael Häupl den Lückenschluss nicht sofort umgesetzt hat, rächt sich jetzt. Umweltministerin Leonore Gewessler hat seinem Nachfolger Michael Ludwig das Projekt jetzt praktisch abgedreht. Gewessler argumentiert den Stopp mit Klimaschutz und Bodenverbrauch. Das klingt vernünftig und wird von den Umweltschützern auch beklatscht. Tatsächlich ist es bloß populistisch auf Kosten der Bundeshauptstadt und der Region rund um Wien.

Ob es für den Klimaschutz besser ist, ob sich die Lkw-Lawine fast täglich auf der Südosttangente durch Wien quält – Stau inkludiert – als dass mit einer Umfahrung der Durchzugsverkehr vom Stadtverkehr getrennt wird, ist die Frage. Ich glaube nicht. Der Bodenverbrauch ist bei einer Untertunnelung der Lobau auch nicht das wirklich schlagende Argument. Und ein gewisses Straßennetz wird man auch in Zukunft brauchen, gleichgültig, ob die Fahrzeuge mit Diesel oder mit Strom betrieben werden.

Lobautunnel und S1 sind keine Justamentprojekte der Betonier-Lobby. Sie sind das Ergebnis von unzähligen Expertengutachten. Selbst die Wiener Grünen, die vor allem den Lobautunnel unter die Lupe genommen hatte, erhielten eine Expertise, die nicht gegen den Tunnel war. Das kann man natürlich alles ignorieren. Aber das ist ganz sicher nicht im Sinne künftiger Generationen.

Martin Gebhart ist Leiter des Ressorts Chronik im KURIER.

Soll der Lobautunnel trotzdem gebaut werden?

Martin Gebhart.

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