Bei Forderungen nach weiteren Zuschüssen sind der Fantasie ja keine Grenzen gesetzt: Wie wäre es mit Zinszuschüssen für Eigentümer, weil die Zinsen gestiegen sind? Baukostenzuschüsse, weil Maurer und Baumaterialien immer teurer werden? Essensbons für Supermärkte und Gasthäuser (einen Schnitzelzuschuss hatten wir ja schon einmal)? Der Zuschuss für Wirte, die traditionellen Schweinsbraten und Kalbsleber anbieten, steht bereits im schwarz-blauen Koalitionsabkommen in Niederösterreich. Und vielleicht brauchen wir ja zum Urlaubsgeld auch noch einen Urlaubszuschuss, natürlich nur wenn man in Österreich urlaubt. Wenn einem ein Urlaub an der südfranzösischen Côte d’Azur mittlerweile billiger vorkommt als in Österreich, wird auch darüber bald diskutiert werden müssen.
Auch Telefonieren wird teurer, die neue ORF-Abgabe trifft 400.000 neue Haushalte. Kann man ihnen auch helfen?
Das Mega-Problem dabei: All das hilft zwar dem einzelnen Bezuschussten. Doch es treibt die Preise weiter in die Höhe. Seit nun bald einem Jahr liegt die Inflation Österreichs über dem Durchschnitt der Eurozone. Spanien und Belgien haben eine nur halb so hohe Preissteigerung wie wir, weil dort direkt in Preise eingegriffen wurde, etwa durch Steuersenkungen auf Lebensmittel oder mit gesetzlichen Deckeln. Bei uns jedoch befeuert die Politik mit der lockeren Geldpolitik die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale. In dieser sind wir voll angekommen, und sie ist gefährlich.
Ein Beispiel: Wenn Bauarbeiter künftig fast zehn Prozent mehr verdienen und das Einstiegsgehalt bei über 2.600 Euro liegt, kann man sich ausrechnen, dass Bauen viel teurer wird. Damit steigen die Mieten in diesen Neubauten. Damit steigt die Inflation. Damit werden die nächsten Lohnrunden noch teurer, die Spirale dreht sich immer schneller. Disclaimer: Auch wir Journalisten verdienen künftig 8,6 Prozent mehr. Wie das Verlage in ihren durch hohe Papierkosten ohnehin angespannten Kalkulationen unterbringen können, ist erwartbar: Auch hier werden die Preise weiter steigen.
Das ist jetzt keine Kritik an den Verhandlern der Gewerkschaft: Klar müssen sie für ihre Mitglieder die volle Inflationsabgeltung fordern. Das Problem ist die Inflation selbst. Zunächst nur durch Energieknappheit getrieben, ist sie eine geworden, die sich jetzt durch die gesamte Volkswirtschaft dreht. Und zwar mit jedem Lohnabschluss und jedem neuen Zuschuss immer schneller und bedrohlicher.
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