Bei den Sozialdemokraten in Österreich sollte man nun allerdings nicht nur darüber klagen, dass in Europa wieder eine linke Regierungschefin verloren gegangen ist. Vielmehr ist diese Niederlage ein Lehrstück dafür, dass ein Politstar allein nicht genügt, um als Sieger vom Platz zu gehen. Genauso müssen die Themen mehrheitsfähig sein, um Wählerinnen und Wähler hinter sich zu versammeln. Und im Gegensatz zur finnischen Parteikollegin ist man in der Wiener Löwelstraße noch lange nicht so weit, um den Menschen erklären zu können, wofür man steht. Derzeit ist alles darauf ausgerichtet, endlich die personelle Frage zu klären. Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil, Andreas Babler und zig weitere Kandidaten wollen von den SPÖ-Mitgliedern wissen, wer die Partei in Zukunft führen soll. Von Themen war da noch nicht viel die Rede.
Wobei es Hans Peter Doskozil und Andreas Babler sicher leichter haben, mit ihren Vorstellungen bei den Mitgliedern zu punkten. Sie können auf ihre Maßnahmen im Burgenland bzw. in Traiskirchen verweisen. Doskozil hat in seinem Bereich den Mindestlohn, die Anstellung von pflegenden Angehörigen oder einen Eingriff in den Wohnungsmarkt umgesetzt. Babler beweist, dass in einer Stadt mit dem größten Flüchtlingslager der Republik ein Zusammenleben funktionieren kann.
Pamela Rendi-Wagner tut sich da schwerer. In der Opposition hat die Bundes-SPÖ weder Themen umsetzen, noch ein Profil gewinnen können. Das Modell des burgenländischen Mindestlohns wollte man nie so richtig vertreten, beim Thema Asyl weiß man bis heute nicht, ob man von einer Krise reden soll oder nicht. Beim Kampf gegen Teuerung und hohe Energiepreise konnte man nicht zuletzt wegen der Turbulenzen der Wien Energie nie so richtig punkten.
Momentan sieht es allerdings nicht so aus, als ob Themen beim innerparteilichen Rivalenkampf eine große Rolle spielen. Da scheint es mehr um Revanchismus, Seilschaften und Funktionärsnetzwerke zu gehen. Wobei am Ende der Befragung die Gräben zwischen den einzelnen Lagern dann bereits so tief sein könnten, dass man diese auch mit gemeinsamen Themen nicht mehr zuschütten kann.
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