Zuhören tut nicht weh. Wenn doch, dann nur ein bisschen

Hast du es schon gehört? Die Cousine von der Zwirni-Tant’ – weißt eh, die du damals 1989 bei diesem Begräbnis in Schasklampersdorf getroffen hast – hat einen Freund. Und dieser Freund hat einen Hund, der sich immer beim Huber-Toni – weißt eh, das ist der mit dem maroden Zaun rund ums Haus, aber Geld hat der wie Heu unter der Matratze versteckt – die Hendln aus dem Garten stiehlt.

Familientreffen sind beizeiten ein Quell sprudelnder Inspiration. Wenn aufgezählt wird, wer wann wen zum letzten Mal gesehen, wer inzwischen an welchen Leiden verstorben oder zumindest kurz davor ist, die ewige Weite zu suchen, wer „wirklich was aus sich g’macht hat“ und wer noch immer herumsandelt, heißt es einfach: zuhören. Die Erzählerinnen und Erzähler möchten keine Antworten auf ihre Fragen, sie möchten schon gar keine Einschätzung der Lage, und Details nachzufragen ist eine Respektlosigkeit sondergleichen.

Skandal & Techtelmechtel

Angeblich ist man ja alt, wenn man nur mehr in der Vergangenheit lebt, ständig in Erinnerungen schwelgt und nichts Spannendes, Neues mehr vom Leben erwartet. Das trifft auf obig beschriebenes Klientel trotz fortgeschrittenen Alters nicht zu: Diese Damen und Herren erwarten ständig, dass sich was tut. Ein kleiner Skandal im Pfarrgemeinderat, eine wilde Diskussion im Seniorenheim oder das heftige Techtelmechtel zwischen Fußpflegetermin und Arztbesuch: Das macht den Alltag doch erst richtig spannend!

Ob dann alle, die gerade in anderen Lebensphasen unterwegs sind, detailgetreu darüber informiert werden müssen, darüber lässt sich streiten. Wobei: Alle heiligen Zeiten ein bisschen zuhören, tut nicht weh – oder nicht sehr zumindest. Lebensweisheiten fürs Stammbuch gibt’s gratis dazu.