PRO
Letztens in der Berliner U-Bahn. Die meisten Fahrgäste steigen mit Mundschutz ein. Bis auf wenige. Haben die in Berlin eigentlich noch Maskenpflicht? Das bleibt vorerst unbeantwortet, zu kostbar die Zeit des Städtetrips, um mit solcher Petitesse verschwendet zu werden. Lieber nach der Maske kramen.
In Wien kündigt der Bürgermeister jetzt eine Verlängerung der Maskenpflicht über den ganzen Winter hinweg an. Dass manche aufschreien, war zu erwarten. Stichwort: Wie lange denn noch? Argumentiert wird mit Unverständnis. Im Zug von Wien nach Niederösterreich an der Grenze die Maske abnehmen zu dürfen, ist in der Tat auch für Maskenbefürworter nicht nachvollziehbar. Die Uneinheitlichkeit der Regeln eignet sich vortrefflich als Argument pro und contra Maskenpflicht.
Selbstverständlich geworden ist das „Gesichtsfetzerl“ aber längst. Wo ist das Problem? Es gibt keines! Vom eigenen Atem beschlagene Brillengläser einmal ausgenommen. Unangenehm war schon vor der Pandemie, in dicht besetzten Öffis auf Tuchfühlung mit Unbekannten gehen zu müssen (samt ihrem Atem). Maskiert drängt man jetzt mitunter doch noch in einen vollen Waggon.
Der Nutzen der FFP-2-Maske – hoher Schutz davor, sich oder andere zu infizieren – ist wissenschaftlich längst erwiesen. Gerade in der kalten Jahreszeit, wo neben SARS-CoV-2 auch diverse Erkältungs- und Influenzaviren kursieren, schadet ein zusätzlicher Schutz sicher nicht. Auch das Spitalspersonal wird es danken. Dieses Mindestmaß an Verantwortung gegenüber den Mitmenschen sollte man aufbringen können. Zumindest in Öffis, Apotheken, Spitälern, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen. Was übrigens auch in Berlin verpflichtend ist. Bis 21. Dezember. Vorerst.
Ingrid Teufl ist Redakteurin im Ressort Lebensart
CONTRA
Wer regelmäßig mit Bus, U-Bahn oder Straßenbahn fährt, merkt es schon lange: Die Maskenpflicht wird von vielen schlicht ignoriert. Da helfen auch die Durchsagen in sämtlichen Sprachen und prominent angebrachte Gebotsschilder nicht mehr. Nicht einmal die, die ihre Maske unterm Kinn hängen haben (warum eigentlich?) schaffen es, das kleine Stückchen Stoff nach oben zu ziehen, wenn sie in die Öffis einsteigen. Verärgerte Aufrufe der Busfahrer, die Maske doch aufzusetzen, beobachtet im Bus 5B, ernten nur gelangweilte Blicke. Ist die Abschaffung der Maskenpflicht also überfällig?
In ihrer jetzigen Form, ja. Die Pflicht wird viel zu wenig durchgesetzt, Kontrollen gibt es – so scheint es zumindest – so gut wie keine. Oder wie oft haben Sie schon erlebt, dass jemand ohne Maske erwischt und sanktioniert wird? Erschwerend kommt hinzu, dass Wien als einziges Bundesland übrig geblieben ist, in dem es eine solche Regelung gibt. Das führt zu der absurden Situation, dass pünktlich zur entsprechenden Durchsage an der Stadtgrenze die meisten Fahrgäste in den Zügen die Maske auf- oder absetzen – je nach Fahrtrichtung.
Auch Hygiene-Expertin Miranda Suchomel, MedUni Wien, sagte zuletzt, dass sie es bei den derzeitigen Infektionszahlen schwierig finde, auf einer Maskenpflicht in Verkehrsmitteln zu bestehen. Das Tragen der Maske solle in die Eigenverantwortung übergeben werden.
Ja, das Virus ist ansteckend. Ja, es kann zu schweren Erkrankungen und Long Covid führen. Und ja, die Maske schützt vor Ansteckung. Sie zu tragen, wenn man selbst niest und hustet, aber nicht zu Hause bleiben kann, sollte selbstverständlich sein. Eine zahnlose Pflicht in Zeiten niedriger Infektionszahlen und gut verfügbaren Impfstoffen bringt aber keinem etwas.
Elisabeth Gerstendorfer ist Redakteurin im Ressort Lebensart.
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