Mit voller Wucht

Krise, Kurzarbeit, Kündigungen, von heute auf morgen. Und man darf auch fragen: Warum hat kaum ein Unternehmen für schlechte Zeiten vorgesorgt?
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Manche Rekorde, wünscht man sich, sollen nie gebrochen werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Arbeitsmarkt in Österreich in Trümmern, die Arbeitslosigkeit war erdrückend hoch. In dieser Woche, am 1. April 2020, schnellte die Arbeitslosigkeit auf einen noch nie da gewesenen Rekordwert seit 1946: 562.500 Menschen sind ohne Job, weitere 250.000 Menschen zur Kurzarbeit angemeldet.

Und es ist zu befürchten, dass der Höhepunkt noch nicht erreicht ist. In den nächsten Wochen wird ein weiterer Anstieg erwartet. Denn: Wo kein Geschäft, da keine Jobs.Dass wir das jetzt erleben, hätte vor wenigen Wochen niemand gedacht. Das Runterfahren einer Volkswirtschaft auf ihr existenzielles Minimum hat augenblicklich massive Folgen auf die Beschäftigung.

Wobei die Schnelligkeit und Wucht, wie hier der Arbeitsmarkt getroffen wird, schon überraschen darf. Kündigungen erfolgen innerhalb weniger Tage nach Bekanntgabe der Corona-Maßnahmen, die Anmeldungen zur Kurzarbeit werden im Eiltempo durchgeführt.

Kein finanzieller Polster

Einen finanziellen Polster, um Mitarbeiter zumindest für wenige Wochen durch die schwerste Krise der Zweiten Republik zu führen, haben sehr oft weder die großen Konzerne noch die Klein-und Mittelbetriebe.

Und man fragt sich, warum eigentlich nicht? Liegt es nicht in der Verantwortung jedes Managements, in den guten Jahren für schlechte vorzusorgen? Sind Rücklagen nicht des Kaufmanns große Tugend? Leben wir auch in der Wirtschaft von der Hand in den Mund? Und wo ist die Verantwortung und Vorsorge der Firmen für Krisen – oder haben alle geglaubt, dass es so etwas nicht mehr gibt?

Wir brauchen eine neue Form des Wirtschaftslebens. Möge Nachhaltigkeit nicht nur im Umweltbereich, sondern auch in der Betriebswirtschaft Einzug halten.

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